Hilpoltstein
"Das, was Sie machen, ist Gold wert"

Zehn Jahre Pflegestützpunkt im Landkreis Roth - Immer noch eine Seltenheit in Bayern

09.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:56 Uhr
Das aktuelle Stützpunktteam 2021: Petra Lobenwein, Kerstin Fink, Brigitte Kupfer und Stützpunktleiter Gerhard Kunz (von links). −Foto: Landratsamt

Hilpoltstein/Roth - Es klingt so einfach wie selbstverständlich - eigentlich: Eine Stelle, die einem beisteht und koordiniert, wenn Pflege gebraucht wird, es um Einstufungen bei den Pflegegraden geht oder man Vorkehrungen treffen möchte für barrierefreies, seniorengerechtes Wohnen.

So etwas sollte es eigentlich überall geben, tut es aber nicht. Umso erwähnenswerter ist es, dass im Landkreis Roth der Pflegestützpunkt in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Als der Startschuss 2011 fiel, war eigentlich von der Staatsregierung Größeres geplant. 60 unabhängige Beratungsstellen sollten in Bayern bis Ende 2010 entstehen. Ein hehres Ziel, das bislang nicht erreicht wurde. Wie auf der Seite des Staatsministeriums zu erfahren ist, sind es aktuell 14 in Bayern. Demnächst kommt in der Boomregion Ingolstadt ein weiterer hinzu.

So wohlwollend das Thema bei den Bürgern aufgenommen wird, so problematisch scheint es für Institutionen, Kassen und Verbände zu sein. So waren wohl die Worte von Landrat Herbert Eckstein (SPD) am Montag im Ausschuss für Seniorenarbeit, Soziale Angelegenheiten und Inklusion zu verstehen. "In der Zeit, als wir begonnen haben, war das nicht opportun", erinnerte er an die Jahre 2010 und 2011. Er habe da was gemacht, was dem Verband nicht gefallen habe. "Das durchzukämpfen war einzigartig", sagte Eckstein. Allerdings hätte die Idee nicht gefruchtet, wenn die Umsetzung nicht gelungen wäre. "Weil hier gute Arbeit geleistet wurde, stand auch die Förderung nie infrage. " Es gebe wenige Bereiche, wo "so viel Positives bei mir ankommt".

Dass zehn Jahre Pflegestützpunkt in Coronazeiten nicht gebührend gewürdigt werden können, das stimmte nun Eckstein "fast ein wenig traurig". Gehöre doch der Stützpunkt zu den Erfolgsgaranten im Landkreis Roth. Ein Indikator ist für Eckstein auch die hohe Kontinuität im Team. Gehörten doch neben Stützpunktleiter Gerhard Kunz auch schon Brigitte Kupfer und Petra Lobenwein dazu.

Angenommen wurde der Stützpunkt von den Menschen ab seiner Eröffnung am 1. Februar 2011. Im ersten Jahr waren es über 1000 persönliche und mehr als 2100 telefonische und schriftliche Beratungen. Seither summierten sich die persönlichen Beratungen auf mehr als 12000, schriftlich und telefonisch waren es knapp 26500. Auch Hausbesuche hat das Team mittlerweile über 2000 gemacht, in 4000 Fällen wurde weitergeholfen, wenn es darum ging, eine Wohnung altersgerecht beziehungsweise barrierefrei zu machen.

Im Schnitt haben die persönlichen Beratungen ein Drittel ausgemacht, 2020 hat sich das wegen Corona verschoben, der schriftlich/telefonische Anteil macht nun das dreieinhalbfache aus. Was sich sicher wieder ändern wird, denn Kunz sieht den "Schwerpunkt in der persönlichen Beratung". Zudem bietet der Stützpunkt normalerweise rund 40 Vorträge an, 2020 war es noch einer.

"Das was Sie machen, ist Gold wert und jeden Euro, den wir davon ausgeben", sagte Christine Rodarius (SPD). Dieses Gerenne von Pontius zu Pilatus, "das haben wir damit im Griff". Alleine die Tatsache, dass Ingolstadt erst jetzt im April einen Pflegestützpunkt eröffnet, "zeigt doch, was wir leisten", sagte Lissy Wild-Heyder (CSU).

HK

Rainer Messingschlager