Roadtrip durch Jordanien: Die Schönheit von Salz, Sand und Staub

13.01.2023 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr

Die Wüste „Wadi Rum“ im Süden des Landes ist Lebensraum für viele Beduinen, Besuchermagnet und Drehort: In der einmaligen Umgebung wurden Kinohits wie „Star Wars“, „Dune“ und „Der Marsianer“ gedreht. −Fotos: Czerny

Von Florentina Czerny

Im Norden eine Millionenmetropole, im Westen das atemberaubend schöne Tote Meer, im Süden die sandfarbene Felsenkulisse des Wadi Rum: ein Roadtrip durch Jordanien.

Es ist 12.20 Uhr. Aus der Ferne ertönt eine männliche Stimme aus einem Lautsprecher. Orientalischer Gesang. „Der Muezzin ruft zum Gebet auf“, sagt Khaled Abu Tayeh, unser Reiseführer. Die gläubigen Muslime machen sich auf den Weg in die Moschee oder richten ihren Gebetsteppich zuhause oder am Arbeitsplatz Richtung Mekka. „Wenn ihr aufmerksam durch die Straßen geht, könnt ihr zum Beispiel die Verkäufer in den Geschäften dabei beobachten.“

Es wird nicht das letzte Mal in dieser Woche sein, dass wir diesen Gesang hören werden. In sieben Tagen werden wir Jordanien bereisen − angefangen von der Hauptstadt Amman im Norden bis ins südliche Aqaba am Roten Meer. Vor uns liegt eine einmalige Reise durch ein Land, das viele Gesichter hat: ein bevölkertes, ein staubtrockenes, ein traditionell geprägtes, ein heilendes.

Das „Pompeii“ von Jordanien

Jerash zeigt uns Jordaniens historisches Gesicht. Die Römerstadt liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Amman und wird auch als das „Pompeji des Mittleren Ostens“ bezeichnet − angelehnt an die Stadt in Italien. Die heutige archäologische Stätte in Jerash erlebte unter den Römern eine Hochzeit. Von Steinsäulen gesäumte Straßen, das prächtige Hadrianstor und das gut erhaltene Nordtheater lassen erahnen, wie pulsierend Jerash einst gewesen sein muss. „Ein schlimmes Erdbeben hat große Teile der Stadt zerstört“, erklärt unser jordanischer Reiseführer Khaled auf Deutsch.

Im Bus zurück nach Amman, zieht die karge Landschaft an uns vorbei. Steinige Hügel, staubige Straßen, hin und wieder ein Strauch. Ein einsames Kamel steht angebunden auf einem Feld, an den Straßen winken Einheimische mit silbernen Tabletts, um für ihr Kaffeehaus zu werben. Und überall: Müll. Plastiktüten, Flaschen, Verpackungen, Folien − die Straßenränder sind voll davon.

Die Lage schüchterte viele Interessierte ein

„40 Kilometer bis zur syrischen Grenze“, sagt ein Straßenschild. Ein seltsames Gefühl, so nahe an einem Land zu sein, in dem Bürgerkrieg herrscht. Später erklärt mir Ahmad Kraishan vom jordanischen Tourismusamt, dass genau das in den vergangenen Jahren viele Touristen abgehalten hat, Jordanien zu besuchen. Er begleitet uns auf dieser Reise und hilft uns, sein Land und seine Kultur zu verstehen. „Die Menschen hatten Angst, dass hier etwas ähnliches passieren würde wie in Syrien. Dabei war es hier immer sicher.“

Fünf Millionen Besucher konnte der Wüstenstaat 2019 verzeichnen. Die Coronapandemie hat für eine weitere Krise gesorgt. Davon konnte sich Jordanien aber wieder erholen: Rund vier Millionen Gäste erwartete das Land allein 2022.

