Beim Schröckenbauer am Tachinger See stehen 77 Kühe auf der Weide, Katzen und Hühner tummeln sich. Falken leben hier, auf den dichtbewachsenen Blumenwiesen des ökologisch bewirtschafteten Hofes summen und brummen die Bienen. Und Bäuerin Christine Schachenmeier päppelt regelmäßig verletzte Fledermäuse auf. Im April hat das kleine Tierparadies ganz besonderen Zuwachs bekommen: Ein Trainingscamp mit 36 Waldrappküken. Bis Mitte August werden die stark gefährdeten Wildvögel dort so weit trainiert, dass sie sich in Begleitung des Ultraleichtflugzeugs auf den 2800 Kilometer langen Weg nach Andalusien machen können. Das erste Drittel der Strecke haben sie bereits hinter sich.
Die 36 Waldrappe stammen aus einem Zoo aus Rosegg in Kärnten. Seit sie im April geschlüpft sind, haben zwei Ziehmütter eine enge Bindung zu ihnen aufgebaut, das sind die 27-jährige Geographin Helena Wehner aus Fulda und die 29-jährige Biologin Barbara Steininger aus der Wachau. Sieben Tage die Woche verbringen die beiden Frauen bis zur endgültigen Auswilderung in Andalusien im Oktober ihre Tage von 7 bis 20 Uhr mit den Tieren.
„Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Johannes Fritz. Der Verhaltensbiologe und Pilot ist Geschäftsführer des Projekts, zu dem die Brutkolonnien in Burghausen, Kuchl (Österreich) und Überlingen gehören. Die starke „Elternprägung“ sei notwendig, und sie funktioniere nur beidseitig: ,Die ,Eltern’ müssen sich emotional auf die Tiere einlassen, sie müssen Spaß an der Sache haben, das wirkt sich auf die Vögel aus“, schildert der 57-Jährige. „Sie kommen sich am Ende der Saison mehr als Vogel, denn als Mensch vor“, beschreibt es die 24-jährige Campleiterin Lisa-Maria Weber amüsiert. Die beiden Ziehmütter kennen alle 36 Waldrappe einzeln: „Sie könnten wahrscheinlich eine halbe Stunde lang über jeden Charakter erzählen“, sagt Fritz. Die Vögel haben Namen, zum Beispiel Schnapsi, Genti und Voldemort. Die enge Bindung der Ziehmütter zu den Waldrappen ist notwendig, damit die Vögel dem Ultraleichtflugzeug nach Andalusien folgen.
Fritz ist in Taching schon nach wenigen Wochen mit den Fortschritten des Projekts äußerst zufrieden: „Es könnte nicht besser laufen.“ Die Waldrappe haben sich rasch an die Ultraleichtflugzeuge gewöhnt, die doch einigen Lärm machen. Wie jeden Vormittag sitzen die beiden Ziehmütter beim Besuch der Altbayerischen Heimatpost in der Wiese und haben eine Menge Mehlwürmer dabei. Eng um sie herum versammelt stochern die Waldrappe mit ihren Schnäbeln zufrieden in der Wiese, lassen sich von ihren Ziehmüttern kraulen und streicheln. Dann geht es wieder ans Training. „Hello, is everybody in position“, tönt eine Stimme aus dem Walkie-Talkie. Das Ultraleichtflugzeug wird auf die Wiese geschoben, ein großer gelber Schirm ist daran befestigt.
Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost
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