Hagia Sophia, der Topkapi-Palast, die blaue Moschee: Istanbul ist bekannt für beeindruckende Sehenswürdigkeiten. Doch die Stadt am Bosporus hat auch kulturell viel zu bieten.
Dichter Verkehr drängt sich durch die kleinen Straßen, lautes Gerede mischt sich unter das stetige Hupen, mit lauten Rufen wollen die Straßenverkäufer auf sich aufmerksam machen. Istanbul ist laut, hektisch, dreckig und dennoch wunderschön. Die Stadt am Bosporus ist bekannt für ihre zahlreichen Sehenswürdigkeiten und ihre geschichtsträchtigen Bauten, die noch an den früheren Namen Konstantinopel erinnern. Abertausende Jahre haben die Gemäuer geprägt, Kriege und Krisen haben sie gezeichnet, ebenso Religionen, wie man an der Hagia Sophia sieht. Einst eine christliche Kathedrale ist sie heute eine der bedeutendsten Moscheen. Bei einem Besuch kann man sich von ihrer überwältigenden Schönheit überzeugen lassen.
Zentrum der Kultur und des Nachtlebens
Gegenüber der Altstadt, auf der anderen Seite des Bosporus, der europäischen Seite der Metropole, befindet sich das moderne Viertel Beyoglu, auch das „alte Pera“ genannt. Das Viertel ist schon immer ein Wahrzeichen des westlich geprägten Istanbuls gewesen und hat sich mittlerweile als pulsierendes Zentrum des Nachtlebens einen Namen gemacht.
Inmitten des Viertels steht der Galata-Turm, der einst als Verteidigungsanlage errichtet worden war. Heute kann man von ihm aus eine beeindruckende 360-Grad-Sicht über die immer weiter wachsende Stadt genießen. Auch die Türme der Hagia Sophia und die Mauern des Topaki-Palastes sind markante Punkte, die sofort ins Auge fallen. Um den Turm herum erstreckt sich eine Vielzahl kleiner Gassen mit Restaurants und Bars sowie hippen Straßencafés, die Spezialitäten aus aller Welt anbieten. Hier gibt sich Istanbul international und modern.
Die wohl bekannteste Straße und ein zentraler Ort des Viertels ist die Istiklal-Straße, belebt bei Nacht und bei Tag. Shoppingfreunde und Nachteulen kommen hier auf ihre Kosten. In den Bars pulsiert nach Sonnenuntergang das Leben. Es gibt laute Livemusik, und es riecht nach Wasserpfeifen. Nostalgischen Flair verleiht die historische Tram, die immer auf und ab fährt.
Beim Beyoglu-Festival zeigt sich Istanbul modern und westlich
Im Rahmen des Beyoglu-Festivals, das vom Tourismus- und Kulturministerium veranstaltet wird, und immer wieder im Rahmen des „Türkiye Culture Road Festivals“ stattfindet, sind in der Straße auch zahlreiche Ausstellungen zu sehen, von moderner Kunst über Film bis hin zu klassischer Kunst ist alles vertreten. Viele zeigen westliche Künstler, andere türkische Maler.
In einer Seitengasse sind Stände aufgebaut. Serpil Cakmak bietet hier handgemachte Keramikprodukte und Schmuck an. Sie nutzt den Festivalstand, um Geld zu verdienen, aber auch, um Werbung für sich zu machen, erzählt die 56-Jährige, die seit ihrer Universitätszeit in Istanbul lebt.
Nur wenige Gehminuten entfernt, nördlich der Istiklal-Straße, direkt am Bosporus liegt der Galataport. Ein Gebäudekomplex, der Geschäfte, Restaurants und Museen beherbergt. So wie das „Istanbul Modern“, ein Museum für Gegenwartskunst. Eröffnet wurde es 2004, im vergangenen Jahr erhielt es ein neues Design und wurde wiedereröffnet. Es ist da erste Museum in der Türkei, das zeitgenössische und moderne Kunst in wechselnden Ausstellungen neben Dauerexponaten türkischer und internationaler Künstler zeigt. Durch die Glasfront haben Besucher eine beeindruckende Sicht auf den Bosporus und die gegenüberliegende Altstadt.
