München
Liebeserklärung ans Zamperl

18.11.2024 | Stand 18.11.2024, 8:00 Uhr |

Nach dem Krieg war der Langhaardackel die beliebteste Dackelrasse, wurde aber seit den 1980er Jahren vom Rauhaar überflügelt.Fotos: dpa

Sein Blick ist legendär. Sein langgestreckter Körper, der ihm den Ruf einer „Wurst auf vier Beinen“ einbrachte, ebenso. Er gehört zu München wie die Moriskentänzer, das Olympiazeltdach, das Hofbräuhaus, die Frauentürme. Niemand anderer als er kann das inoffizielle Wappentier der Landeshauptstadt sein. Denn wenn ein Dackel, und von niemand anderem sprechen wir, in den Spiegel schaut, dann sieht er einen Löwen. So sagt man. Und dass ihn dies mit Zügen des Münchner Charakters verbindet: Ein bisschen Größenwahn gehört immer dazu.
Mehr lang als hoch, krummbeinig, den Bauch nur ein paar Zentimeter über dem Boden, sich dennoch in die Brust werfend wie ein Grizzly: Das lässt den Dackel als Gegenstand für Karikaturen geradezu prädestiniert erscheinen. Dazu ein Blick, der selbst eingefleischten Hundegegnern das Herz bricht.
Dabei kann das arme Hunderl nichts für sein Aussehen – es ist das Ergebnis gezielter Selektion. Als Jagdhunde werden sie zur Dachsjagd, aber auch bei der Jagd auf Füchse und Kaninchen eingesetzt. Deshalb die niedrige, kurzläufige, langgestreckte, aber kompakte Gestalt. Muskulös, mit aufrechter Haltung des Kopfes und mit aufmerksamem Gesichtsausdruck.
Dieser Gesichtsausdruck! Zwischen schlechtem Gewissen, Aufmüpfigkeit und Betteln liegen nur wenige Millimeter Augenbrauen-Spiel. Weshalb man einem Dackel nie richtig böse kann: Wer sich einen Dackel anschafft, weiß von vornherein, dieser Hund ist ein Schelm unter den Caniden, er hat es faustdick hinter seinen Schlappohren! Wenn er, zum Beispiel, mit dem Hinterteil wackelt, will er nicht etwa flirten, o nein, sondern er führt etwas im Schilde. Und an seiner Schnauze lässt sich ablesen, ob er gerade einen Streich ausheckt oder schon ein schlechtes Gewissen hat.

Mit reuevollem Blick nach oben wartet er dann darauf, welches Donnerwetter ihn erwartet. Und ohne den Kopf zu drehen, deckt dabei sein Auge einen geradezu unmöglichen Radius ab. Und jetzt passiert das, was der bekannte Tierfilmer Horst Stern (1922-2019) so treffend beschrieben hat: „Man weiß bei einem Dackel nie, welche Sorte Tränen man gerade in den Augen hat: Solche des Lachens, der Liebe oder der Wut.“
Vor allem aber besitzt der Dackel ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sagt der Oane zum Andern: „Mei Dackel folgt aufs Wort! Wenn i zu eahm sog: Waldi, gehst her oder net ...? Nachher geht er auch her ... oder net ...“ Mag also der Bayer diese Hunderasse gerade wegen seiner Stur- und Dickköpfigkeit so besonders gern? Weil er treu, aber nicht erziehbar ist?
Diese Trutzigkeit ist bei der Jagd auf wehrhaftes Wild, insbesondere den Dachs – daher der Name Dachshund – sehr hilfreich. Im Dachsbau ist der Hund ein Alleinjäger und muss seine eigenen Entscheidungen treffen.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost.

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