Von Karin Seibold
Die portugiesische Insel Madeira hält Überraschungen für Augen, Ohren, Nase und Gaumen bereit. Eine Reise der Sinne mitten im Atlantik.
Der warme Waldboden kracht unter den bloßen Füßen. Die Nadeln und Äste, Steine und Zapfen stechen in die nackten Fersen. Der Wind streichelt über die Gesichter. Stefanie Nolden lacht. Sie lacht viel an diesem Nachmittag mitten im Wald in den Bergen bei Camacha – einem Unesco-Weltnaturerbe – auf Madeira. Die 60-jährige Deutsche, die mit ihrem Mann vor rund zwei Jahren auf die portugiesische Insel im Atlantik ausgewandert ist, lädt immer wieder Urlauber zum „Waldbaden“ ein.
Waldbaden also. Nach einigen Minuten schweigenden Gehens hält Stefanie neben einer der Levadas an. Die kleinen geführten Bächlein, die das Bewässerungssystem der Insel bilden, strahlen in der Hitze des Nachmittags eine angenehme Kühle aus. „Könnt ihr das spüren?“, fragt Stefanie die Gruppe. Hände werden über das Wasser gehalten, Zehen in die frische Nässe eingetaucht. „Darum geht es beim Waldbaden“, sagt Stefanie. „Den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu spüren, zu hören und zu riechen.“ Atemübungen, Wahrnehmungsübungen und kleine Meditationen sollen dabei helfen.
„Für mich ist es wirklich ein Paradies, ein Kraftort“
Und es funktioniert. Die Sinne lassen sich auf die Ruhe ein, spüren das Streicheln des Windes, die Düfte der Loorbeer- und Eukalyptusbäume, die Fußmassage, die der Waldboden bietet. „Für mich ist es wirklich ein Paradies, ein Kraftort“, sagt Stefanie. Und nicht nur der Wald auf Madeira berührt die Sinne der Reisenden. Die Insel bietet ein Genuss-Feuerwerk für Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut.
Wer über den Markt in der Hauptstadt Funchal schlendert, erlebt, was auf der „Blumeninsel“ neben Blumen noch so alles aus der Natur geboren wird. Die exotischsten Früchte und Meerestiere kann man dort finden, sie werden in den Restaurants der Insel frisch für die Besucher zubereitet.
Ein ganz besonderer Geheimtipp befindet sich dabei mitten in Funchal, versteckt im Hinterhof eines Einkaufszentrums: Das Restaurant „The Wanderer“ bietet pro Abend nur sechs Personen Platz. Chef Selim Latrous serviert zu jedem der selbst erdachten, abenteuerlich genialen Gerichte eine kleine Geschichte und bewirtet seine Gäste wie Freunde.
Der Sonnengruß mit Meerblick
Am nächsten Morgen heißt es: Früh aufstehen. Der Sonnenaufgang über dem Meer will bewundert werden. Auf einer Felsformation bei Ponta do Rosto lauern schon dutzende Reisende auf das erste Glühen des Himmels. Sie werden für ihre Bettflucht belohnt. Kameras und Handys fangen das Leuchten des Morgens für eine kleine Ewigkeit ein. Manche sitzen aber auch nur und staunen, als sich der glühende Ball am Firmament aus den wogenden Wassermassen hervor schiebt. Bei einem anschließenden Picknick werden die Sinneseindrücke gemeinsam verarbeitet.
Genuss pur lässt sich auch im Galo Resort, zu dem auch die Hotels Galomar, Galosol und Alpino Atlantico gehören, erleben. Während das Galomar ganz auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz eingestellt ist und sogar die Aufzüge mit Sonnenenergie betrieben werden, bietet das Alpino Atlantico Ayurveda-Kuren mit Sinnesreizen für den ganzen Körper.
Beim Yoga werden die Sinne geschärft für die Herausforderungen und Eindrücke, die der Tag noch mit sich bringen wird. Einatmen – ausatmen. Einatmen – ausatmen. Der Sonnengruß mit Meerblick ist dabei ein ganz besonderes Erlebnis.
