Ägypten und Jordanien
Durch das Land der Pharaonen: Jahrtausende alte Kultur statt Badeurlaub

11.12.2023 | Stand 12.12.2023, 10:45 Uhr |

Mit Blick auf die Temperaturen ist Ägypten als Reiseziel das gesamte Jahr über attraktiv. Wasser gehört immer ins Reisegepäck. Foto: Häußler

Es ist ein Land, das geprägt ist von seiner Jahrtausende alten Kultur, von Religion, deren Geschichte, Tradition und Stolz. Stolz darauf, anders zu sein als die Nachbarn. Zumindest, wenn es um das Selbstverständnis geht. „Wir sprechen zwar arabisch, aber mit unserem Dialekt“, sagen sie. Ägyptisch. Ägyptisch-Arabisch, so lautet die genaue Bezeichnung der ersten Amtssprache des Landes.

Stolz aber auch auf die Weltwunder von Gizeh. Die Pyramiden erzählen vom Weltreich der Pharaonen, nicht nur am Rand von Kairo, der Hauptstadt Ägyptens mit rund 22 Millionen Einwohnern.

Die siebtgrößte Stadt der Welt ist berüchtigt für ihren wilden Straßenverkehr, der die Metropole in einer Dunstglocke aus Abgasen versinken lässt. Entlang des Nils, dem wiederum längsten Fluss der Erde, erzählen Bauwerke aus längst vergangenen Dynastien der einstigen Weltmacht.

Heute steht das Land größtenteils unter Militär- und Polizeikontrolle. Checkpoints mit Panzerwagen und bewaffneten Soldaten sowie Polizisten zeugen davon – sogar quer durch die Wüste, die den größten Teil Ägyptens einnimmt.

Wer Uniform trägt, lebt oft privilegiert, erzählen Einheimische. Akademien, Schulen und Krankenhäuser sind teils ihnen vorbehalten. Ganz anders die Beduinen, die abgeschottet in der Wüste der Sinai-Halbinsel leben – in Dörfern aus Zelten, Stein- oder Lehmhäusern beziehungsweise Hütten.

Geduldet von der Regierung, organisieren sie ihr Leben in ihren Gemeinschaften selbst. Mal mit Schulen, mal mit Jeeps, mal mit Dromedaren.

Der Stolz der Ägypter im Sinai-Gebirge

Der Kontrast Ägyptens wird auf einer 200 Kilometer langen Straße deutlich. Sie führt vom Urlaubsort Sharm el Sheikh im Süden der Halbinsel mit seinem türkisfarbenen Meer, der intakten Infrastruktur mit Hotelanlagen und Flughafen sowie die bei Schnorchlern beliebten Korallenriffen hin zu einem Wallfahrtsort am Fuße des sogenannten Mosesbergs, auch Berg Sinai genannt: dem Katharinenkloster.

Die Szenen wechseln außerhalb der sicheren Mauern Sharm el Sheikhs schnell. Sand und Stein dominieren den Weg hinein ins Gebirge. Entlang führen Stromtrassen, die die durch Solarenergie gewonnene Elektrizität nach Israel fördern.

Nach rund zweieinhalb Stunden Fahrt, unweit des Städtchens St. Catherine, kündigen Baustellen das Ziel an. Denn für den Pilgertourismus sollen unweit des Klosters Hotels entstehen, wie an vielen Orten in Ägypten. Die Regierung verspricht sich viel davon. Denn es gilt als eines der ältesten noch immer bewohnten Klöster des Christentums.

An diesem Ort soll der Legende nach brennende Dornenbusch gestanden haben



Hier treffen die Gläubigen zusammen, ein Pilgerziel von Juden, Christen sowie Muslimen gleichermaßen. In dieser staubigen, lebensfeindlichen Umgebung grub Moses der Legende zufolge nach Wasser, begegnete Gott im brennenden Dornbusch und erhielt von ihm die zehn Gebote, geschlagen aus dem Stein des Bergs, der aus diesem Grund noch immer seinen Namen trägt. Ein Heiligtum, das zur ägyptischen Identität gehört.

