Dollnstein
Vorbild für den Fernen Osten

Chinesische Delegation informierte sich bei Ratiotherm in Dollnstein über "kaltes" Nahwärmenetz

18.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:21 Uhr
Fernost im Altmühltal: Eine 15-köpfige Delegation aus China informierte sich beim Dollnsteiner Wärmespezialisten Ratiotherm über neueste Techniken und die damit verbundene Energieeinsparung. −Foto: Bauer

Dollnstein - China kennt Dollnstein.

15 chinesische Vertreter von Wirtschaft, Politik und Forschung sind zu Ratiotherm gekommen, um die Technologie des "Kalten Nahwärmenetzes", alternative Netzstrategien und energiesparende Heizsysteme kennenzulernen. Zur Delegation gehörten auch Guo Qiang, der Bürgermeister von Changzhi, einer Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern in der Provinz Shanxi, und Bao und Yang, zwei Mitarbeiter des Stützpunktpartners der Dollnsteiner Firma Ratiotherm in China.

Im Werk selbst besichtigten die Gäste die Produktionshallen. Diplomingenieur Michael Westermaier, Leiter Vertrieb und Marketing, informierte sie in einer ausführlichen Präsentation über das "Projekt Dollnstein" mit der Betriebsweise Kalt/Warm im Wechsel: Dabei wurden die geringen Strahlungsverluste des Leistungsnetzes im Sommerbetrieb deutlich. Die Solarthermie könne hervorragend eingebunden werden und hohe Deckungsanteile erwirtschaften. Energiequellen sind Sonne, Flüssiggas und die Umweltwärme aus dem Grundwasser. Die Versorgung der Haushalte passe sich der Jahreszeit an. Es werde bedarfsgerecht und variabel genau die Wärme geliefert, die die Haushalte brauchen.

Westermaier erklärte auch die "intelligente, schlaue digitale Steuerung". So werde durch die Optimierung der Nutzung eine sehr hohe Wärmeeffizienz erreicht. Die Trassenlänge beträgt 1829 Meter. 27 Hauptanschlüsse gibt es, zwölf weitere sind vorbereitet. Das kalte Wärmenetz in Dollnstein wurde 2014 realisiert. Als weitere Beispiele der Umsetzung dieser Technologie nannte der Ingenieur die Nah-Wärmenetz-Projekte von Ratiotherm in Bodenmais, Oberviechtach, Haßfurt und Meitingen.

Alfons Kruck, einer der Gesellschafter von Ratiotherm, erklärte, wie es in Dollnstein zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes kommt: Wärmepumpen benötigen als Antriebsenergie Strom. Der Strom wird in Dollnstein für alle im Netz angeschlossenen Wärmepumpen mittels eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerks erzeugt. Der Strom und die anfallende Wärme werden über das Nahwärmenetz verteilt. Kruck: "Der CO2-Ausstoß vor dem Nahwärmenetz lag in Dollnstein bei circa 420 Tonnen pro Jahr, nun ist er bei 180 Tonnen. Wenn alle Anschlüsse in Betrieb sind, wird dieser bei 120 Tonnen pro Jahr liegen. Das Ziel der Regierung, bis zum Jahr 2030 55 Prozent CO2 einzusparen, hat Dollnstein derzeit schon erreicht. "

Das Interesse der chinesischen Delegation an der innovativen Technik war sehr stark. So schloss sich ein lebhafter Austausch zwischen den Gästen, den Stützpunktpartnern und den Dollnsteiner Vertretern an. Dabei ging es vorwiegend um die Umsetzung des effizienten Wärmenetzes und dessen Kosten. Bei der Diskussion wurde deutlich, dass China Wege sucht, Energie einzusparen.

Durchgeführt wurde die Bildungsreise der Chinesen von der "Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit" (GIZ) und der Renewables Academy Berlin, deren Projektdirektor Harke Henning bei der Delegation war. Die chinesische Delegation bereiste Vorzeigeprojekte in Dollnstein, Augsburg, Salzburg und Wien. Stephan Weinzierl, zuständig für den "Vertrieb International", managte den Besuch in Dollnstein. Für ihn ist klar: "Die internationale Vernetzung ist heute so wichtig wie nie zuvor. Stützpunktpartner haben wir in Italien, Südtirol, Österreich, Schweiz, Spanien, Rumänien, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande und China. " Vom Kommunalunternehmen "Energie Dollnstein" nahmen an der Gesprächsrunde der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Wilhelm Radmacher, und Thomas Kerner als Vorstand teil.

zba