Jedes Münchner Viertel ist eine Welt für sich

28.08.2021 | Stand 25.10.2023, 11:35 Uhr

Die Alte Utting im Schlachthofviertel lädt zum Sundowner: Auf dem Deck und im Bauch des ehemaligen Ausflugdampfers werden Speisen und Getränke sowie ein abwechslungsreiches Kulturprogramm angeboten. −Foto: Thies Janknecht/München Tourismus

München ist eine Stadt voller Gegensätze – ein Mix aus Weltoffenheit und Tradition, aus Hightech und Bodenständigkeit. Besonders spürbar wird diese Melange in einigen bekannten Stadtvierteln, die volles Kontrastprogramm bereithalten.

Wir erleben mit Corona gerade eine Trendwende. Bei vielen herrscht mittlerweile großes Interesse, Städte in erster Linie draußen an der frischen Luft zu erleben. Das gilt auch für München", sagt Frauke Rothschuh von München Tourismus. Und dafür ist München prädestiniert, denn mit seinen zahlreichen Stadtvierteln hält die Landeshauptstadt Bayerns unzählige Erlebnismöglichkeiten für Einheimische und Besucher bereit. Dabei gleicht kein Viertel dem anderen, jedes ist kontrastreich, und immer taucht man in eine ganz eigene Welt ein.

Wer möchte, kann die Stadtteile von München auf eigene Faust erkunden oder aber bei einer speziellen Stadtführung, die nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern auch echte Geheimtipps und versteckte Ecken der Stadt in den Fokus nimmt. Folgende Viertel sollten bei einer Tour durch die City auf keinen Fall verpasst werden:

Haidhausen: Dörflicher Charme in der Großstadt

Spaziert man in Haidhausen östlich der Innenstadt durch die vielen Gassen mit den grünen Innenhöfen, hat man fast das Gefühl, in einem Dorf mitten in der Stadt zu sein. "Typisch für das Viertel sind die vielen Handwerksbetriebe und alteingesessenen Läden", erzählt Frauke Rothschuh und nennt den kunterbunten Krimskramsladen "Kokolores". Die beiden Frauen, die den Laden betreiben, sind seit 30 Jahren Nachbarinnen. Gemeinsam bieten sie nun ausgefallene Dekoartikel und Geschenkideen an.

"Einen Besuch wert ist auch der Naturkostladen ,Lebascha‘, einer der ältesten Münchens", erzählt Rothschuh. Das Besondere hier: Neben Bioprodukten gibt es über 70 Sorten Lakritz. "Die gibt es, weil meiner ehemaligen Geschäftspartnerin Lakritz in München schlichtweg gefehlt hat", sagt Inhaberin Christine Wittmann, die den 1973 eröffneten Laden seit mittlerweile 30 Jahren betreibt.

Für alle Frankreichliebhaber hat das urige Stadtviertel ebenfalls einiges zu bieten. "Man kann sagen, die Hauptstadt von Frankreich ist München – zumindest rund um den Bordeaux-, den Orleans- und den Pariser Platz", erzählt die Tourismus-Expertin. Nach dem Flanieren vorbei an klassischen Bauwerken, Antiquitätenhändlern und Galerien lässt sich in den zahlreichen französischen Restaurants wie der Brasserie "Chez Fritz" oder der Bäckerei "Claude e Julien " bei dem ein oder anderen Gaumenschmaus wieder Kraft für das Erkunden des nächsten Viertels tanken.



Schlachthofviertel: Metzgereien und Graffiti


In diesem Viertel zwischen Ludwigs- und Isarvorstadt fühlt sich München richtig großstädtisch an. "Es herrscht eine große Dichte an hippen Locations, es gibt jede Menge spannende Kreativprojekte, und auch kulinarisch kann man im Schlachthofviertel einiges erleben", erzählt Frauke Rothschuh. Und nirgendwo sonst in München gibt es – wie sollte es dem Namen nach zu urteilen anders sein – so viele Metzger und Wurstmacher auf einem Fleck. Ein absoluter Hotspot im Viertel ist die "Alte Utting" – ein ehemaliger Ammerseedampfer, geparkt auf einer Eisenbahnbrücke, auf dem es sich im Sommer bei einem kühlen Getränk so richtig gut relaxen lässt. "Die alte Dame bietet neben einer Bar auch Kleinkunst Platz, und an Bord kann man den Blick wunderbar über das ganze Viertel schweifen lassen", erzählt Rothschuh.

Nach dem Sundowner ist nicht weit von der Alten Utting die Party-Location "Bahnwärter Thiel" eine gute Anlaufstelle, um den Abend tanzend ausklingen zu lassen. Die mit Graffitis besprühten alten U-Bahn-Waggons auf dem Gelände sind laut Frauke Rothschuh bei Jüngeren vor allem wegen der Elektro-Feierein, aber auch der Konzerte und Lesungen sehr beliebt. Mit dem Volkstheater kommt im Herbst noch ein kulturelles Highlight ins Viertel.



Altstadt: Ein Muss mit vielen Überraschungen


"Viele meinen, sie haben in der Altstadt schon alles gesehen, dabei gibt es im ältesten Viertel der Stadt dank vieler versteckter Ecken und Sehenswürdigkeiten darüber hinaus noch einiges zu entdecken," sagt Frauke Rothschuh. Ein Beispiel sind die "jungen Wilden" auf dem Viktualienmarkt. Neben Familienbetrieben in der dritten Generation gibt es dort auch neue junge Gesichter wie die 30-jährige Konditormeisterin Lea Zapf, die kürzlich ihre Marktpatisserie dort eröffnet hat.

