Das Kräuterweiberl und der Herr Professor

25.11.2024 | Stand 25.11.2024, 8:00 Uhr |

Eine kleine Frau, die wegen ihres Wissens und ihrer sozialen Ader großen Respekt genoss, war Walburga Holzbauer (Mitte). Wer die beiden Frauen rechts und links neben der „Hoizbäuerin“ sind, ist nicht bekannt.Repro: Ingrid Frisch

Der mutige Weltumwanderer Josef Holzapfel war nicht der einzige außergewöhnliche Charakter aus der Großfamilie Holzapfel. Auch seine Schwester Walburga, die nach ihrer Heirat Holzbauer hieß und in Patersdorf im Landkreis Regen lebte, war eine Frau mit besonderen Talenten und großem Charisma. Dokumente über das Leben und Wirken der kleinen Waidlerin mit dem großen Wissen über die Behandlung von Krankheiten gibt es kaum, bedauert Bärbl Heigl aus Patersdorf. Sie ist die Urenkelin der „oidn Hoizbäuerin“. In der Gemeindechronik ist dokumentiert, dass Walburga Holzbauer am 20. April 1872 in Patersdorf geboren und am 13. Dezember 1963 in Schönberg gestorben ist – fünf Jahre bevor Bärbl Heigl auf die Welt kam. Das Holzhäusl ihrer Urgroßmutter im Wald zwischen Grünbach und Linden hat sie als Kleinkind mal gesehen. Dort hat die Hoizbäuerin mit ihren vielen eigenen und weiteren Pflegekindern gelebt. Ihr Mann Josef tritt in den mündlichen Überlieferungen kaum in Erscheinung.

Sie dagegen war in der Region als Heilerin und Frau mit großem Herzen bekannt und hoch angesehen: „Die alte Holzbäuerin hat so viel gewusst und so vielen geholfen“, hörte Bärbl Heigl immer wieder. Zu Hausgeburten wurde sie gerufen: Ein Kind im Mutterleib zu drehen, soll nur eines ihrer Talente gewesen sein. Franziska Stirner, eines ihrer Pflegekinder, wusste von dem Fall eines Mannes mit schwerem „Wundbrand“, die Ärzte hatten ihn aufgegeben. Dank der Versorgung durch das Kräuter-Weiberl soll der Patient gesund geworden sein.

Von Georg Zitzelsberger, dem späteren Rektor der Patersdorfer Schule, ist überliefert, dass er ohne Walburga Holzbauer wohl kurz nach der Geburt verstorben wäre – hätte sie ihm nicht mit ihrem Mund Schleim aus den Atemwegen gesaugt und ihn wiederbelebt. Auch der Holler-Metzger aus Ruhmannsfelden soll mit ihrer Hilfe genesen sein – als Dankeschön gab es für die Retterin lebenslang Wurst von ihm, denn Geld soll sie für ihre Dienste nicht bekommen haben, sondern das, was die arme Landbevölkerung zur Verfügung hatte: Eier, Butter, Brot.

Ihr fachliches Wissen soll Walburga Holzbauer in einem „Schwarzen Buch“ niedergeschrieben haben, so die Recherchen von Bärbl Heigl, die dieses Dokument allerdings nie ausfindig machen konnte. Einzig handschriftliche Notizen liegen ihr vor, die die mittlerweile verstorbene Patersdorferin Liesl Kauschinger verfasst hat. Und in diesen Aufzeichnungen kommt eine medizinische Koryphäe vor: Professor Dr. Ferdinand Sauerbruch. „Sauerbruch hörte von der Holzbäuerin und hat sie mit einer Krankenschwester besucht“, heißt es in den Notizen. Und weiter: „Nein, nach Berlin wollte sie nicht zum Professor, hat sie gesagt. ,Herr Doktor, du bist für de Groaßkopfatn do und i für de oama Deifen‘“. Er habe sie gefragt, ob er sich etwas von dem, was sie sich notiert hat, abschreiben darf. „Des kannst scho“, war sie einverstanden.

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