Achensee: Der schönste „Fjord der Alpen“

06.05.2023 | Stand 12.10.2023, 10:34 Uhr

Rund um den Achensee gibt es viele Wanderwege, auf denen man traumhafte Blicke auf den sogenannten „Fjord der Alpen“ hat. −Fotos: Schiller

Von Sepp Schiller

Von Steinölgewinnung über wunderschöne Ausblicke bei Wanderungen bis hin zu einem versierten, internationalen Kuhschnitzer: Der Achensee gilt als „Tiroler Meer“ und hat für Besucher viel zu bieten.

Und irgendwann bleib i dann dort…“: Der „STS“-Hit, den der Gitarrist auf der Holzbank anstimmt, drückt aus, was wohl viele der Gäste auf der Terrasse der Dalfaz-Alm denken – an diesem herrlichen Wandertag hier oben, 900 Meter über dem Achensee, der eingebettet zwischen Karwendel- und Rofan-Gebirge wie ein grünes Juwel in der Sonne glänzt.

Der Achensee liegt auf 950 Metern Meereshöhe über dem Inntal nördlich von Jenbach in Tirol. Am Ostufer verläuft zwischen Achenkirch und Maurach die Achenseestraße, die von Oberbayern über Tegernsee anzusteuern ist. Das Südufer ist durch eine Nebenstraße zwischen Eben, Seespitz und Pertisau erschlossen. Nach zweijähriger Pause dampft jetzt die Lokomotive der Achenseebahn von Jenbach wieder hoch nach Seespitz. Hier befindet sich eine der sechs Haltestationen der Achensee-Schifffahrt. Das neueste Schiff der Flotte wurde 2016 in Dienst gestellt.

Nur zu Fuß begehbar ist das Westufer entlang der steilen Kalksteinwände des hier endenden Karwendelgebirges. Der Wanderweg ist in Achenkirch asphaltiert bis zum Aussichtspunkt an der Prälatenbuche, nördlich davon führt der schmale Mariensteig bis zur Gaisalm bei Pertisau. Die bewirtschaftete Hütte hat eine eigene Schiffsanlegestelle und ist mit ihrem Spielplatz ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.

Der größte See in Tirol

Der bis zu 133 Meter tiefe Achensee ist als „Fjord der Alpen“ der größte See Tirols. Das gut neun Kilometer lange und einen Kilometer breite „Tiroler Meer“ bietet Seglern und Surfern optimale Windverhältnisse. Sein Wasser erreicht annähernd Trinkwasserqualität, die Temperatur ist allerdings einem Gebirgssee entsprechend niedrig und überschreitet auch im Sommer keine 20 Grad.

Wer es lieber wärmer mag, ist im „Atoll Achensee“ in Maurach bestens aufgehoben. Die 6500 Quadratmeter große Anlage vereint Entspannung und Action unter einem Dach. Kinder können sich im Familienbecken und auf der „St. Benedikt“ vergnügen: das Schiff hat vor einigen Jahren seinen Dienst beendet und wurde zum Abenteuerspielplatz umgestaltet.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Achenseestraße hat die Edelbrennerei Kostenzer eine Schaubrennerei für Führungen mit Verkostung eingerichtet. Sie präsentiert eine Fülle an Weinen, Likören und mehr als 70 Edelbrände von Gin über Whisky alpin bis hin zu traditionellen Obstlern, darunter auch ungewöhnliche Gemüseschnäpse aus Karotten, Roten Rüben oder Topinambur.

Unweit davon befindet sich die Talstation der Kabinenbahn, die den Wanderer hoch zu den Gipfeln des Rofangebirges bringt. An der Bergstation auf 1840 Metern Höhe laden drei Hütten und ein Gasthof zur Einkehr ein. Von hier führen gut markierte Wanderwege über 150 Kilometer Gesamtlänge in alle Richtungen. Nordöstlich breitet sich ein Klettergebiet aus, nordwestlich geht es auf den 2039 Meter hohen Gschöllkopf mit der Aussichtsplattform „Adlerhorst“. Nebenan gleiten Touristen an der „Air Rofan“ hängend über 200 Höhenmeter hinunter: Das Fluggerät erreicht eine Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde. Profis schweben über die Köpfe der Wanderer hinweg am eigenen Gleitschirm zu Tal.

Leicht zu begehen ist in knapp einer Stunde der Weg westlich zur besagten Dalfaz-Alm. Dabei bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf den Achensee. Der Abstieg führt über steile Almwiesen und durch idyllisch moosgrünen Bergwald, erweist sich allerdings mit seinen Felsbrocken, Wurzeln und matschigen Stellen als echter „Kniebrecher“, der ohne gutes Sohlenprofil und Stöcke nur schwerlich zu bewältigen ist. Der Weg zurück zur Bergstation zieht sich, ein Abstecher zum 60 Meter hohen Dalfazer Wasserfall lohnt sich trotzdem.

