Expedition in der Antarktis

13.01.2025 |

Handschriftlich hat der junge Egon seine Tagebücher geführt. Mal mit Kugelschreiber, meist aber mit Bleistift notierte er sich die wichtigen Ereignisse. − Foto: Marion Brucker

Egon Dorrer hält den Ausdruck eines Satellitenfotos in Händen und weist auf eine Stelle eines Eisgebiets in der Antarktis. Es ist das Ross-Schelfeis mit einer Fläche von rund 525 000 Quadratkilometern, fast so groß wie Frankreich und damit das größte Schelfeisgebiet der Antarktis. Dort forschte der gebürtige Münchner erstmals vor mehr als 60 Jahren. Als 28-Jähriger war er der jüngste von sechs Expeditionsmitgliedern des „United States Antartic Reserach Program“. Ihr Auftrag: Sie sollten herausfinden, wie schnell sich die Eisoberfläche bewegt.

Doch die Messpunkte von damals auf der 900 Kilometer langen Strecke gibt es nicht mehr. Wegen des Klimawandels. „Es scheint, dass dort jetzt mehr Eis abschmilzt, als vor 50 Jahren“, sagt Dorrer. Und das Satellitenfoto zeigt nicht einmal den heutigen Zustand. Es ist von Anfang der 2000er Jahre. Immer wieder recherchiert Dorrer, emeritierter Professor für Photogrammetrie und Kartografie der Universität der Bundeswehr München, im Internet und schaut sich Satellitenfotos seines damaligen Wirkungsgebiets an. Er sitzt in seinem Esszimmer in Grafing vor einer großen schwarzen Mappe, in der Fotografien von seiner Expedition „RISS I“, und „RISS II“ (ein Akronym für „Ross Ice Shelf Survey“, der Ross-Schelfeis-Untersuchung) aufbewahrt sind. Einen Teil davon möchte er in einem Buch veröffentlichen. Bis Ostern soll es fertig werden. Vor fünf Jahren hat er damit angefangen, seine Tagebücher auszuwerten. Vor ihm liegen zwei schwarz gebundene Notizbücher, die er handschriftlich beschrieben hat, einige mit Kugelschreiber, doch die meisten mit Bleistift, damals abends im Zelt.

Den ersten Eintrag hat er noch zuhause gemacht: „26.8.1962 steht da: Neben diesen beiden Notizbüchern habe ich noch weitere vier angeschafft. Ich glaube, das ist zweckmäßig ,Tagebuch laufend zu führen, als auch jede einzelne Fotoaufnahme genau zu beschreiben, wenn man dies nicht tut – man wird dazu gern verleitet − hat man hernach oft Mühe, die Aufnahmen zu identifizieren.“

Ich wollte möglichst alles noch in gutem Gedächtnis niederlegen“, sagt der 90-Jährige. Gut 60 Filme für rund 2000 Aufnahmen hat er mitgenommen. Eine davon zeigt ihn als jungen Mann zum Auftakt der Expedition, glatt rasiert mit roter Mütze. Ein weiteres Foto ist am Ende im Februar 1963 gemacht worden. Dorrer lacht über den vollbärtigen jungen Mann, der er in den Monaten dazwischen geworden war. Und er wog sechs Kilogramm weniger als am Anfang der Reise.
„In der Verwandtschaft haben alle gesagt, mach das ja nicht, da weiß man nicht, ob du wieder zurückkommst“, erinnert sich Dorrer an die Reaktionen in der Familie, als er das Angebot von seinem Professor Richard Finsterwalder bekam.

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