Ob Schwimmen oder Inlineskaten - Hobbys können so vielfältig sein wie die Menschen, die sie betreiben. Doch manchen fehlt vermeintlich die Zeit. Warum sich ein Hobby trotzdem lohnen kann.
Die meisten Kinder haben eines - doch Erwachsene tun sich oft schwer damit, einem Hobby regelmäßig nachzugehen. Warum ist das so? Ulrich Reinhardt ist Freizeitforscher und wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Er erklärt im Interview, wie man als Erwachsener ein Hobby (wieder)findet und warum dabei „Probieren“ über „Studieren“ geht.
Frage: Warum sind Hobbys wichtig und wieso haben viele keins?
Ulrich Reinhardt: Hobbys sind eine Art Steckenpferd und stellen einen Kontrast zum Alltag dar - nicht nur zur Arbeitswelt, sondern generell zu all den Dingen, die wir im Leben machen. Und da ist das Hobby dann eben „das kleine Stück vom Glück“ - so würde ich es mal nennen. Dieses üben wir einfach aus, weil wir Spaß und Freude daran haben, weil wir dadurch eine Befriedigung erfahren. Und es tut einfach gut, diesem Hobby nachzugehen.
Aber natürlich ist es nicht schlimm, wenn man kein Hobby hat und seine freie Zeit mit der Erholung verbringt und auf dem Sofa chillt. Das ist völlig okay. Oftmals ist es auch eine Zeitfrage. Als Erwachsener haben Sie eine andere Zeitstruktur als Kinder oder Jugendliche: Wir sind eher eingebunden im Job, der Familie oder der Nachbarschaft.
Ein anderer Grund ist die zunehmende Optimierung unseres Lebens. Alles soll möglichst optimiert werden: unsere Arbeit, unser Körper, unsere Ernährung und zunehmend auch unsere Freizeit. Da ist gefühlt kein Platz für ein Hobby.
Frage: Wie finde ich das passende Hobby - oder entdecke ein altes wieder?
Ulrich Reinhardt: Man hat verschiedene Möglichkeiten, ein Hobby als Erwachsener wiederzufinden. Das Erste, was ich empfehlen würde, ist, mich zurückzuerinnern: Was hat mir früher eigentlich Spaß gemacht? Also was habe ich als Kind oder Jugendlicher in der Freizeit mit Freude und Leidenschaft gemacht. Und wenn es dann das Reiten oder das Musikinstrument war, dann würde ich überlegen: Kann ich das nicht nochmal machen?
Natürlich ist es immer einfacher, wenn man Gleichgesinnte findet. Also sollte man sich vielleicht mit Freunden kurzschließen, vielleicht auch online gucken: Was wird in der Nähe angeboten? Wo kann ich mich einklinken? Und das dann einfach ausprobieren.
Ich glaube, wichtig ist, dass man sich selber nicht unter Druck setzt, wenn es keinen Spaß mehr macht und einen nicht mehr mit Freude erfüllt. Dann sollte man sich eher was anderes überlegen, was man dann als Hobby ausprobiert.
Letztendlich gilt: Probieren geht über Studieren. Also man probiert es einfach aus und wenn es guttut, bleibt man dabei und wenn es einem nicht guttut, dann lässt man es.
Frage: Haben Sie ein Hobby?
Ulrich Reinhardt: Ich spiele total gerne Flipper, weil es zweckfrei ist und ich im Keller dann einfach für eine halbe Stunde flippern kann und es mir dabei gut geht. Und ich weiß, dass es sinnfrei ist, dass es zweckfrei ist. Aber es macht mir einfach Spaß.
Übrigens ist das Hauptmerkmal eines Hobbys immer, dass es zweckfrei ist. Also nicht: Sie wollen kochen für die Familie oder Sie wollen Ihre Wohnung aufräumen, damit es wieder ordentlich aussieht. Das wäre kein Hobby. Es muss immer dieses Zweckfreie dabei sein.
© dpa-infocom, dpa:240819-930-207566/1
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