Der Rabender Friedhof ist außergewöhnlich. 53 schmiedeeiserne Grabkreuze aus dem 17. bis 19. Jahrhundert stehen dort in Reih und Glied. Gesammelt hat sie – zumindest zu einem Teil − der frühere Pfarrer Josef Kislinger, der von 1960 bis 1963 sozusagen im Austrag im ehemaligen Pfarrerhäusl hinter dem Leichenhaus lebte. Er war leidenschaftlicher Sammler solcher Metallkreuze. Nicht nur die Anzahl der Kreuze ist laut Landesamt für Denkmalpflege eine Seltenheit. Neben der volkskundlichen und geschichtlichen sind sie auch hinsichtlich ihrer Gestaltung von künstlerischer Bedeutung: Sie stehen seit 1999 unter Denkmalschutz.
Sechs bis acht Frauen aus Rabenden im Landkreis Traunstein pflegen die Metall-Grabkreuze über den Sommer hinweg ehrenamtlich, sagt Kirchenpfleger Konrad Haller. Sie sorgen – gerade auch im November – für eine ordentliche Bepflanzung. Einmal im Jahr tun sich Männer aus dem Ort zusammen und stechen entlang der Kiesfläche des Feldes den Rasen zu einer geraden Linie zurecht. Er sei als Kirchenpfleger „schon stolz“ auf die Metallkreuze, die eine Besonderheit darstellen. Auch von weiter her kämen immer wieder Besucher, um sich die Kirche und die Metallkreuze anzusehen. Seine Frau sei sogar einmal auf Sylt darauf angesprochen worden, als sie erwähnt hatte, dass sie aus Rabenden stamme.
Zu den schmiedeeisernen Kreuzen gibt es in Rabenden kaum Unterlagen. Das besondere Gräberfeld ist bekannt, doch Genaueres ist vor Ort schwer zu erkunden. Auf einer Tafel vor der Kirche steht geschrieben, dass sie noch im 19. Jahrhundert von einem kunstsinnigen Kienberger Pfarrer aus verschiedenen Friedhöfen zusammengetragen worden und nach Rabenden gebracht worden seien, „in der Zeit, als die handgeschmiedeten Grabkreuze verdrängt wurden durch die serienmäßig hergestellten Gusseisenkreuze“. Um 1960 habe der pensionierte Pfarrer Josef Kislinger die Sammlung ergänzt.
Die Metallkreuze stehen südlich der „weltberühmten“ Rabender Kirche St. Jakobus. Als solche bezeichnet sie die Pfarrei. Die Berühmtheit dieser Kirche in dem kleinen Altenmarkter Ortsteil geht demnach auf den „wunderbaren spätgotischen Flügelaltar (vor 1515) des Meisters von Rabenden“ zurück. Der Meister von Rabenden ist trotz Spekulationen bis heute namentlich nicht bekannt, er wird als bedeutendster Bildhauer des frühen 16. Jahrhunderts im süddeutschen Raum angesehen. Plastiken, die ihm zugerechnet werden, befinden sich sogar in Museen in Colmar und in New York. Die Rabender Kirche zählt nicht zuletzt wegen des buchstäblichen Meisterwerks im Inneren zu den geschützten Baudenkmälern im Freistaat.
Laut Kirchenpfleger Haller war Pfarrer Kislinger Anfang der 1940er bis in die 60er Jahre Pfarrer in Tengling. Er habe solche ausgemusterten Metallkreuze im Tenglinger Pfarrhof gesammelt. Als er nach Rabenden gekommen sei, habe er sie nicht mitgenommen.
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