In Ramsau auf Loipen und Wanderwegen durch den Wald

04.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:39 Uhr

Die Haflinger Lilo und Weiki ziehen den Schlitten durch den Schnee. Ihr Besitzer Hermann Tritscher hat zum Aufwärmen neben Decken auch ein Schnapserl mit an Bord. −Fotos: Eiglmeier

Von Jasmin Eiglmeier

Dass Winterurlaub nicht zwangsläufig auf präparierten Skipisten und in vollen Gondeln stattfinden muss, zeigt der steirische Ort Ramsau am Dachstein. Dort können Urlauber in ruhiger Umgebung aktiv werden.

Das Holzgewehr ist auf die graue Anti-Rutschmatte gestützt. Der Zeigefinger am Abzug, genau auf die kleine schwarze Scheibe in zehn Metern Entfernung zielend. Stillhalten und klack. Abgedrückt. Das Schwarz wechselt auf Weiß. Getroffen. Jetzt das Holzgewehr um wenige Grad nach rechts drehen, wieder stillhalten und klack.

Das Schießen beim Laser-Biathlon macht mit am meisten Spaß. Warum? Es ist einfacher als gedacht, mit etwas Ruhe in den Händen und einem normalen Puls schaffen es selbst Anfänger zu treffen. Mehr Geduld braucht dagegen das Langlaufen – und einen guten Lehrer.

Geradlinig laufen, Ellbogen nicht zu weit nach vorne, Spur wechseln, bremsen. Die wichtigsten Techniken des klassischen Langlaufs lehrt Reinhard Kaurzinek in den ersten zwei Stunden. Er ist seit über 20 Jahren nicht nur Inhaber der Langlaufschule „Fit und Fun“ in Ramsau am Dachstein, sondern mehrfacher österreichischer Meister im Langlauf. Aber weil man auf über 1000 Metern per Du ist, stellt er sich ganz unaufgeregt nur als Reini vor. Dank seiner ruhigen Art gerät man selbst dann nicht ins Straucheln, wenn der Diagonalschritt nicht gleich auf Anhieb funktioniert: „Bisher hab ich es noch allen gelernt“, sagt er und grinst.

Während in der gesamten Wintersportregion Schladming-Dachstein 85 Prozent der Urlauber Alpinski fahren, kommt nur jeder Zehnte zum Langlaufen. Obwohl das 1135 Meter hoch gelegene Ramsau nur wenige Kilometer von Schladming entfernt liegt, gehen die Uhren dort anders. Große Gondelbahnen, breite Pisten und massenweise Skifahrer sucht man dort vergeblich. Es ist der Wintersportort für alle, die dem alpinen Skifahren weniger abgewinnen können oder einfach für Abwechslung offen sind. Klassischer Langlauf ist auf 125 Kilometern möglich, 95 Kilometer sind zusätzlich für die etwas anstrengendere und anspruchsvollere Skating-Technik befestigt. Von November bis April werden die Loipen täglich frisch präpariert – ein mit Flutlichtanlage beleuchtetes Langlaufstadion macht den Ausdauersport sogar bis in die Abendstunden möglich. Abseits der Loipen gehört auch Schneeschuhwandern zu den Trendsportarten.

Durch Schneekristalle zum Gipfel

Schneeschuhe lassen sich in den Sportgeschäften im Ort für unter 20 Euro ausleihen, sie werden einfach über die Winterstiefel gezogen und festgeschnallt. Stöcke in die Hand und los geht’s durch pulvrigen Neuschnee. Unerfahrenen hilft ein Guide, die richtige Route für die vorhandene Zeit und das gewünschte Anstrengungslevel zu finden. Außerdem ist es wichtig, ausgewiesenen Routen zu folgen, um Tiere nicht aufzuschrecken. Wer direkt am südlichen Fuß des Dachsteins wandern möchte, kann zum Beispiel mit Bergführer Michi Perhab vom Ramsauer Plateau gemütlich einige Kilometer aufwärts zur Talstation der Dachsteingletscherbahn marschieren. Bei der Tour „durch die Schlitzen“ erkundet man alte, teils verlassene Ramsauer Almen. Einige davon, wie die Walcheralm, sind noch bewirtschaftet und bieten ihren Gästen bei einem Zwischenstopp auch das obligatorische steirische Zirbenschnapserl an.

