Genuss ohne Grenzen am Lago Maggiore

18.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:53 Uhr

Die Borromäischen Inseln liegen majestätisch inmitten des Lago Maggiore und zählen zu den beeindruckendsten Anziehungspunkten für Urlauber. Die Fähren gehen von Stresa, Locarno, Arona, Pallanza und Laveno ab und verbinden die Orte auf dem Festland mit der Isola Bella, der Isola Madre und der Isola dei Pescatori. Tickets zu den Borromäischen Inseln können online oder direkt vor Ort gekauft werden. −Fotos: Sandra Hiendl

Von Sandra Hiendl



Rund um Ostern erwacht der Lago Maggiore aus seinem Winterschlaf zu neuem Leben. Das italienisch-schweizerische Grenzgebiet lohnt sich aber auch für einen Abstecher in die Umgebung – besonders in kulinarischer Hinsicht.

Der Lago Maggiore mit seinen weltberühmten Borromäischen Inseln gilt allein wegen seiner besonderen geografischen Lage schon als Urlaubsparadies. Das Westufer des zweitgrößten italienischen Sees gehört dem Piemont an, das Ostufer der Lombardei und der nördliche Teil des Sees grenzt an den Schweizer Kanton Tessin.

Doch wer nicht nur pittoreske Städtchen und Straßencafés erkunden, an palmengesäumten Uferpromenaden flanieren oder durch die weltberühmten Gärten auf den Borromäischen Inseln wandeln möchte, erlebt im Hinterland des 212 Quadratkilometer großen Gewässers, das auch als „Langensee“ bezeichnet wird, ein viel ursprünglicheres italienisches Flair.

Picknick mit Traumblick im Val Grande Nationalpark

Nicht zuletzt dank Marisa Cottini. Zusammen mit ihrem Mann Massimo und ihrer Tochter betreibt sie in Premosello, einem kleinen Dorf am Rande des Val Grande Nationalparks, eine Ziegenkäserei. „Wir hatten immer schon einen besonderen Bezug zu Ziegen und entschlossen uns, 2002 mit 40 Ziegen eine Käserei zu eröffnen. Heute sind es 120 Tiere, von deren Milch wir neun Kilo Käse jeden Tag herstellen“, erzählt die quirlige Italienerin stolz, während sie zwei kleine Zicklein im Arm hält, die erst eine Woche alt sind. Bei einer Führung durch den hundert Jahre alten, zwölf Grad kalten Keller in ihrer kleinen Käserei offenbart sich für Feinschmecker eine eigene Welt: Käselaib an Käselaib reiht sich dort in den Regalen. Vom edlen Schimmelkäse, über die beliebteste Sorte Capreggio bis hin zu 90 Tage lang gereiften Käsesorten.

Wer sich bei Marisa Cottini ein Stück Ziegenkäse einpacken lässt und sich in der kleinen Bäckerei in Premosello noch mit Brot eindeckt, ist kulinarisch bestens gerüstet für den Aufstieg nach Colloro, wo nicht nur das einige Jahrhunderte im Originalzustand erhaltene Haus „Ca Vegia“ besichtigt werden kann, sondern sich auch der Einstieg zum Nationalpark Val Grande befindet. Hier wohnt Wanderführerin Pia Molteni, die den 15 000 Hektar großen Park wie ihre Westentasche kennt. „Man darf den Nationalpark nicht unterschätzen, es ist das wildeste Gebiet der Alpen in Europa, aber eine herrliche Gegend“, schwärmt sie in perfektem Deutsch mit charmantem italienischen Akzent und erklärt weiter, dass der Nationalpark auch bei einer zwei-Tages-Tour durchquert werden kann, bei der man in kleinen Schutzhütten mit Holzofen schläft.

Wer lieber gemütlicher unterwegs ist, kann nach einer etwa eineinhalbstündigen Wanderung durch Kastanienwälder und nach dem Überwinden von 400 Höhenmetern auf der Alpe Biogno bei einem Picknick seine mitgebrachten italienischen Köstlichkeiten genießen. Dort wird man auch noch mit einem traumhaft schönen Ausblick verwöhnt.

Zurück im Tal lohnen sich zwei weitere Abstecher zu Fabio Tombesi und Alessandro Zacchera. Während Ersterer als Imker dank seiner 200 Bienenstöcke mit 60000 Tieren pro Stock besondere Honig-Spezialitäten aus Safran, Kastanien und sogar Rhododendron-Blüten anbieten kann, hat Zacchera in Premosello eine in Europa äußerst rare Teeplantage aus Kamelien errichtet, deren Blätter bei Teekennern hochgeschätzt werden. „Wir ernten 100 Kilo Tee pro Jahr und ich muss gestehen, dass es vor fünf Jahren schon ein Wagnis war, 15 Kilometer vom Lago Maggiore eine Teeplantage zu errichten. Begonnen haben wir mit 500 Pflanzen auf zweieinhalb Hektar“, erzählt der junge Besitzer.

