Ein brillantes Lehrbuch

26.08.2024 | Stand 26.08.2024, 8:00 Uhr |

Die Ausführung des beliebten Wurfs „Huafn“ oder „Hufn“ beschreibt das Ringerbuch − Foto: Ludwig Schick

Im Sommer haben sie landauf, landab Hochkonjunktur, und das sogar europaweit: die nostalgischen Mittelalter- und Handwerkermärkte, die historisch nachempfundenen Feste mit ihren waghalsigen Ritterturnieren und martialisch anmutenden Schwertkämpfen, die das Publikum eintauchen lassen in eine längst vergangene Zeit. Sollten dann die Veranstalter idealerweise auch noch einen authentischen Platz im Umfeld einer ehemals wehrhaften Anlage präsentieren können wie beispielsweise in Burghausen oder Landshut, dann steht der kollektiven Begeisterung nichts mehr im Wege. Freunde der Landshuter Hochzeit müssen sich allerdings noch bis zum Jahr 2027 gedulden, da dieses bedeutende Spektakel nur alle vier Jahre stattfindet. Es erinnert an das pompöse Fest anlässlich der Vermählung des damaligen Herzogssohns Georg der Reiche mit der polnischen Königstochter Hedwig (Jadwiga) im Jahr 1475.
Aus der ehemaligen niederbayerischen Fürstenmetropole stammt auch das einzigartige „Landshuter Ringerbuch“, das als farbiges Blockbuch um das Jahr 1500 gefertigt und in Umlauf gebracht wurde, also keine 30 Jahre nach der grandios eingefädelten Hochzeit zwischen den beiden Herrscherhäusern. Es ist, wie der bereits verstorbene Bezirksheimatpfleger Hans Bleibrunner in seiner Faksimile-Ausgabe (Süddeutscher Verlag, 1969) schreibt, somit das älteste erhaltene Druckwerk, das in Landshut entstanden ist. Es ist dem glücklichen Zufall zuzuschreiben, dass der Verfasser dieser Zeilen, selbst jahrelang aktiver Ranggler, dieses Buch während einer Altstadtbesichtigung in der Auslage des dortigen Verkehrsvereins entdeckte. Da es sich um das letzte verfügbare Exemplar handelte, wie man ihm versicherte, bedurfte es einiger Bitten und Überzeugungsarbeit, ehe es in seinen Besitz überging.
Als Urheber dieser Rarität, dessen Nachdruck eben seit längerer Zeit vergriffen ist, gilt der Landshuter Seidennatherer (Seidensticker) und Verleger Hans Wurm, der 1492 in den Bürgerstand erhoben wurde und mehrfach in Erscheinung tritt. Von ihm stammt ein 24 Seiten umfassender Holztafeldruck mit 22 Darstellungen von Ringerpaaren sowie dem Titelblatt mit stilisiertem Blatt- und Rankenwerk und der Schlussseite, die das Landshuter Stadtwappen darstellt. Jedenfalls lässt der Vermerk „Gedruckt zu Landshuet – Hans Wurm“ die Vermutung zu, dass der Genannte in enger Verbindung mit der Entstehung dieser gotischen Inkunabel steht. Das Original wurde lange Zeit im Kupferstichkabinett Berlin-Dahlem aufbewahrt, ehe die geteilten Bestände Ost-West im Jahr 1994 im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen Berlin am Potsdamer Platz zusammengeführt wurden.



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