St. Radegund
Leidensweg einer Märtyrerwitwe

27.03.2023 | Stand 27.03.2023, 8:00 Uhr

Franziska Jägerstätter bei einer Papstaudienz bei Papst Johannes Paul II.; Papst Benedikt XVI. hat Jägerstätter 2007 sodann selig gesprochen. −Foto: Josef A. Standl

Der Todestag von Franziska Jägerstätter aus St. Radegund jährt sich am Donnerstag, 16. März, zum zehnten Mal. Die Witwe von dem seliggesprochenen Franz Jägerstätter verstarb wenige Tage nach ihrem 100. Geburtstag. Am 9. August dieses Jahres wird es außerdem 80 Jahre her sein, seit ihr Gatte, der katholische Mesner und Bauer sowie Kriegsdienstverweigerer, von den Nazis hingerichtet wurde.

Er ist eine der wichtigsten Figuren des Katholischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Die Katholische Kirche verehrt ihn seit 2007 als ihren „Seligen“ und rückt ihn als Pazifisten in das Licht für einen gerechten Frieden. Viele sehen ihn als „Märtyrer“. Andere betrachten gerade die Witwe Franziska Jägerstätter mit ihrem langen Leidensweg in dieser Position. Sie anerkennen zwar die Wehrhaftigkeit des Glaubens von Franz Jägerstätter, der bewusst in den Tod gegangen ist, weil für Wehrdienstverweigerung in Kriegszeiten die Todesstrafe vorgezeichnet war, verweisen aber darauf, dass die Witwe einen großen Anteil an den Folgen ein langes Leben lang zu tragen hatte. Allerdings stellte sich Frau Jägerstätter nicht gegen ihren Mann und respektierte seine Gewissensentscheidung. Nach dem Todesurteil kam es noch zu einer kurzen Verabschiedung der Eheleute im Reichskriegsgericht Berlin im Beisein des St. Radegunder Ortspfarrers Josef Karobath, der Jägerstätter stets zum Umkehren aufgefordert hatte, weil er das Leid kommen sah, das der Familie damit drohte. Am 9. August 1943 wurde Franz Jägerstätter im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Die Jägerstätter-Witwe setzte die Arbeit am Bauernhof mit Hilfe ihres Vaters und ihrer Schwester fort, sorgte für die drei Töchter Rosalia, Maria und Aloisia aus der Ehe und war über 30 Jahre in der Pfarre St. Radegund Mesnerin, Lektorin, Kommunionspenderin und Leiterin der pfarrlichen Katholischen Frauenbewegung. Der Hof mit sieben Kühen und ohne große Mechanisierung gehörte damals zu den mittleren Betriebsgrößen. Über Jahrzehnte litt die Familie an Geringschätzung durch ihr Umfeld: Franziska Jägerstätter gab später an, als Schuldige gebrandmarkt und „wie die Mörderin“ ihres Mannes behandelt worden zu sein, während Hinterbliebene von im Krieg Gefallenen bedauert wurden. Eine Witwenpension durch die Republik Österreich wurde ihr erst 1950 zuerkannt. 54 Jahre nach der Hinrichtung, am 7. Mai 1997, hat das Landgericht Berlin das Todesurteil gegen Franz Jägerstätter aufgehoben.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost