Good Pay in der Pflege - mehr Motivation für die Belegschaft

01.12.2022
−Foto: pexels.com

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Den Pflegeberufen fehlen Fachkräfte. Neue Arbeits- und Bezahlmodelle sollen helfen, Beschäftigte im Beruf zu halten, Burnout zu vermeiden und die Motivation zu stärken. Inspiration kommt aus anderen Branchen. Konzepte wie New Work und Good Pay sollen den Menschen wieder stärker in den Mittelpunkt der Arbeitswelt rücken und damit auch die mit dem Personalmangel in der Pflege verbundenen Herausforderungen lösen.

Good Pay: Bezahlung individuell gestalten

In der Pflege arbeiten viele Menschen mit hoher intrinsischer Motivation. In der Vergangenheit wurde daher oft argumentiert, dass eine höhere Vergütung die Motivation nicht zusätzlich steigern könne. Angesichts der Veränderungen in der Pflegebranche hat sich allerdings auch diese Einstellung geändert. Selbst ambulante Helfer kündigen ihre Jobs und heute werden weit mehr Pflegefachkräfte gesucht, als dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Für die physisch wie psychisch belastende Tätigkeit in der Pflege möchten Beschäftigte auch angemessen bezahlt werden.

Doch reichen höhere Löhne aus, um die Motivation der Pflegekräfte zu stärken und den Pflegeberuf für den Nachwuchs attraktiver zu machen? Ein "Good Pay" genanntes Konzept geht noch einen Schritt weiter. Das Prinzip: Beschäftigte sollen nicht nur mehr Geld erhalten, sondern aktiv an der Entwicklung eines Vergütungssystems im Betrieb mitarbeiten. Das Konzept geht davon aus, dass Unternehmen über ein definiertes Gehaltsvolumen verfügen können. Nach welchen konkreten Spielregeln dieses Gehaltsvolumen verteilt wird, sollen Beschäftigte mitbestimmen - ausgerichtet an der spezifischen Unternehmenskultur sowie an den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter.

Insbesondere da offen Stellenangebote im Pflegbereich immer schwerer zu besetzen sind, müssen neue Konzepte geschaffen werden, um Mitarbeiter zu halten und neue Mitarbeiter für die Arbeit in der Pflege begeistern zu können. Betrachtet man die Anzahl von offenen Jobs im Pflegeumfeld auf medizinischen Jobbörsen wie medi-Karriere.de so zeigt sich, dass in ganz Deutschland aktuell viele Pflegejobs offen sind und ständig mehr offene Jobs hinzukommen. In der Pflegebranche sind viele Arbeitgeber zwar an Tarifverträge und Arbeitsvertragsrichtlinien gebunden, jedoch besteht ein gewisser Spielraum für die Umsetzung des Good Pay-Konzepts ist dennoch, zum Beispiel bei der Gestaltung von Pflegeboni oder dabei den Mitarbeiter/innen Jobräder oder Dienstwagen zur Verfügung zu stellen.

Die drei Prinzipien des Good Pay-Konzepts

Das Konzept Good Pay folgt drei Grundprinzipien:

Vergütungssysteme gemeinsam erarbeiten
Good Pay-Vergütungssysteme werden von vom Arbeitgeber und den Beschäftigten gemeinsam erarbeitet. Das bedeutet, der Mitarbeitervertretung wird nicht erst ein unterschriftsreifes Dokument vorgelegt. Stattdessen werden Betriebs- oder Personalrat und eventuell auch weitere Beschäftigte von Beginn an in die Gestaltung des Systems einbezogen.

Vergütung gerecht gestalten
Ein auf dem Good Pay-Prinzip aufbauendes Vergütungssystem muss gerecht gestaltet sein. Das hört sich einfacher an, als es ist. In der Praxis unterscheiden sich die Vorstellungen einer gerechten Bezahlung oft stark zwischen Management und Belegschaft. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle Ebenen im Betrieb an der Gestaltung der Vergütung mitarbeiten.

Faire Umsetzung
Zum Good Pay-Prinzip gehört letztlich eine faire Umsetzung der Vergütungssysteme. So müssen sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende über das bestehende System und ihre Mitspracherechte informiert werden.

