Schliersee
As Deandl mitn rotn Miada

22.07.2024 | Stand 22.07.2024, 8:00 Uhr |

Fesch: Annamirl Raab im Schalk der verheirateten Frauen, neben ihr eine ehemalige Mitarbeiterin. − Foto: Resch

Natürlich steht Annamirl Raab zur Begrüßung im Dirndl-gwand oben am Treppenaufgang: „Die meisten Leit’ haben noch ein anderes Leben“, sagt Bayerns oberste Trachtenberaterin und lächelt verschmitzt, „mein Mann und ich nicht, wir leben das.“ In Jeans, im Sommerrock oder gar in der Jogginghose sieht man die 71-Jährige nicht durch ihren Wohnort Schliersee gehen.

Schon als Jugendliche wollte die gebürtige Münchnerin gern a scheens boarisch Gwand haben. A bissal vorbelastet ist sie. Schließlich war ihr Vater, Hans Zapf, bis in die 1990er Jahre hinein Vorsitzender des Bayerischen Trachtenverbands. Sein Töchterl nähte sich bereits als Heranwachsende das erste Dirndl-gwand selbst. Dass die junge Frau damit in der Großstadt aufgefallen ist, war ihr wurscht: „Wir haben ja mitten in München gewohnt, da beim Sendlinger Tor, hatten kein Auto und sind immer mit der Straßenbahn gefahren. Wenn wir zum Vereinsabend so richtig im Gwand sind, mussten wir an einem Jugendheim vorbei, da gab es immer großes Gejohle. Aber mei, des war halt so“, erzählt sie. Wo man allerdings kein Dirndlgwand getragen hat, das war auf dem Oktoberfest. „Da sind wir in Jeans und Pullover gegangen“, betont sie. Ganz im Gegensatz zu heute, wo nur noch wenige in Alltagskleidung auf der Wiesn feiern und die Tracht das Bild dominiert. Dass sich das so entwickelt hat, das führt Annamirl Raab profan auf eine Geschäftsidee zurück. „Da kann man Geld machen. Aus Indien, aus China kommt das billig produzierte Dirndlgwand in Massen. Das könnten wir Schneider hier auch gar nicht bewältigen. Die Vereine jedenfalls wollten das nicht voranbringen“, sagt sie entschieden.

Ohnehin sind die Trachtler bewahrend, tragen das Erhaltende oft im Vereinsnamen. Während sich die Mode im normalen Leben von heut’ auf morgen ändert, bleiben Schalk, Röcki- und Kassettlgwand beständig. Doch auch das führt manchmal zu Konflikten: Dass sich nicht jeder der Kleiderordnung unterwerfen mag, die ja Schuhe und Frisur miteinschließt, zeigt die Diskussion um die Haarpracht junger Burschen.

Und auch die Annamirl hatte ihren eigenen Kopf. Sie wollte nicht einfach alles beim Alten belassen oder, besser gesagt, sogar das ganz Alte wieder hervorholen. Und so machte sie sich als junge Frau auf den Weg in die Museen, schaute sehr genau hin, wie sich die Menschen auf den Gemälden aus dem 19. Jahrhundert kleideten, studierte stapelweise Bücher und setzte ihr neu erworbenes Wissen um: Sie entwarf ihr erstes wunderschön gemustertes steifes Mieder − in Rot! Lange Zeit war schwarz die Farbe der Wahl in der Tracht, vor allem seit dem Jugendstil, wo in allen Lebensbereichen elegante Schlichtheit angesagt war. Aber auch schon 1870 während des deutsch-französischen Kriegs stand den Menschen nicht der Sinn nach bunter Fröhlichkeit. „Sie hatten andere Sorgen“, erklärt Annamirl Raab.

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