Amman ist eine Millionenstadt

Häuser über Häuser, so weit man schauen kann. Der komplette Hügel vor uns, der dahinter − alles ist bebaut mit den kastenförmigen Bauten in Weiß und Beige. In den Gassen dazwischen wuselt es: Mütter hasten mit ihren Kindern durch die Straßen, Männer treffen sich auf einen Kaffee, die Verkäufer der Geschäfte preisen Schmuck und Kleidung auf dem Gehsteig an.

Mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung lebt in Amman, das sind rund vier Millionen Menschen. „Seht ihr die Kanister auf den Dächern?“, fragt Khaled auf unserer Erkundungstour. „Das sind Wasserspeicher. Einmal pro Woche werden sie gefüllt − mehr gibt es nicht.“ Sauberes Wasser ist hier ein wertvolles Gut, denn Jordanien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. Trinken kann man das Wasser aus dem Hahn jedoch nicht.

Das Tote Meer wird es vielleicht bald nicht mehr geben

Wir machen uns auf den Weg nach Süden und legen einen Stopp am Toten Meer ein – rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Der Salzsee ist ruhig, die Sonne taucht das Panorama in goldenes und rosafarbenes Licht − atemberaubend schön. Innerhalb von 30 Sekunden ist sie hinter den israelischen Bergen verschwunden.

Oberhalb des Wassers zeichnet sich das Salz an den Felsformationen ab. Das Tote Meer hat einen Salzgehalt von rund 30 Prozent. Die Luft ist gut für die Lunge, das Wasser heilend für die Haut – deshalb planen hier viele Menschen mit chronischen Krankheiten einen Kuraufenthalt. Die Frage ist: Wie lange noch? Denn wegen des Klimawandels und der Wasserknappheit in Jordanien − aus dem Jordan, der das Tote Meer speist, wird laufend Süßwasser entnommen – könnte der riesige Salzsee bis 2050 ausgetrocknet sein.

Unser Bus tuckert weiter. Etwas altersschwach zwar, doch so bleibt Gelegenheit, die Umgebung zu beobachten. Die staubigen Hügel werden zu eindrucksvollen Felsschluchten und dann zu karger Wüste. Busse und Autos sind die Transportmittel, mit denen man das Land bereist. Züge gibt es überhaupt nicht.

Beduinen bewohnen noch immer Petras Höhlen

Unser Ziel: Die Felsenstadt Petra. Sie ist wohl die bekannteste Attraktion Jordaniens und zieht jedes Jahr bis zu einer Million Besucher an. Für 50 Dinar − etwa 70 Euro − kein günstiges Vergnügen. Doch es lohnt sich: Das berühmte Schatzhaus erstreckt sich als eine imposante Fassade, die in eine Felswand aus Sandstein geschlagen wurde – man kennt es zum Beispiel aus dem Filmklassiker „Indianer Jones“, der unter anderem in Petra gedreht wurde.

Um dorthin zu gelangen, muss man eine ein Kilometer lange Schlucht entlangwandern. Das Schatzhaus, von dem viele denken, es sei das Ziel, ist eigentlich nur der Anfang einer riesigen Stadt, die 2000 Jahre alt ist. Um alles in Petra zu sehen – ein Highlight ist auch das Kloster Al-Deir –, benötigt man drei bis vier Tage. Einst war die Nabatäer-Stadt ein prächtiger Ort voller Leben, heute ist sie unbewohnt.

Zumindest fast. Einige Beduinenfamilien entschieden sich dazu, in die alten Höhlen zu ziehen, die vor Jahrtausenden in die Felswände geschlagen wurden. Viele weitere wohnen in Dörfern etwas außerhalb. Sie leben vom Tourismus, bieten Ritte auf ihren farbenfroh verzierten Kamelen, Pferden und Eseln an, verkaufen Schmuck, Mitbringsel und Tücher.

Einen der größten Stände betreibt Salmman Abu Saksokan. Seit zehn Generationen leben seine Vorfahren als Beduinen, der 55-Jährige selbst sei in einer Höhle in Petra aufgewachsen und später in ein Dorf gezogen, erzählt er.

