Geboren als Bergbauer

27.05.2024 | Stand 27.05.2024, 8:00 Uhr |

Martin Leitner jun. vom Oberrisshof am Schliersee: „Wir sind noch ein richtiger Bergbauernbetrieb mit Hanglagen, bei denen man Spezialmaschinen braucht.“ Die Familie ist in der zehnten Generation Hofeigner. − Foto: Klaus Maria Einwanger

Die Idylle sollte draußen bleiben. Der Alltag, das ganz normale Leben, die Wirklichkeit der Bergbauern wollte Fotograf Klaus Maria Einwanger in seinem Prachtband zeigen. Aber wie soll das gehen bei einem Thema, das die Idylle optisch für sich gepachtet hat? Die Landschaft im Süden Bayerns öffnet sich bilderbuchmäßig vor dem Weitwinkelobjektiv. Sie lässt sich bis zum hintersten schneebedeckten Gipfel des Alpenpanoramas mit dem Tele heranholen. Die Menschen, deren freundliche Gesichter von der Sonne gebräunt, aber nicht von Gram, Missmut, Stress gezeichnet sind, schauen grad und unverstellt in die Kamera. Von nahezu malerischer Schönheit sind ihre Schwarz-Weiß-Porträts. Und die Tiere, die sich ihres Modell-Daseins natürlich nicht bewusst sind, vollführen ausgelassene Bocksprünge, als wollten sie die Schnelligkeit des Autofokus’ testen. Idylle also, die kein sauber herausgeputztes Fleckvieh braucht, wenn im Licht der Abenddämmerung das Fell der Kälber wie von einem Heiligenschein umrahmt wird. Idylle, die die Bergbäuerin nicht im Dirndlgwand präsentieren muss, um nach „Land“ und „Bayern“ auszuschauen. Idylle, die schlicht und einfach im geerdeten Tun, in der Hände Arbeit, in des Lebens Notwendigkeit schön ist.

Auch die Geschichten, die Kuratorin Sonya Winterberg in diesem Bilderbuch aufgeschrieben hat und die teilweise auch in den folgenden Text einfließen, vermitteln Zufriedenheit, strahlen Heiterkeit aus − jedenfalls, was die Arbeit daheim auf dem Hof und bei den „Damen“ im Stall und auf der Weide angeht. „Unser Alltag fordert viel und gibt uns noch mehr“, erzählt beispielsweise Bergbäuerin Andrea Maurer aus Bad Feilnbach. Nur wenn die Politik ins Spiel kommt, dann verlieren die sonst so ausgeglichenen Menschen a bisserl ihre Gelassenheit. Die Bürokratie, die sich in unüberschaubaren Regelwerken niederschlägt, stößt vielen Bergbauern sauer auf.

Doch ins Büro hat Klaus Maria Einwanger die Menschen ohnehin nicht begleitet, in die Küche, in die Stube, in den Stall dagegen schon und erst recht in die Natur. An 82 Filmtagen war das Team um den Rosenheimer Fotografen vor Ort − in Bad Feilnbach und in mehreren Gemeinden im Landkreis Miesbach wie Waakirchen, Gmund oder Kreuth: „Anfangs hatten wir 20 Termine geplant“, sagt Einwanger, der nach „Taxi Driver“ bereits seinen zweiten Bildband herausgebracht hat. „Doch dann kam eins zum anderen.“ Bei jeder gemeinsamen Aktion offenbarten sich neue wunderbare Möglichkeiten, den Alltag am Berg einzufangen.

In ihrer Bescheidenheit hatten die Bauern ihre eigene Arbeit als gar nicht so interessant bewertet, hatten irgendwie übersehen, was sie da jeden Tag aufs Neue leisteten: „Wir machen doch nichts Besonderes“, meint auch Regina Hölzl, die schwere Zeiten hinter sich hat. Sie stand nach dem Tod ihres Mannes vor der Entscheidung, wie es weitergehen soll mit dem Familienerbe von 1781. Der älteste Sohn Martin, der Zimmerer gelernt hat, ist jetzt Betriebsleiter am Hof in Waakirchen.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost

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