Löwenstarke Erlebnisse, davon sind Ausflüge und Reisen ins österreichische Leogang geprägt. Um das actionreiche Angebot voll auskosten zu können, bedarf es aber auch manchmal einen Moment der Entspannung.
Vom Pott in den Pinzgau hat es Jonas Schmidt gezogen. Seine Leidenschaft – das Mountainbiken – hat er zum Beruf gemacht. Wenn Schmidt in die Pedale tritt, arbeitet er: als Bike-Lehrer in Leogang. Gorilla und Giraffe. Mit diesen tierischen Vergleichen bringt er dem Nachwuchs das Biken bei, denn mit englischen Begriffen kann Grundschüler Ludwig nichts anfangen.
Helm an, Ellbogen weit raus, die Füße auf den Pedalen sollen sich links und rechts auf gleicher Höhe befinden. „So bist du am stabilsten, wie ein Gorilla!“, ruft Bike-Lehrer Schmidt dem Burschen zu, der im Slalom an orangefarbenen Pylonen in einer Tiefgarage vorbeirollt. Erst nach der Übungsrunde geht’s für Ludwig auf den Berg – zunächst via Zauberteppich, danach mit dem Schlepplift. Skifahrer kennen das Prinzip. Mit dem Wissen, stets in Fahrtrichtung zu blicken, ausgeglichen zu bremsen – und je nach Bedarf die aggressive Gorilla- oder die passive Giraffenhaltung einzunehmen, meistert der Bub den Greenhorn-Trail, bei dem immerhin 67 Höhenmeter zu überwinden sind.
Die Rookie Line am Fuß der Asitzbahn mit zwei Holzsteilkurven und anderen Hindernissen stellt ihn vor weitere Herausforderungen, die er mit den Tipps des Trainers bewältigt. Selbst ein Sturz kann den Nachwuchs nicht einschüchtern. Der Bub wischt sich die Erde von den Schonern und schwingt sich wieder in den Sattel, um wie ein Gorilla im Angriffsmodus den Berg hinabzudüsen. Anfänger wie Profis finden in Leogang ihre Lieblingsroute, wie der dort jährlich stattfindende Weltcup beweist. 2028 steigt in Leogang sogar die Mountainbike-Weltmeisterschaft.
Eierschwammerl stillen Bärenhunger nach Biken
Bärenhunger macht sich breit. Rupert Zehentner, Wirt der sieben Kilometer entfernten Almhütte Seealm, preist in kratzigem Dialekt, Lederhose und rot-weiß kariertem Holzfäller-Hemd die Mozzarella-Variante „Seezerella“ und Eierschwammerl, die er selbst gesammelt hat, an. Während der geborene Pinzgauer von seinem Bruder Herbert erzählt, der Fleisch und Milch für den Almbetrieb liefert, gesellt sich Zehentners Mutter Elisabeth mit Freundinnen an den Tisch – mit Blick auf den Grießensee.
Eine abwechslungsreiche Mischung aus Erholung und Bewegung bietet die Leo-Spielewanderung, beginnend von der Bergstation der Asitz- oder der Steinbergbahn. Von Station zu Station wandert die vierköpfige Familie die Tour in etwa zwei Stunden und wird mit dem Ausblick vom Großen Asitz belohnt. Zum Gebimmel der Kuhglocken rennen Ludwig und seine Schwester Karolina in einem Hamsterrad, erklimmen Klettergerüste wie Affen, hüpfen wie Kängurus auf einem Trampolin. Der Verdacht, die Spielestationen könnten an den Kraft- und Ausdauerreserven der Kinder nagen, verpufft. Das Gegenteil tritt ein: Der Nachwuchs wird immer wieder animiert, weiterzuwandern – zur nächsten Attraktion. Er nimmt die Challenge an.
Eine Abkühlung finden die Kleinen beim Sinne-Weg auf Höhe der Mittelstation. Während sich die Eltern den Kaiserschmarrn auf der Stöckl-Alm schmecken lassen, waten die Kinder barfuß durch seichtes Gewässer, erspüren mit den Zehen Sand und Kieselsteine.
Mit einem Affenzahn in Richtung Tal
Auf der anderen Seite des Berges erstreckt sich das Steinerne Meer und schenkt dem Besucher vor allem Ruhe. Der Asitz hingegen besticht mit einer vollen Breitseite an aktiven Urlaubserlebnissen, zum Beispiel mit dem Flying Fox. Die von der Spider Murphy Gang besungenen „Schwammerl in de Knia“ spürt der Reporter, als er auf dem Podest auf die Anweisungen des Fachmanns wartet.