Vom Osmanischen Reich bis hin zur Republik
Etwa 800 Meter entfernt ist das Bilder- und Skulpturenmuseum (Istanbul State Art and Sculpture Museum). Die Werke zeigen, wie sich türkische Malerei und Bildhauerei über Jahrhunderte entwickelt hat. Anhand der Bilder lassen sich die Übergänge vom Osmanischen Reich bis hin zur Republik nachverfolgen. Auch Nachahmungen westlicher Werke, wie von Claude Monet und Rembrandt van Rijn fallen ins Auge. Eine Hommage türkischer Künstler an die westliche Kultur?
Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Lebens in der Metropole ist das Atatürk-Kulturzentrum am Taksim-Platz, der das Ende der Istiklal-Straße markiert, benannt nach dem ehemaligen Präsidenten Mustafa Kemal Atatürk. 2018 hatte man das alte Gebäude abgerissen, jetzt erstrahlt es in neuem Glanz. Theater, Ballett und Konzerte finden im Opernhaus statt, dessen Eingang eine riesige rote Kugel ist. Auch Cafés, Restaurants und eine Kunstgalerie sind im Kulturzentrum anzutreffen.
Wo sich Agatha Christie den Mord im Orientexpress ausdachte
Spaziert man weiter durch Beyoglu, ist noch ein weiterer besonderer Ort zu finden: das Pera Palace Hotel, bekannt durch die britische Krimibuchautorin Agatha Christie. Sie war wohl, so ist es im Hotel zu lesen, ein oft und gern gesehener Gast. Es wird vermutet, dass sie ihren berühmten Roman „Mord im Orient-Express“ dort in Zimmer 411, dass auch noch heute als Agatha-Christie-Zimmer zu buchen ist, geschrieben hat. Leider kann man das Zimmer vor Ort ohne Buchung nicht sehen, doch allein der Empfangsbereich lässt noch heute den luxuriösen Stil des 20. Jahrhunderts nachempfinden.
Ursprünglich wurde das Hotel für die Gäste des Orient-Expresses gebaut. Eine originale Sänfte, mit der die Passagiere des Orient-Expresses ins Hotel gebracht worden sind, kann man noch heute in der Lobby begutachten.
Natürlich lohnt sich auch noch ein Abstecher zum „Großen Basar“, dem Kapali Carsi, der ebenfalls auf der europäischen Seite im Stadtviertel Beyazıt liegt. Neben Souvenirs, Keramik und Teppichen lassen sich hier feine Delikatessen und eine große Auswahl an Gewürzen finden. Aber Vorsicht: Im überdachten Basar mit rund 4000 Geschäften in verwinkelten Straßen kann man sich im Kaufrausch leicht verlaufen.
INFORMATIONEN
Die türkische Millionenmetropole Istanbul liegt direkt an der Naht zwischen Europa und Asien. Ihre vielen historischen Stätten zeugen davon, dass sie die Hauptstadt verschiedener Weltreiche war.
ANREISEN
Der Flug von München nach Istanbul dauert 2 Stunden und 45 Minuten, der Transfer in die Stadt etwa eine Stunde.
ÜBERNACHTEN
Das CVK Park Bosporus Hotel bietet einen Blick über den Bosporus. Zu Fuß ist man von dort in nur wenigen Minuten im kulturellen Viertel. Die historische Altstadt lässt sich mit Taxi oder Straßenbahn gut erreichen.
KULTURFESTIVAL
In diesem Jahr veranstaltet das Kultur- und Tourismusministerium von 28. September bis 6. Oktober das vierte Beyoglu Kultur- und Straßenfestival. Infos: kulturyolufestivali.com.
www.goturkiye.com
www.istanbul.goturkiye.com
Redakteurin Laura Stewart besuchte auf Einladung von Go Türkiye das Beyoglu-Festival in Istanbul.
Artikel kommentieren