Außerdem gibt es Ganzkörper-, Gesichts- oder Peeling-Massagen: Für jeden Geschmack ist da etwas dabei. Wenn die duftenden Öle die Haut berühren und mit sanftem Druck einmassiert werden, fallen alle Spannungen vom Körper ab. Auch die reinigende Panchakarma-Kur wird für Gäste angeboten. In rund zwei Wochen können sie so auf Madeira – ganz nach asiatischem Vorbild – zu Ruhe und Gesundheit finden. Gregor van Holdt, Ehemann von Waldbaderin Stefanie Nolden, ist Ayurveda-Experte und Koch. Er klärt die Gäste über die verschiedenen ayurvedischen Menschen-Typen auf – die Doshas – und zeigt, welche Ernährung und Gewürze für die einzelnen Typen „Vata“, „Pitta“ und „Kapha“ am vorteilhaftesten sind.
Als Mitbringsel für daheim bekommen die Gäste dann noch eine eigens zubereitete Gewürzmischung, die ihren intensiven Duft verströmt – und ein Stück weit hilft, die Erinnerung an die Insel für alle Sinne noch ein bisschen mit in den Alltag hinein zu transportieren.
Redakteurin Karin Seibold reiste auf Einladung von Dertour.de nach Madeira.
Die portugiesische Insel Madeira, knapp 1000 Kilometer südwestlich von Lissabon und gut 700 Kilometer westlich der marokkanischen Küste, bietet das ganze Jahr über ein mild-warmes Klima. Als Teil Portugals gehört die Insel zur Europäischen Union.
ANREISEN
Mit dem Flugzeug von München oder Frankfurt nach Funchal, der Hauptstadt der Insel. Die Flugzeit beträgt etwa vier Stunden.
ÜBERNACHTEN
Das Sentido Galomar ist auf einen Felsen direkt am Meer gebaut. Das Hotel wurde für seine Nachhaltigkeit schon mehrfach ausgezeichnet. Das Gebäude ist 100 Prozent energieautark, die Bauweise und das Personal sind komplett auf Umweltschutz eingestellt.
SONSTIGES
Wer die Insel-Hauptstadt Funchal besucht, kommt an einer Begegnung mit den Statuen von Österreichs einstiger Kaiserin Sisi und Welt-Fußballer Cristiano Ronaldo nicht vorbei. Erstere verbrachte einige Zeit auf der Insel, um sich von diversen Krankheiten zu erholen. Cristiano Ronaldo, der berühmteste Sohn der Insel, hat am Hafen von Funchal ein Hotel eröffnet: Das „Pestana CR7 Funchal“. In dessen Nachbarschaft steht auch die Ronaldo-Statue, die bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv ist.
KULINARIK
•Wer ein ganz besonderes kulinarisches Highlight mit Überraschungseffekt genießen will, ist im „The Wanderer“ in Funchal richtig. Ohne Reservierung wird’s schwierig: Pro Abend werden höchstens sechs Gäste bewirtet.
•Ein leckeres Abendessen mit Ausblick kann man auch im „Nini“ in Funchal genießen. Das Restaurant ist Teil des Design-Centers Nini Andrade Silva.
www.dertour.de
www.galoresort.com
www.thewanderermadeira.com
www.niniandradesilva.com
Auf dem Markt in Funchal werden die heimischen Obst- und Gemüsesorten angeboten.
Beim Waldbaden kommt es Stefanie Nolden auf die Sinneseindrücke ihrer Gäste an.
Der Atlantik umspült die Insel sanft. Im Schatten der Palmen lässt es sich aushalten.
Auch frischer Fisch aus dem Meer wird am Fischmarkt in Funchal angeboten.
Im Restaurant „The Wanderer“ in Funchal überraschen abenteuerliche Speisen die Besucher. −Fotos: Karin Seibold
