Den Kopf halt kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm. Hippokrates von Kos, dem Urvater aller Ärzte, verdanken wir diese volksmedizinische Weisheit, die bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat. Ob Helmut und Frank Reuther aus dem oberfränkischen Helmbrechts immer einen kühlen Kopf bewahren, wissen wir nicht, doch es ist sehr wahrscheinlich: Beide strahlen die unvergleichliche Gemütlichkeit aus, die den Franken eigen ist. Mit Sicherheit aber können wir sagen, dass das Frankenduo, Vater und Sohn, ein helles Köpfchen hat, „warme Füße“, sagen sie, „sind bei uns Programm“. In ihrer Hausschuhmanufaktur stellen Juniorchef Frank, 51, und Senior Helmut, 74, wunderbar weiche und gegen jede Eiszapfenkälte schützende Filzpantoffeln her.
Eine Manufaktur ist das, wie es sie in ganz Deutschland nirgendwo mehr gibt. „Weil hier alles, vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt, vom Ausstanzen des Filzes bis zum Verpacken, von Hand gemacht wird“, erklärt „Big Boss“ Helmut, so nennt ihn die siebenköpfige Belegschaft scherzhaft.
Sohn Frank ist „Little Boss“, er führt uns in die Nähstube, „hier hat sich seit fast 50 Jahren nix verändert“, erzählt uns der Mann mit dem schmucken Vollbart. Schuhe für schlanke Füße werden hier gefertigt, für breite, für normale „und für alle Problemfüße“: Die Schuhe der Frankenwälder haben herausnehmbare Fußbetten, so dass sie bei Bedarf gegen ein orthopädisches ausgetauscht werden können.
An der uralten Zweinadel-Nähmaschine, mit der der Schaft des Schuhs zusammengenäht wird, „hat der Großvater schon gearbeitet“, erinnert sich Frank, „niemand durfte auch nur in deren Nähe! ,Ihr brecht mir die Nadeln ab!“’, hat sich der Opa gesorgt – und das stimmt, nur wen die Maschine kennt, den lässt sie problemlos nähen.“
Klein-Frank aber kannte sie: „Von Kindesbeinen an war ich in der Werkstatt, oft in aller Herrgottsfrüh, noch ehe ich mich auf den Schulweg gemacht hab. Ich hab dem Opa zugeschaut. Bis er 82 war, hat er mitgearbeitet. Wenn er nicht in der Werkstatt war, hab ich mich hingesetzt und genäht“, erinnert sich Frank mit einem verschmitzten Lächeln. „Ich hoffe, Opa hört von seiner Himmelsbank aus nicht zu, denn er weiß es bis heute nicht.“
Überhaupt die Nähmaschinen! Irgendwo rattert immer eine, sie sind das wichtigste Arbeitsgerät unserer Schuhmacher. An einer, es ist eine alte Pfaff, sitzt Birgit, sie hat schwarze Locken und im selben Jahr das Licht der Welt erblickt wie ihre Maschine. Gerade näht die 58-Jährige ein blaues Band an den Schaft. So sieht man die Naht nicht mehr, die Opas Zweinadelnähmaschine hinterlassen hat. „Außerdem“, erklärt Birgit, „behält der Schuh so seine Fassung.“
Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost.
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