Facebook-Aktion

"Ostbayern sieht Schwarz": Betriebe aus der Region wehren sich gegen Lockdown

10.03.2021 | Stand 22.09.2023, 3:10 Uhr

Die Brüder Johannes (links) und Christoph Huber vom Modehaus Garhammer in Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) und ihre Mitarbeiterin Karin Pongratz mit dem Plakat der Initiative "Ostbayern sieht Schwarz". −Foto: Löw

Der Brandbrief der ostbayerischen Unternehmen Garhammer, Joska und Frey hat in der Region hohe Wellen geschlagen. Nun hat sich eine Initiative gegründet, die zu einer Facebook-Aktion aufrief.

Genau um 11.55 Uhr - also fünf vor zwölf - posteten am Mittwoch Betriebe, aber auch Einzelpersonen aus Südostbayern in sozialen Medien Bilder mit dem gleichen Plakat: "Ostbayern sieht Schwarz" steht darauf und darunter die klare Forderung: "Wir brauchen jetzt Perspektiven! Jetzt Kitas, Schulen und Einzelhandel öffnen!" Ein Appell, die umstrittenen Corona-Lockdown-Regelungen zu ändern.

Brandbrief-Schreiber stehen hinter Initiative

"Ostbayern sieht Schwarz" heißt die Initiative, zu der sich mehrere Betriebe aus der Region zusammengeschlossen haben, nachdem das Modehaus Garhammer aus Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau), Joska Kristall aus Bodenmais (Landkreis Regen) und die Unternehmensgruppe für Mode- und Einrichtungshäuser Frey aus Cham vergangene Woche einen gemeinsamen Brandbrief geschickt hatten. Adressiert war dieser an die Bayerische Staatsregierung.

An der Facebook-Aktion haben mehrere Geschäfte, Hotels, Gaststätten und Tourismusorganisationen beteiligt. Aber auch viele Privatleute posteten in ihren Profilen das Plakat von "Ostbayern sieht Schwarz" und drückten so ihre Unterstützung für die darin enthaltenen Forderungen aus.



Dass die Forderungen der Initiative und die des Brandbriefes gleich klingen, ist kein Zufall, denn hinter beiden stehen die gleichen Personen. Auf der Internetseite der Initiative werden Helmut Hagner, Leiter der Frey Unternehmensgruppe, und Christoph Huber, Mitinhaber des Modehauses Garhammer, als Vertreter der Initiative genannt. Deren Betriebe zeichneten sich bereits für den Brandbrief verantwortlich und riefen für Mittwoch kurzfristig zum Protest auf den sozialen Medien auf.

Plattform soll zum Mitmachen einladen

Der Brandbrief habe "eine gemeinsame Gefühlslage zum Vorschein gebracht, welche jetzt von uns weiter aufrechterhalten werden muss", heißt es auf der Webseite von "Ostbayern sieht Schwarz" zur Gründung der Initiative. Gemeinsam wolle man ein Zeichen setzen und verstärkt auf die bedrohliche Lage in der Region hinweisen. "Mit ,Ostbayern sieht Schwarz‘ bieten wir eine Plattform an, die zum Mitmachen einlädt."

Konkret kritisiert die Initiative den Corona-Stufenplan für weitere Lockerungsschritte und wie er in Bayern umgesetzt wird. Dieser sieht weitreichende Öffnungen beispielsweise für Geschäfte und Schulen nur dann vor, wenn der Sieben-Tage-Inzidenzwert stabil unter 100 bleibt. Für die Grenzregionen in Ostbayern, die meist über diesem kritischen Inzidenzwert liegen, bedeute das, "dass wir weit entfernt sind von einer Öffnungsperspektive und Handlungsmöglichkeiten", kritisiert die Initiative. "Die aktuellen politischen Entscheidungen halten somit tausende Menschen in unserer Region in Kurzarbeit, hunderte Unternehmen im Lockdown, Kultur, Sport und Ehrenamt im Dauerschlaf, Tourismus, Gastronomie und Hotels seit Monaten ohne Hoffnung."

Bereits jetzt seien oftmals Investitionen in ostbayerischen Betrieben gestoppt, Ausbildungsplätze würden teils nicht mehr vergeben, Vereinen oder Fitnessclubs würden die Mitglieder weglaufen, so die Verantwortlichen hinter der Initiative. Brisant sei die Lage auch für den gesamten bayerischen Tourismus samt Hotellerie und Gastronomie sowie für den Handel.

Drei Forderungen an die Politik

Drei Forderungen stellt "Ostbayern sieht Schwarz" an die Politik: Die Öffnung der Kitas und Schulen, eine sofortige "Click-and-Meet"-Öffnung aller Einzelhandelsunternehmen unter Berücksichtigung der Inzidenz ab 50 sowie "eine Perpektive für Hotellerie, Gastronomie und den gesamten Tourismus der Regionen".

Im Netz kam die Facebook-Aktion von "Ostbayern sieht Schwarz" gut an: Teils hunderte Male wurden die Beiträge mit den Forderungen der Initiative geteilt und gelikt. In den Kommentarspalten drückten viele ihre Unterstützung aus. "Wünschen Euch viel Kraft und drücken die Daumen, dass sich bald was tut", schreibt etwa eine Leserin unter dem Post des Modehaus Garhammer, das bis Mittwoch, 14.45 Uhr fast 550 Mal geteilt wurde. Einige Nutzer äußerten aber auch Zweifel, ob die Aktion tatsächlich ein Umdenken in der Staatsregierung bewirken könne.

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/ostbayern-sieht-schwarz-betriebe-aus-der-region-wehren-sich-gegen-lockdown-6818165
© 2024 PNP.de