Good Pay als Bestandteil von New Work: der Mensch im Mittelpunkt

Das Good Pay-Prinzip ist ein Bestandteil eines als "New Work" bezeichneten Konzeptes. New Work, auf deutsch "Neue Arbeit", wurde Anfang der 1970er Jahre vom österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann entwickelt. Angesichts der zunehmenden Technisierung, Standardisierung und automatisierter, monotoner Arbeitsabläufe fragte sich Bergmann, wie man die Arbeitswelt in Zukunft motivierender gestalten könnte. Das neue Konzept sollte den hohen Krankenstand und die Fluktuation von Beschäftigten in den Betrieben reduzieren.

Bergmann sah sich also ähnlichen Herausforderungen gegenüber, wie sie heute in der Pflegebranche bestehen. Er formulierte schließlich fünf Ziele für Mitarbeiter in der neuen Arbeitswelt:

  • Selbstständigkeit
  • Freiheit
  • Teilhabe an der Gemeinschaft
  • Freiräume für Kreativität und Entfaltung der Persönlichkeit
  • echte Handlungsfreiheit

New Work fokussiert sich auf den Menschen mit seinen Interessen und Bedürfnissen. Bestandteile sind zum Beispiel verstärkte Teamarbeit, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, verlässliche Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und die Integration von ausländischen Beschäftigten. Standardlösungen gibt es dabei nicht. Die konkrete Ausgestaltung hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen im jeweiligen Unternehmen ab.

Beispiele für Good Pay in der Pflege
Wie lässt sich nun Good Pay in der Pflegebranche umsetzen? Das Konzept basiert darauf, dass die Auszahlung der Vergütung individualisiert werden kann. So können zum Beispiel die Beschäftigten entscheiden, welcher Anteil ihres Lohns direkt aufs Konto überwiesen wird. Der darüber hinaus gehende Anteil steht ihnen als persönliches Budget zur Verfügung, über die Form der Auszahlung können sie frei entscheiden. In gewissen Zyklen lässt sich dieses persönliche Budget an veränderte Lebensbedingungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden anpassen.

Zur Auszahlung des persönlichen Budgets können den Beschäftigten etwa die folgenden Bausteine zur Wahl angeboten werden:

Dienstwagen
Insbesondere in ländlichen Gebieten mit unzureichendem öffentlichem Nahverkehr ist das Angebot eines Dienstwagens attraktiv. Ein Dienstwagen eröffnet zudem die Möglichkeit, Steuervorteile zu nutzen.

Jobrad oder Jobticket
In städtischen Gebieten mit gut ausgebautem öffentlichem Nahverkehr können Arbeitgeber ihren Beschäftigten einen Teil der Vergütung auch in Form eines Jobrads oder eines Jobtickets anbieten.

Übernahme von Kinderbetreuungskosten
Werden die Kosten für die Kinderbetreuung nicht vom jeweiligen Bundesland oder der Kommune gedeckt, kann ein Teil der Vergütung in diesen Bereich fließen. Dabei lassen sich auch steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Vorteile nutzen. Den Beschäftigten erleichtert ein solches Angebot, Berufsleben und Familie zu vereinen. Eine zuverlässige Kinderbetreuung ermöglicht zudem flexiblere Arbeitseinsätze.

Auszahlung von Zeitkontingenten
Für gewöhnlich werden Nacht- und Wochenendzuschläge, Belastungszulagen und Überstunden in monetärer Form ausbezahlt. Eine Alternative stellt die Auszahlung in Zeitkontingenten dar: Beschäftigte können sich zusätzliche Stunden frei nehmen und auf diese Weise Belastungen abbauen. Das kann helfen, ein Ausbrennen im Job zu verhindern.

Supervision zum Abbau psychischer Belastungen
Die Arbeit in der Pflege ist körperlich anstrengend und oft belastend für die Psyche. Fließt ein Teil der Vergütung in Supervisionsangebote wie Coachings in Gruppen oder mit Einzelpersonen, kann dies helfen, Beschäftigte in schwierigen Situationen zu unterstützen, schwerwiegenden psychischen Problemen vorzubeugen und die Mitarbeitenden länger im Betrieb zu halten.

Betriebliche Altersvorsorge
Angebote wie die betriebliche Altersvorsorge, Langzeitkonten und Altersteilzeit helfen dabei, Beschäftigte langfristig an den Betrieb zu binden, und erleichtern den Übergang in die Rente.