Bleiben oder gehn

27.01.2025 |

Die ehemalige Gaststätte „Bräu am Anger“, wo traditionell in Rosenheim die Dienstbotenmärkte stattfanden und auch der viel besuchte Schlenklmarkt 1932 abgehalten wurde. Foto: Stadtarchiv Rosenheim

Am Lichtmesstag, 2. Februar standen die Ehhalten, die Dienstboten, ein und aus. Deshalb wurde dieser Tag auch Ehhalten-Neujahr genannt. Im Sommer (Jakobi), manchmal auch im Herbst hat der Bauer seinen guten Knecht sowie die Bäuerin ihre tüchtige Magd gefragt, ob er oder sie im kommenden Jahr bleiben werden.

Die Dienstboten erhielten fürs Bleiben ein „Drogeid“ (Drangeid). Die Bäuerin gab beim „Ansprechen“ der Magd ein Geschenk, eine Bluse, eine Schürze oder Geschirr. Der Knecht bekam Zigarren. Wurde man nicht gefragt – der Dienstvertrag galt jeweils nur für ein Jahr – so musste man sich um einen anderen Platz umschauen. Sagte man zu, so wurde der Lohn ausgehandelt. In Egglkofen im Landkreis Mühldorf am Inn beispielsweise erhielt eine Dirn vor dem Ersten Weltkrieg 150 Mark, ein Paar Schuhe, ein Paar Pantoffeln, drei Hemden und drei Schürzen. Ein „Drogeid“ gab es auch noch kurz vor dem Einstand, damit der Dienstbote von seinem Entschluss nicht mehr zurückstehen sollte. Mittags, nach dem Essen am Lichtmesstag, war Zahltermin fürs ganze Jahr. Die Bäuerin schenkte ihren Dienstboten auch einen Wachsstock und die „Zugehörung“.

Es war nicht immer leicht, Arbeitskräfte mit kräftiger Statur zu bekommen, die auf dem Hof gebraucht wurden. Zwei Möglichkeiten boten sich da an. Der Bauer beauftragte einen Dienstweiser (im Kreis Mühldorf war dies meist eine Frau als „Hindingerin“). In vielen Orten gab es solche Vermittlerinnen, die berufsmäßig einen Dienstboten an einen Platz verdingten. In Kraiburg beispielsweise waren gleich drei im Einsatz. Im „Mühldorfer Anzeiger“ vom 1. Februar 1910 ist zu lesen: „Suche auf Lichtmeß 1 ältere Gasthausköchin, welche auch Hausarbeit verrichtet, 2 Kindsmägde, 2 Hausmädl neben der Frau, Stallmägde aufs Land, einen Vorgeher, alle mit hohem Lohn: Fanny Forstmeier, Vermittlerin, Kraiburg.“

Beim Einstand galt es als unschicklich, wenn eine junge Magd ohne Begleitung einer sie beschützenden Frauensperson auf dem neuen Hof ankam. Aus diesem Grunde wurde die neue Magd von der Hindingerin, mitunter auch vom Vater und von der Mutter, beim Einweisen begleitet. Diese Personen hatten dann beim Einstandsmahl einen Freitisch. Für ihre Dienste und Bemühungen bekam die Vermittlerin ein Handgeld von ein bis zwei Mark. In der Kraiburger Gegend gab es zudem noch einen Laib Brot, Kücheln, Blutwürste und Geselchtes für diese Frauen.

Bei Dienstherren und Dienstboten gleichermaßen bekannt und beliebt waren die Dienstbotenmärkte, die sogenannten Schlankerlmärkte, von denen im Inn-Salz-ach-Raum die Märkte in Rosenheim, Traunstein, Mühldorf und Wasserburg besonders gefragt waren. Zu den wohl berühmtesten Schlankerlmärkten in ganz Bayern zählte der Rosenheimer, der nicht allein den Bezirk Rosenheim umfasste; vielmehr wurden dort auch landwirtschaftliche Arbeitskräfte aus Lenggries, Holzkirchen, Mühldorf, Wasserburg, aus Niederbayern und sogar aus dem Bayerischen Wald „gehandelt“.

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Altbayerischen Heimatpost

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