„Positiv-Liste verlesen“

Passauer Theologe warnt: Nikolaus soll Kinder nicht schimpfen

06.12.2022 | Stand 18.09.2023, 6:21 Uhr

Der Nikolaus sollte nett zu den Kindern sein, mahnt der Passauer Theologe Hans Mendl. −Symbolbild: Felix Hörhager/dpa

Der Passauer Theologe Hans Mendl hat sich dafür ausgesprochen, den Heiligen Nikolaus nicht für schwarze Pädagogik zu vereinnahmen.



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Damit werde die ursprüngliche Bedeutung des Heiligen pervertiert, schreibt der Religionspädagoge in einem am Montag veröffentlichten Beitrag für das Internetportal „feinschwarz.net“ in Graz. „Wenn es eine Schutzorganisation für missbrauchte Heilige geben würde, müsste man den heiligen Nikolaus dort melden“, so Mendl.

Der Nikolaus darf nicht furchteinflößend sein



Der heilige Bischof von Myra müsse befreit werden von der Rolle eines furchteinflößenden, moralisierenden Boten, der mit einem Sündenregister von Familie zu Familie wandere, so der Professor. Stattdessen sollte in dem Brauch zum Ausdruck kommen, dass Nikolaus ein Mann der Kirche und der Caritas gewesen sei, der „zeitlebens Menschen froh und glücklich machte“. Religiöse Erziehung sei grundsätzlich so anzulegen, dass vor jedem Leistungsanspruch die vorbehaltlose Zuwendung Gottes zu jedem Menschen vermittelt werde.

Mendl hat vier Vorschläge für einen alternativen Ablauf des Nikolaus-Besuchs parat: Er solle „eine der reichhaltigen Legenden aus seinem Leben“ erzählen, etwa wie er einer armen Familie geholfen habe. Statt Verfehlungen aufzuzählen, sollte er eine „Positiv-Liste“ verlesen, „was die einzelnen Kinder alles können, was andere an ihnen schätzen“, oder auch, „worin sie gut und besser geworden sind“. Dafür solle er den Kindern danken.

Keinen Krampus einladen



Anstelle des schrecklichen Krampus (oder auch Knecht Ruprecht, Klaubauf, Butzenbercht, Fraache) solle ein neutraler Helfer oder eine Engelsgestalt den Heiligen begleiten und bei seiner Arbeit unterstützen. Falls der Krampus als unverzichtbar angesehen werde, solle er sich aber zurückhalten oder besonders den Erwachsenen zuwenden. Und schließlich sollten die Kinder erst nach Empfang ihres Geschenks ein Gedicht oder ein Lied vortragen.

− kna



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