Das Besondere am Lago Maggiore ist auch seine Nähe zur Schweiz. Für einen Tagesausflug ins Tessin eignet sich bestens eine romantische Fahrt mit der Centovallibahn von Domodossola durch das Tal der hundert Täler, ins Italienische übersetzt „Centovalli“.

Mit der Centovallibahn gemütlich ins Tessin

Nach einer guten Stunde Fahrt bietet sich ein Stopp in Verdasio an. Denn wer sich entscheidet, mit der Seilbahn ins 900 Meter hoch gelegene Dörfchen Rasa zu entschweben, wird nicht nur mit einem unvergesslichen Ausblick belohnt, sondern mit einem Einblick in eine andere Welt.

So lieblich sich die Gegend direkt am Lago Maggiore zeigt, so gewaltig präsentieren sich Berge und Schluchten im Tessin. Oben angekommen fasziniert das kleine Dorf mit seinen alten Steinhäusern, den liebevoll gepflegten Blumen- und Gemüsegärten und besonders mit seiner Stille, denn Rasa kann nur zu Fuß oder mit der Seilbahn erreicht werden.

Zu den weiteren Höhepunkten eines Ausflugs nach Rasa gehören die Einkehr ins „Grotto“ – so werden in der italienischen Schweiz Restaurantbetriebe im Freien genannt – und das Schaukeln hoch oben über dem Dorf. „Swing the World“ heißt das Projekt eines jungen Tessiner Pärchens, das der Welt mit seinen handgefertigten Schaukeln die schönsten, atemberaubendsten Orte des Tessins zeigen möchte. Und das Paar hat Recht: Hier oben verspürt der Urlauber beim Schaukeln ein Gefühl von grenzenloser Freiheit.

Wieder zurück in Verdasio führt die Centovallibahn weiter bis nach Locarno, aber Feinschmecker legen den nächsten Halt bereits in Intragna ein, denn hier residiert die legendäre Gastgeberin Agnese im Hotel Ristorante Stazione direkt am Bahnhof. Ihr Feinschmecker-Tempel lockt Prominente aus aller Welt an und wer einmal in den Genuss ihrer Tagliatelle mit Trüffeln oder ihres Pilz-Risottos gekommen ist, wird sie ein Leben lang nicht vergessen. „Seit vielen Jahren kommt jeden Sonntagmittag Schauspielerin Ruth-Maria Kubitschek zu uns“, verrät Agnese und blättert voller Stolz in ihrem Album, das sie mit Stars aus aller Welt zeigt, die sie bereits kulinarisch verwöhnt hat.

Intragna ist aber auch wegen seines 65 Metern hohen Glockenturms berühmt. Wer die 165 Stufen bis zu den Glocken in einer Höhe von 38 Metern erklommen hat, wird mit einem Rundblick über das Centovalli belohnt. Und mit der Gewissheit, dass sich die Köstlichkeiten von Agnese beim Heimkommen nicht auf den Hüften bemerkbar machen werden.


Redakteurin Sandra Hiendl recherchierte vor Ort auf Einladung von Consorzio Lago Maggiore.


INFORMATIONEN

Der Lago Maggiore ist mit seinen 212 Quadratkilometern der zweitgrößte See Italiens, bis zu zehn Kilometer breit und insgesamt 66 Kilometer lang. Die nördliche Spitze des Sees berührt schweizerisches Terrain, das Westufer der Region gehört dem Piemont an. Das Ostufer reiht sich hingegen in das Gebiet der Lombardei ein.

ANREISEN

Bequem mit dem Flugzeug in einer Stunde von München nach Mailand. Bis zum Kurort Stresa, schön an der Borromeo-Bucht gelegen, sind es 70 Kilometer.

ÜBERNACHTEN
•Schlicht, aber zentral in Stresa: Hotel Moderno. https://hotel-moderno-stresa.hotel-mix.de

•Feinschmecker-Lokal und Hotel: Stazione in Intragna, Tessin. https://daagnese.ch

•Gemütliches Hotel mit gutem Frühstück: Hotel Ancora in Intra. www.hotelancora.it

AUSFLUGSTIPP

Von Laveno Mombello am lombardischen Ufer des Lago Maggiore gelangt man mit offenen zwei-Personen-Stehgondeln zum Gipfel des Monte Sasso del Ferro. Dort genießt man ein herrliches Panorama auf den Lago Maggiore sowie die Alpen.

www.visit-lakemaggiore.com