Ebenfalls einen Abstecher wert sind in der Altstadt die ehemaligen bayerischen Hoflieferanten wie das Schuhhaus Ed Meier. "Der gesamte bayerische Hof trug die Schuhe von Eduard Meier. Heute führen Brigitte und Peter Meier den Laden in dreizehnter Generation", berichtet die Tourismus-Expertin. Neben Kulinarik und Handwerk kommt man auch kulturell im Viertel auf seine Kosten. Ein Geheimtipp ist das Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA) in einem ehemaligen Umspannwerk der Stadtwerke. In dem privat finanzierten Museum werden nicht nur Street-Art-Fans glücklich, sondern auch Gourmets. Die beiden Jungköche Johannes Maria Kneip und Joshua Leise haben sich mit ihrem Mural Restaurant im MUCA bereits einen Michelin-Stern erkocht.

Giesing: Ursprünglich, rau und ehrlich

"Nirgendwo fühlt sich die Stadt rauer, authentischer und ehrlicher an als in Giesing", sagt Frauke Rothschuh. Der südöstliche Stadtteil ist rechts der Isar gelegen und bei Fußball-Fans bekannt für das Grünwalder Stadion des TSV 1860 München. Im ehemaligen Arbeiterviertel gibt es allerdings noch viel mehr zu entdecken als Fußball.

Nicht verpassen und hautnah erleben sollten Besucher die "Boazn"-Kultur, die in Giesing besonders lebendig ist. "Boazn ist eine besondere Form der Kneipenkultur und bezeichnet ein in die Jahre gekommenes, aber trotzdem gemütliches Lokal, das vor allem von Stammgästen frequentiert wird", erzählt Rothschuh. Beispiele sind die Lokale "Giasinga Schlümpfe" oder "Die kleine Kneipe". Es gibt aber auch junge, hippe Varianten wie das "Altgiesing", das "Bumsvoll" oder das "Riffraff".

Die Vielfalt des gewachsenen Viertels zeigt besonders gut die Tegernseer Landstraße (kurz TeLa genannt) in Obergiesing: Sie ist einer der Hauptverkehrswege, doch bevor sie als Teil des Mittleren Rings in die Autobahn übergeht, ist sie ruhig und beschaulich. So haben sich gegenüber dem Ostfriedhof viele kleine Läden angesiedelt. Die Straße beherbergt neben den typischen Boazn auch Bio-Supermärkte oder schicke Weinläden – eben genau die Vielfalt, die besonders von den Giesingern geschätzt wird und die es lohnt, entdeckt zu werden.

"Wer sich vom Trubel der Großstadt etwas in der Natur erholen möchte, kann auch das in Giesing. Das Viertel hat nämlich auch eine grüne Seite", betont Frauke Rothschuh. Beim Spaziergang am Auer Mühlbach lohnt ein Abstecher nach "Klein-Venedig". So wird die Gegend um die Mond-, Ecke Voßstraße genannt, wegen ihrer vielen Brücken, Stege und bunten Häuserfronten. Der Rosengarten zwischen Isar und Schreynbad lädt im Frühling und Sommer zu einem Bad im rosaroten Blütenmeer.

Rund um das Schloss Nymphenburg

Natürlich gehört das Schloss Nymphenburg – die ehemalige Sommerresidenz der Wittelsbacher – im Westen von München zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt. "Was viele nicht wissen, in der Nähe der Schlossanlage gibt es noch weitere sehenswerte Ziele", sagt Frauke Rothschuh.

Im März hat heuer das neue Biotopia-Lab im Botanischen Garten eröffnet. Das Lab bietet als Interimsplattform in der Zeit zwischen der Schließung des Museums Mensch und Natur bis zur Eröffnung des neuen Museums einen Vorgeschmack. Mit Workshops, Hochbeeten und einer Experimentierwerkstatt sowie wechselnden Pop-up-Ausstellungen macht es neugierig auf die Themen des Museums.

Im Südteil des Schlosses waren einst die Stallungen untergebracht. Heute kann man im Marstallmuseum eine der bedeutendsten Kutschensammlungen weltweit besichtigen. Der Bestand zeigt einen Fuhrpark aus der Zeit der bayerischen und pfälzischen Kurfürsten und Könige des Hauses Wittelsbach.

Besonders im Sommer ist der Nymphenburger Kanal nicht nur unter Romantikern ein beliebtes Ausflugsziel. Die künstlich angelegte Wasserstraße versprüht nämlich einen Hauch von venezianischem Flair in München: Von April bis Oktober werden dort bei schönem Wetter Gondelfahrten angeboten.

München, die Landeshauptstadt Bayerns im Regierungsbezirk Oberbayern, ist mit ihren knapp 1,5 Millionen Einwohnern auch die bevölkerungsreichste Stadt des Freistaats.

CORONA-LAGE

Seit dem 23. August gilt in der bayerischen Landeshauptstadt die 3G-Regel (Zutritt nur für Getestete, Geimpfte und Genesene) für die Innengastronomie und für Angebote in geschlossenen Räumen von Freizeitparks und vergleichbaren ortsfesten Freizeiteinrichtungen. Übernachtungsgäste von Beherbergungsbetrieben müssen nicht nur bei der Ankunft, sondern auch alle weiteren 72 Stunden einen Testnachweis vorlegen, sofern sie nicht geimpft oder genesen sind.

STADTWANDERUNG
Wer die Stadt von Ost nach West und von Nord nach Süd erkunden möchte, kann dies bei einer Stadtwanderung tun. Die Ost-West-Passage bietet eine Tour zu Fuß quer durch die Stadt – vom Prinz-regentenplatz in Bogenhausen bis zum Schloss Nymphenburg. Auf der Nord-Süd-Passage erkundet man zahlreiche Sehenswürdigkeiten entlang der 21 Kilometer langen Strecke vom Olympiazentrum bis zum Hinterbrühler See.

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