Im Inneren der rund 1500 Jahre alten Mauern entlädt sich teils die tief religiöse Intensität. Eine Gruppe singt in anschwellender Lautstärke im Halbkreis rund um den Dornbusch. Er sei zwar innerhalb des Klosters versetzt worden, aber noch immer ein Teil des Buschs, in dem sich vor rund 3500 Jahren Gott Moses offenbart haben soll.

„Es ist ein Wunder.“ Der von Zypern stammende Mönch Stephanos zuckt mit den Schultern, hält die Handflächen nach außen. Er glaubt daran. Mit 38 entschied er sich für ein Leben mit Gott, ging auf die Suche nach einem geeigneten Kloster. Am Berg Sinai endete sie.

Doch ob Wunder oder nicht: den Busch lieber nicht anfassen. Nicht nur wegen der Dornen. „Das ist ein Omen für eine schlechte Reise“, mahnt Ali Mostafa, studierter Ägyptologe, Reiseführer und gläubiger Muslim. Nur mit einem Guide wie ihm ist es möglich, das Kloster zu besuchen.

Ein Kraftakt für die Mönche

Doch nicht nur der von Gläubigen wie Ali als Prophet verehrte Moses ist zentrale Figur im griechisch-orthodoxen Kloster. Die Namenspatronin Katharina von Alexandrien, eine Märtyrerin und Heilige, soll ihre letzte Ruhe in der Anlage gefunden haben.

In einer kleinen Basilika, wo die Gebeine angeblich ruhen, werfen sich Menschen auf den Boden, bleiben minutenlang regungslos und im Gebet verharrend liegen. Denen, die hierherkommen, bedeutet es viel, Gott ein kleines Stückchen näher zu sein. Für die hier lebenden Mönche ein Kraftakt.

„Keine Fotos“, ruft immer wieder ein streng blickender Ordner. Womöglich aber ist das alles erst der Anfang, bis die Hotelanlagen ein Stück weiter unterhalb fertiggestellt sind.

Ganz in der Nähe steht auf einer kleinen Anhöhe eine unscheinbare, gelbliche Kapelle. „Das ist das Grab des Propheten Harun“, sagt Ali. Harun oder auch Aaron ist der ältere Bruder Moses. „Er ist kurz nachdem Moses die zehn Gebote erhalten hat, hier gestorben“, so der Reiseleiter weiter. Nur Priester dürfen ins Innere, um zu beten.

Ägypten und Jordanien: „Jeder hat seine Wahrheit“

Für die Ägypter ist es völlig klar, dass der Prophet dort begraben liegt, wo er starb. Doch wurden die Knochen, die im Inneren liegen, je auf ihr Alter untersucht? „Nein“, sagt Ali. Denn sie zu bewegen sei verboten. Doch eines der Nachbarländer Ägyptens, getrennt vom Golf von Akaba, hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Denn auf dem Berg Jabal-Harun in Jordanien, unweit der weltberühmten Tempelstadt Petra, soll er ebenfalls seine letzte Ruhe gefunden haben. Eine weiße Moschee auf dem Gipfel des Bergs Aaron ist ebenso Pilgerstätte. Darauf angesprochen winken Ägypter wie Jordanier beleidigt ab. „Jeder hat seine Wahrheit“, sagt Ali.

Der Berg Aaron und Peta waren Schauplatz der Abenteuerfilme mit Harrison Ford als Archäologie-Professor Indiana Jones. Wer vom Katharinen-Kloster in die antike Stadt gelangen möchte, der muss zunächst aus dem Gebirge heraus wieder in Richtung Küste fahren.

Rund 180 Kilometer führt die Straße zweieinhalb Stunden lang vorbei an Aussteigerdörfern für Backpacker am Golf von Akaba, auch hier an verlassenen und halb fertig gestellten Hotels für den erhofften Touristen-Ansturm.

Objekte ab 50 Millimeter Brennweite mitnehmen: „Es ist einfach verboten“



Am einfachsten gelangt man in der Nähe der Stadt Taba über den Golf nach Jordanien. Aber Vorsicht: Wer ein Objektiv mit mehr als 50 Millimetern Brennweite dabei hat, muss dieses bei den Kontrollen an der Fähre abgeben. Der Grund ist nicht zu erfahren.