Der Blick richtet sich entlang des 1,6 Kilometer langen Stahlseils in Richtung Tal. Der Karabiner klickt, der Körper kippt nach vorne, die Arme breiten sich aus. „Drei, zwei, eins – ciao, ciao“, gibt der Mitarbeiter den Startschuss. Flinker als jeder Fuchs – mit einem Affenzahn von bis zu 130 Stundenkilometern – gleitet der Reporter über Baumwipfel, Biker und Fleckvieh hinweg, bei einer Flughöhe von 140 Metern. Erst ein paar Minuten nach der Landung erlangt er wieder seine Standfestigkeit.
Diese beweisen bei einem gemütlicheren Ausflug die beiden Ponys Lilly und Muchacho. Auf dem Schörhof der Familie Dankl in Saalfelden begegnen die Gäste sowohl Haflinger als auch Kalt- und Warmblüter. Während nebenan auf einem Sportpferd trainiert wird, machen sich Ludwig und Karolina mit den beiden grasenden Ponys vertraut, um auf ihnen die Umgebung zu erkunden. Lilly und Muchacho lassen sich von den vorbeirauschenden Mountainbikern nicht beirren – doch wittern sie Futter am Wegesrand, bedarf es Streicheleinheiten und gutes Zureden, um wieder ein paar Meter weiter zu kommen.
Unweigerlich schenken die beiden Ponys der Familie nach den temporeichen Aktivitäten einen entschleunigenden, kontrastreichen und im buchstäblichen Sinn tierischen Moment.
INFORMATIONEN
Der Urlaubsort Leogang im österreichischen Bundesland Salzburg zählt mehr als 3000 Einwohner und befindet sich auf 788 Metern Seehöhe in einem Talbecken, dem langgezogenen Leoganger Tal. Umrandet von den Leoganger Steinbergen und den Kitzbüheler Alpen, bietet die Ortschaft vor allem viele Outdoor-Aktivitäten.
ANREISEN
Neben der Anreise mit dem Auto ist es auch möglich, mit dem Zug nach Leogang zu gelangen, etwa von München über Wörgl oder von Passau über Salzburg. Der sogenannte Loigom-Shuttle, ein Rufbus, ergänzt das bestehende Busliniennetz vor Ort.
ÜBERNACHTEN
99 Meter trennen das inhabergefühte 4-Sterne-Superior-Hotel Salzburger Hof von der Asitz-Gondelbahn und dem Bikepark Leogang. Das Haus bietet zum Beispiel zwei Wellnessbereiche, einen Infinity Sky-Pool, einen Panorama-Fitnessraum und einen Indoor-Boulderraum.
www.saalfelden-leogang.com
Von Christoph Häusler
Vom Pott in den Pinzgau hat es Jonas Schmidt gezogen. Seine Leidenschaft – das Mountainbiken – hat er zum Beruf gemacht. Wenn Schmidt in die Pedale tritt, arbeitet er: als Bike-Lehrer in Leogang. Gorilla und Giraffe. Mit diesen tierischen Vergleichen bringt er dem Nachwuchs das Biken bei, denn mit englischen Begriffen kann Grundschüler Ludwig nichts anfangen.
Helm an, Ellbogen weit raus, die Füße auf den Pedalen sollen sich links und rechts auf gleicher Höhe befinden. „So bist du am stabilsten, wie ein Gorilla!“, ruft Bike-Lehrer Schmidt dem Burschen zu, der im Slalom an orangefarbenen Pylonen in einer Tiefgarage vorbeirollt. Erst nach der Übungsrunde geht’s für Ludwig auf den Berg – zunächst via Zauberteppich, danach mit dem Schlepplift. Skifahrer kennen das Prinzip. Mit dem Wissen, stets in Fahrtrichtung zu blicken, ausgeglichen zu bremsen – und je nach Bedarf die aggressive Gorilla- oder die passive Giraffenhaltung einzunehmen, meistert der Bub den Greenhorn-Trail, bei dem immerhin 67 Höhenmeter zu überwinden sind.