Am Fuß des Gletschers angekommen: Strahlend blauer Himmel trifft grauen Fels, glitzernden Schnee und grandiose Ruhe. Die Ruhe rührt auch daher, dass der Skibetrieb am Dachsteingletscher diese Saison aus Naturschutzgründen ausgesetzt wird. Für gemütlichere Urlauber gibt es im Ort zahlreiche Käsereien und Almen ringsum. Um diese bequem zu erreichen, können sich Besucher von Haflinger und Noriker auf Kufen durch die verschneite Landschaft ziehen lassen. Kreuzen Loipen, warten meist die Langläufer. An Straßen die Autofahrer. Das Pferd mit seiner Kutsche hat hier Vorrang. Auf dem Kutschbock sitzt ein hagerer Mann mit Bart im lodernen Schladminger. Kutscher Hermann Tritscher hat seine beiden Rösser Lilo und Weiki gut im Griff. Der Weg von Ramsau zur Halseralm dauert – hoch zu Ross – zirka eine Stunde. Die 400 Jahre alte Hütte ist nur mit Pferden, zu Fuß oder den Langlaufskiern erreichbar. Vorbei an Wäldern, Loipen, kleinen Höfen. Für die durchgefrorenen Gäste gibt es zwei Stuben in der uralten Alm.



Genuss aus Eiern, Milch und Schmalz


Links geht es in die „Schweinersstube“, rechts zum legendären flambierten Kaiserschmarrn. Die Alm ist seit jeher in Familienbesitz. Im Sommer werden die Kühe gemolken, im Winter die Gäste mit frischem Schmarrn und wärmendem Tee bewirtet. Auf dem alten, von Holzwürmern gemaserten Holztisch steht „Rum 38“ – jeder kann sich seinen Tee oder Kakao nach Wunsch „würzen“, sagt der junge Wirt und grinst. Aus frischen Eiern, Milch und Mehl wird der Teig für den Kaiserschmarrn per Hand gerührt und in Butterschmalz herausgebraten.

Holz befeuert den Ofen und gibt in der ganzen Stube eine angenehme Wärme ab. Auch die lange Tradition des Flambierens mit einer gut 50 Zentimeter hohen Flamme zeichnet sich an der Decke ab: Die Holzbalken der uralten Alm sind mittlerweile schwarz. Staubzucker auf den Schmarrn und zusammen mit Preiselbeeren ein wahrer Genuss.

Heimwärts geben Lilo und Weiki ordentlich Gas. Gerade, dass sie ihrem Kutscher Hermann folgen und nicht die Abkürzung in den heimischen Stall nehmen.


Volontärin Jasmin Eiglmeier recherchierte vor Ort auf Einladung von Österreich Werbung im steirischen Wintersportort Ramsau am Dachstein.


Ramsau ist die Langlaufhochburg der Steiermark mit 220 Loipenkilometern und allen Schwierigkeitsgraden. Für Abwechslung sorgen (Laser-) Biathlon, Skitourenrouten, (Schneeschuh-) Wanderungen, Pferdeschlittenfahrten, Nachtrodeln, Fatbiken, Snowtubing und ein Besuch in einer der Käsereien. Wenige Kilometer entfernt liegt die 4-Berge-Skischaukel Planai-Hochwurzen-Reiteralm mit 123 Pistenkilometern.

ANREISEN
Anfahrt über Salzburg und Tauernautobahn A10 bis Ausfahrt Radstadt/Schladming/Graz, Weiterfahrt bis Schladming, ca. 20 Kilometer, Auffahrt auf das Hochplateau Ramsau am Dachstein.

ÜBERNACHTEN
• Das Vier-Sterne-Haus Hotel Matschner mit Blick auf den Dachstein sowie die Skisprungschanze bietet direkten Zugang zur Dachstein-Therme mit Schwimmbecken und Sauna
•Etwas kostengünstiger ist der Ramsbergerhof, ein 450 Jahre alter Bauernhof auf dem Ramsauer Sonnenplateau direkt neben Langlaufloipen und dem Hallenbad mit Spielplatz und Streichelzoo

KULINARIK
In der bodenständigen steirischen Küche darf Kernöl nicht fehlen, auch Käferbohnen und Krensuppe gehören zur Menükarte auf den Hütten. Haubenkoch Richard Rauch hat mit 15 Ramsauer und Schladminger Hüttenwirten Gerichte aus regionalen Zutaten kreiert, von Kürbiscurry über Topfenpaunzn mit Hirschsugo bis Vogelbeereis.

www.ramsau.de

www.derdachstein.at