„Es ist einfach verboten“, heißt es vor Ort von unzähligen Soldaten und Polizisten, die nacheinander den Pass kontrollieren. Diesen am besten erst auf dem Schiff wieder verräumen, aber immer und ständig griffbereit haben. Wer denselben Weg zurücknimmt, bekommt von einem Sicherheitsmitarbeiter seine Ausrüstung wieder.

Wer jedoch von Jordanien weiterreist, beispielsweise ins Nachbarland Saudi-Arabien, hat ein Problem – und muss seine Geräte erst mal abschreiben. Womöglich empfiehlt sich die Reise um das Wasser herum. Allerdings liegt direkt hinter Taba die Grenze zu Israel.

Weltberühmte Stadt aus Felsen

Für einen Besuch der Felsen- und Ruinenstadt Petra, die vom Nomadenstamm der Nabatäer 400 vor Christus bis 100 nach Christus erbaut wurde, empfiehlt sich viel Zeit. Ein langer Weg führt in eine Schlucht und dann bis zum berühmten Grabmal Al Khazna, auch The Treasury (das Schatzhaus) genannt. Die gesamte Strecke vom Besucherzentrum bis zum aus einem Fels herausgeschlagenen Kloster (Ad-Deir) beträgt mehr als zehn Kilometer.

Wenn sich die Schlucht am atemberaubenden Schatzhaus auftut, wird es unübersichtlich. Auf einem engen Platz tummeln sich Touristen und Beduinen, die Souvenirs verkaufen wollen und jede Menge Dromedare. Bei all den Tempeln, Ruinen, Händlern und Aussichtspfaden kann es schnell passieren, dass man sich aus den Augen verliert.

Reiseleiter Ibrahim war schon oft hier, das erste Mal zu Schulzeiten. „Wenn ich nach Petra kann, sage ich nie Nein. Es beeindruckt mich immer wieder.“ Und damit scheint er nicht allein. Bis Mitte Mai dieses Jahres wurden hier bereits rund zwei Millionen Besucher gezählt. „Vor Corona waren es eineinhalb Millionen“, sagt Ibrahim. Und fügt an: „Im Jahr.“

Ob sich der Krieg im benachbarten Hamas-Gebiet auf die Zahlen ausgewirkt hat, ist noch unklar. Das Auswärtige Amt rät von Reisen ins Grenzgebiet zu Syrien und Irak sowie in den Nordosten des Landes derzeit dringend ab.

Infos zur Reise



Ägypten ist ein Land, das Nordafrika mit dem Nahen Osten verbindet. Es grenzt zum einen an Libyen und den Sudan sowie auf der anderen Seite des Golfs von Akaba und des Roten Meers an den Nahen Osten mit Israel, Jordanien und Saudi-Arabien.

Reisepaket

Wer etwa mit dem Reiseanbieter FTI von Frankfurt/Main nach Sharm el Sheikh fliegt und im Sunrise White Hills Resort für sieben Nächte absteigt, muss ab 1429 Euro pro Person rechnen. Das Mosaique Beach Resort Taba Heights kostet ab rund 1000 Euro pro Person für sieben Nächte. Ein Tagesausflug nach Petra kostet rund 310 Euro pro Person, zum Katharinenkloster sind es 65 Euro.

Kairo erleben

Von den Urlaubsorten am Meer können auch Tagesausflüge in die Hauptstadt Kairo gebucht werden. 280 Euro pro Person beinhalten bei FTI etwa Flug, Reiseleiter sowie die Besichtigung der Pyramiden und Museen wie das Alte Ägyptische Museum oder das neue Grand Egyptian Museum (GEM), das voraussichtlich 2024 öffnet. Der imposante Bau verschlang 1,4 Milliarden Euro.

Beeindruckend in der Metropole mit den vielen Gesichtern (von superreich bis sehr arm) ist auch die Stadt der Toten. 1,9 Millionen Menschen sollen hier auf einem Friedhof leben. Der Ort ist frei zugänglich. Ohne Reiseleiter oder zu Fuß sollten sich Touristen hier allerdings nicht aufhalten.

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