Die Rookie Line am Fuß der Asitzbahn mit zwei Holzsteilkurven und anderen Hindernissen stellt ihn vor weitere Herausforderungen, die er mit den Tipps des Trainers bewältigt. Selbst ein Sturz kann den Nachwuchs nicht einschüchtern. Der Bub wischt sich die Erde von den Schonern und schwingt sich wieder in den Sattel, um wie ein Gorilla im Angriffsmodus den Berg hinabzudüsen. Anfänger wie Profis finden in Leogang ihre Lieblingsroute, wie der dort jährlich stattfindende Weltcup beweist. 2028 steigt in Leogang sogar die Mountainbike-Weltmeisterschaft.
Eierschwammerl stillen Bärenhunger nach Biken
Bärenhunger macht sich breit. Rupert Zehentner, Wirt der sieben Kilometer entfernten Almhütte Seealm, preist in kratzigem Dialekt, Lederhose und rot-weiß kariertem Holzfäller-Hemd die Mozzarella-Variante „Seezerella“ und Eierschwammerl, die er selbst gesammelt hat, an. Während der geborene Pinzgauer von seinem Bruder Herbert erzählt, der Fleisch und Milch für den Almbetrieb liefert, gesellt sich Zehentners Mutter Elisabeth mit Freundinnen an den Tisch – mit Blick auf den Grießensee.
Eine abwechslungsreiche Mischung aus Erholung und Bewegung bietet die Leo-Spielewanderung, beginnend von der Bergstation der Asitz- oder der Steinbergbahn. Von Station zu Station wandert die vierköpfige Familie die Tour in etwa zwei Stunden und wird mit dem Ausblick vom Großen Asitz belohnt. Zum Gebimmel der Kuhglocken rennen Ludwig und seine Schwester Karolina in einem Hamsterrad, erklimmen Klettergerüste wie Affen, hüpfen wie Kängurus auf einem Trampolin. Der Verdacht, die Spielestationen könnten an den Kraft- und Ausdauerreserven der Kinder nagen, verpufft. Das Gegenteil tritt ein: Der Nachwuchs wird immer wieder animiert, weiterzuwandern – zur nächsten Attraktion. Er nimmt die Challenge an.
Eine Abkühlung finden die Kleinen beim Sinne-Weg auf Höhe der Mittelstation. Während sich die Eltern den Kaiserschmarrn auf der Stöckl-Alm schmecken lassen, waten die Kinder barfuß durch seichtes Gewässer, erspüren mit den Zehen Sand und Kieselsteine.
Mit einem Affenzahn
in Richtung Tal
Auf der anderen Seite des Berges erstreckt sich das Steinerne Meer und schenkt dem Besucher vor allem Ruhe. Der Asitz hingegen besticht mit einer vollen Breitseite an aktiven Urlaubserlebnissen, zum Beispiel mit dem Flying Fox. Die von der Spider Murphy Gang besungenen „Schwammerl in de Knia“ spürt der Reporter, als er auf dem Podest auf die Anweisungen des Fachmanns wartet.
Der Blick richtet sich entlang des 1,6 Kilometer langen Stahlseils in Richtung Tal. Der Karabiner klickt, der Körper kippt nach vorne, die Arme breiten sich aus. „Drei, zwei, eins – ciao, ciao“, gibt der Mitarbeiter den Startschuss. Flinker als jeder Fuchs – mit einem Affenzahn von bis zu 130 Stundenkilometern – gleitet der Reporter über Baumwipfel, Biker und Fleckvieh hinweg, bei einer Flughöhe von 140 Metern. Erst ein paar Minuten nach der Landung erlangt er wieder seine Standfestigkeit.
Diese beweisen bei einem gemütlicheren Ausflug die beiden Ponys Lilly und Muchacho. Auf dem Schörhof der Familie Dankl in Saalfelden begegnen die Gäste sowohl Haflinger als auch Kalt- und Warmblüter. Während nebenan auf einem Sportpferd trainiert wird, machen sich Ludwig und Karolina mit den beiden grasenden Ponys vertraut, um auf ihnen die Umgebung zu erkunden. Lilly und Muchacho lassen sich von den vorbeirauschenden Mountainbikern nicht beirren – doch wittern sie Futter am Wegesrand, bedarf es Streicheleinheiten und gutes Zureden, um wieder ein paar Meter weiter zu kommen.
Unweigerlich schenken die beiden Ponys der Familie nach den temporeichen Aktivitäten einen entschleunigenden, kontrastreichen und im buchstäblichen Sinn tierischen Moment.
Redakteur Christoph Häusler recherchierte mit Unterstützung der Saalfelden Leogang Touristik GmbH. Ein Video vom Flug mit dem Flying Fox gibt es zu sehen auf www.donaukurier.de/reise.
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