„Warum ist dieser Brunnen leer? Warum fließt hier kein Wasser mehr? Wenn jeder nur noch an sich selber denkt, dem andern keine Liebe schenkt, versiegt auf Erden jede Quelle, in den Menschen alles Helle“: Der Besinnungs-„Dien-Mut“-Weg zwischen Maurach und Pertisau lädt an 18 Stationen mit meditativen Gedanken und Impulsen auf eine kleine Reise zu sich selbst ein. Einige Autoren haben ihn zum Tatort für ihre Mördergeschichten auserkoren, die in Buchform in der Touristinfo aufliegen. Der 3,8 Kilometer lange Weg ist der Heiligen Notburga gewidmet, die im 13. Jahrhundert lebte, sich für Arme und Kranke einsetzte und die einzige Heilige Tirols ist.

Auch für Fahrradfahrer ein interessantes Ziel

Für Radfahrer ist ein Wegenetz von über 250 Kilometern ausgewiesen. Familien folgen dem 34 Kilometer langen Achensee-Radweg, sportliche Biker finden anspruchsvolles Gelände rund um den Unnutz (2078 Meter) bei Achensee und gegenüber am Eingang zu den Karwendeltälern. Von der Talstation der Bergbahn in Pertisau schlängelt sich die asphaltierte Mautstraße ins Gerntal. Vorbei an der Abzweigung zur Pletzach-Alm geht es hoch zur bewirtschafteten Feil-Alm und über die Forststraße im leichten Anstieg auf den 1562 Meter hohen Feilkopf.

Sein Hobby ist für Tischlermeister Peter Magreiter zum zweiten Standbein geworden: In seiner Werkstatt in Maurach schnitzt der Autodidakt bis ins Detail originalgetreue Kühe und sonstige landwirtschaftliche Nutztiere, die von seiner Frau Monika mit den Töchtern Anna und Isabella nach Fotovorlage bemalt und verziert werden. Der 53-Jährige verwendet heimisches Zirbenholz, das gut riecht und leicht zu bearbeiten ist. Seine bestellten Kunstwerke sind für die Bauern eine Erinnerung an ihre Schönste im Stall, Magreiter liefert sie zum Stückpreis von rund 300 Euro bis nach Deutschland, Italien, in die Schweiz und nach Amerika aus. Auch Schafe, Ziegen und Pferde hat er so verewigt, neuerdings nimmt der versierte Tischler auch Wildtiere als Motiv.

In Grimms Märchen vom „tapferen Schneiderlein“ drückt der Riese einen Stein so fest, dass Wasser heraus tropft. Im „Vitalberg“ in Pertisau wird dargestellt, wie die Familie Albrecht seit vier Generationen Steinöl aus dem Schiefer des Karwendelgebirges presst. Wie eine gläserne Pyramide ragt das Museum vor dem Hintergrund der Berge hervor, über dem Eingangsportal zum „Martinsstollen“ brennen zwei Schweltiegel aus der Gründerzeit anno 1902.

Im Inneren des nachgebauten Bergwerks wird in Bild und Ton die Geschichte rund um die aufwendige Gewinnung und Aufbereitung des Ölschiefers aus dem Bächental nacherzählt. Dieser ist vor 180 Millionen Jahren aus den Ablagerungen abgestorbener Tiere am Boden des Urmeeres „Tehtys“ entstanden und wurde durch gewaltige Eruptionen bei Entstehung der Alpen nach oben gedrückt. Tiroler Steinöl wird zu kosmetischen und pharmazeutischen Produkten verarbeitet, es soll rheumatische Beschwerden, Gelenkschmerzen und Verspannungen lindern.


Autor Sepp Schiller reiste auf Einladung von Achensee Tourismus
in Zusammenarbeit mit Österreich Werbung nach Pertisau am Achensee.


Der Achensee liegt mitten im österreichischen Bundesland Tirol nördlich von Jenbach. Er ist der größte See Tirols und bleibt das ganze Jahr über mit unter 20 Grad recht kühl. Die Berglandschaften um das Ufer herum gelten als Naturschönheiten.

ANREISEN

Anreise mit dem Auto über die A 8 München – Salzburg, Ausfahrt Holzkirchen, weiter über den Tegernsee zum Achensee.

ÜBERNACHTEN

•Hotel Einwaller in Pertisau: Sehr modernes Hotel mit direkter Seelage.

SEHENSWERT

•Schnitzerei Peter Magreiter in Maurach: Liefert zum Stückpreis von 300 Euro bis nach Deutschland aus.

•Tiroler Steinöl: Der Museumsshop hält eine vielfältige Auswahl für Körperpflege von Kopf bis Fuß bereit.

www.achensee.com