Mitterteich
Die Heilige Familie bewacht den Schlaf

09.12.2024 | Stand 09.12.2024, 8:00 Uhr |

Hans Stingl ist der Hüter eines großen Schatzes: Vor rund 100 Jahren entstanden die Figuren dieser Krippenlandschaft. Über all die Zeit wurden die Szenen der Weihnachtsgeschichte genau so aufgebaut, wie sie Friedrich Stingl einst in seiner kurzen Lebenszeit entworfen hat. − Foto: Jutta Bauernfeind

Das Stiftland in der nördlichen Oberpfalz ist schon lange bekannt für seine große Weihnachtskrippen-Tradition, die in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Die bekanntesten Orte sind Plößberg und Tirschenreuth, die turnusmäßig große und viel beachtete Krippenausstellungen zeigen. Mitterteich ist der dritte Ort in diesem Bunde: Mit ihrer siebten Schau feiern die aktiven Mitterteicher Krippenschnitzer ihr 35-jähriges Bestehen.
Der Verein besteht aus Frauen und Männern, die sich jeden Dienstag im Werkraum des Museums zum Schnitzen treffen. Alle fünf Jahre präsentieren sie ihre neuen Werke dem interessierten Publikum. Im Unterschied zu den aktiven Schnitzern aus Tirschenreuth und Plößberg, orientieren sich die Mitterteicher nicht an historischen Vorbildern. Die Figuren bleiben unbemalt und zeigen stilistisch eine größere Bandbreite.

Das Besondere an der diesjährigen Mitter-teicher Krippenausstellung ist, dass seit über 20 Jahren wieder einmal historische Krippen im Museum zu sehen sind, für deren Aufstellung und Konzeption der Arbeitskreis Heimatpflege verantwortlich zeichnet. Impulsgeber zur Zusammenarbeit der beiden Vereine war der glückliche Umstand, dass eine der wichtigsten und bedeutendsten Krippenwerke in die Mitterteicher Heimat zurückgekehrt ist: die Philipp-Stingl-Krippe. Der Schlossermeister Philipp Stingl (1832-1905) schnitzte in seiner Freizeit mit großem Talent Krippenfiguren, einfach so, für sich selbst. Es wird erzählt, dass er 300, vielleicht sogar 400 Figuren aufgestellt hatte, wahrscheinlich gestaltete er alle Szenen, die in der Stiftländischen Krippe üblich waren. Die Hauskrippe wurde in der Familie weitervererbt, bis der letzte Besitzer sie in den 1960er Jahren an einen Sammler veräußerte. Eines der Hauptwerke der Mitterteicher Krippenschnitzkunst schien unwiederbringlich verloren. Vor drei Jahren allerdings tauchten die Krippenfiguren in einem Antiquitätenhandel auf. Die Stadt und der Arbeitskreis Heimatpflege erwarben dieses heimische Kulturgut und retteten das gesamte Ensemble vor der drohenden Zerstückelung. Nach über 50 Jahren kehrt nun dieses Kunstwerk an seinen Entstehungsort zurück und ist in einer ersten Präsentation auf der Krippenausstellung zu sehen.
Und dem Arbeitskreis Heimatpflege gelang es sogar, drei weitere Exemplare aus derselben Entstehungszeit aufzutun. Die größte Freude für die Organisatoren war die Möglichkeit, zum ersten Mal die Figuren der Mattlmühl-Krippe zu zeigen. Seit vielen Jahrzehnten blieb sie der Öffentlichkeit verborgen, der Erbe hatte kein Interesse, sie einem breiteren Publikum zu zeigen. Erst kurz vor seinem Tod überließ er sie einem Mitterteicher Krippenliebhaber, der sie nun für die Krippenschau ausleiht. Vom ehemaligen Aufbau gibt es leider nur wenig Überliefertes, deshalb entschieden sich die Ausstellungsmacher, aus dem reichen Figurenschatz solche Exemplare in Vitrinen zu stellen, die in den anderen gezeigten Krippen identisch vorhanden sind.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost

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