„Wir hatten früher viel weniger als heute, doch wir lebten friedlich mit der Natur“, sagt er auf Arabisch. Reiseführer Khaled übersetzt. „Heute gibt es Fernseher, Smartphones, viel mehr Arbeit, Touristen − so vieles schwirrt einem im Kopf. Der Frohsinn ist verloren gegangen.“

Die Wüste aus den ganz großen Filmen

Überwältigt von all den Eindrücken, die noch in uns nachhallen, verlassen wir Petra und steuern ein weiteres Highlight an: die Wüste Wadi Rum.

Dieser Ort bedeutet Abenteuer. Statt im Hotel schlafen wir im Wüstencamp. Der raschelnde Wind und das nächtliche Gebell der wilden Hunde sind gewöhnungsbedürftig. Doch am nächsten Tag erwarten uns unvergessliche Erlebnisse: Auf dem Kamel und später per Jeep erkunden wir die trockene Weite.

Der Anblick ist fast unwirklich. Aus dem rötlichen Sand erheben sich Felsformationen, die von der diesigen Luft immer mehr verschluckt werden, je weiter weg sie sich befinden. Beeindruckend. Ganz unbekannt dürften sie dem ein oder anderen nicht sein, denn auch hier sind bereits einige erfolgreiche Filme gedreht worden, darunter „Der Marsianer“, „Dune“ und „Star Wars“.

Urlaubsfeeling am Roten Meer

Aqaba ist unsere Endstation. „Hier ist unser einziger Hafen“, erklärt unser Begleiter Khaled. Da es keine Zugverbindungen durch das Land gibt, ist die Stadt am Roten Meer ein Dreh- und Angelpunkt für Jordaniens Handel.

Für uns hält Aqaba vor allem eines bereit: Entspannung. Noch einmal schlendern wir über einen der vielen Gewürz- und Gemüsemärkte, auf denen es nach Kardamom, Curry und Kräutertee riecht. Vom Boot aus genießen wir einen letzten wunderschönen Sonnenuntergang.

Das ist, was von Jordanien besonders in Erinnerung bleibt, sei es nun am Wasser oder in der Wüste: die unendliche Weite.




Redakteurin Florentina Czerny besuchte Jordanien auf Einladung von VisitJordan.


INFORMATON

Jordanien ist mit einer Fläche von 90000 Quadratkilometern ein recht kleines Land und vergleichbar mit der Größe Österreichs. Von den rund zehn Millionen Einwohnern lebt ein Großteil in der Hauptstadt Amman: Es sind vier Millionen.

ANREISEN

Amman erreicht man von Deutschland aus in ca. vier Flugstunden.

ÜBERNACHTEN
Edel in Amman: W Amman Hotel

Charmant in Petra: Hayat Zaman Hotel
Abenteuerlich in Wadi Rum: In der Wüste übernachtet man in der Regel in Wüstencamps. Achtung bei der Auswahl: Hier gibt es sehr einfache und schönere Camps.

Modern in Aqaba: InterContinental Hotel

Orientalisch am Toten Meer: Mövenpick Dead Sea

REISEINFOS

•Jordanien ist ein muslimisches Land, jedoch sehr westlich eingestellt. Frauen müssen kein Kopftuch tragen – außer in einer Moschee.

•Der Wüstenstaat gehört zu den wasserärmsten Ländern der Erde. Wasser aus dem Hahn betrachtet man als wertvolles Gut. In Hotels ist das meist kein Problem − jedoch sollte man Leitungswasser keinesfalls trinken.

•Das Land ist grundsätzlich politisch stabil und kann größtenteils gut bereist werden. Das Auswärtige Amt rät allerdings von Reisen in das syrisch-jordanische Grenzgebiet und in den Nordosten des Landes in der Grenzregion zum Irak ab.

https://de.visitjordan.com/