Crowdfunding-Aktion gestartet

Missbrauchsopfer und Garchinger Initiative fordern staatliche Aufarbeitung

07.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:43 Uhr

Der Mann hatte im Sommer am Landgericht Traunstein eine Zivilklage, eine sogenannte Feststellungsklage, erhoben. Sie richtet sich gegen den früheren Papst Benedikt XVI., der Erzbischof von München und Freising war, als der Missbrauchstäter in seine Diözese versetzt wurde. −Symbolbild: dpa

Opfer und verschiedene Initiativen sehen bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche den Staat in der Pflicht. Unter ihnen ist auch ein mutmaßliches Opfer des Garchinger Priesters Peter H. Er hat unter anderem eine Crowdfunding-Aktion gestartet.



Mehr dazu: Missbrauchsfälle im Bistum: Zeitzeugen decken Hintergründe auf

Als Vorbild gilt Frankreich: Dort habe eine staatliche Aufklärungskommission zuletzt mehr als 300.000 Betroffene ermitteln können, teilte die Initiative Sauerteig aus Garching an der Alz in Oberbayern am Mittwoch mit.

Ein Mann, der nach eigenen Angaben von einem verurteilten Wiederholungstäter und Priester in Garching an der Alz missbraucht worden war, hat laut Mitteilung eine entsprechende Petition gestartet, damit die Bundesregierung eine Aufklärungskommission einrichtet. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) dürfe nicht weiter die Augen verschließen, hieß es.

Keine strafrechtliche Verfolgung durch Feststellungsklage



Der Mann hatte im Sommer am Landgericht Traunstein eine Zivilklage, eine sogenannte Feststellungsklage, erhoben. Sie richtet sich gegen den früheren Papst Benedikt XVI., der Erzbischof von München und Freising war, als der Missbrauchstäter in seine Diözese versetzt wurde. Zudem gilt die Klage dem verurteilten Priester selbst, dem Erzbistum sowie Ratzingers Nachfolger im Amt des Erzbischofs, Kardinal Friedrich Wetter. Um die juristische Aufarbeitung des Falls zu unterstützen, sammelt die Initiative Sauerteig nun Geld. Es sei an der Zeit, dass ein weltliches Gericht die Verantwortung in dem Fall benenne, hieß es zum Start der Spendenaktion am Mittwoch. Mit der Feststellungsklage ist zwar keine strafrechtliche Verfolgung verbunden, möglicherweise wird aber die Schuld festgestellt.

Der emeritierte Papst hat inzwischen erklären lassen, dass er sich nach der Klage gegen ihn verteidigen will. Damit ist eine Hürde auf dem Weg zu einem möglichen Prozess genommen. Hätte der frühere Kardinal Joseph Ratzinger diesen Schritt nicht unternommen, wäre ein sogenanntes Versäumnisurteil ergangen - allerdings ohne, dass das Gericht sich mit den Vorwürfen gegen ihn auseinandergesetzt hätte.

Initiative: Thema darf nicht der Kirche allein überlassen werden



Nach Angaben des Landgerichts haben alle vier Beklagten um eine Fristverlängerung gebeten. Sie haben nun bis zum 24. Januar Zeit, inhaltlich auf die Klage zu antworten.

Auch die Grünen im bayerischen Landtag hatten am Vortag gefordert, dass eine unabhängige Kommission den Missbrauchsskandal aufarbeitet. Das Thema dürfe nicht der Kirche selbst überlassen werden. Die Kirche habe „institutionell versagt“, deshalb sei der Staat hier selbst in der Pflicht.

− dpa

URL: https://www.pnp.de/lokales/landkreis-altoetting/missbrauchsopfer-und-garchinger-initiative-fordern-staatliche-aufarbeitung-9861111
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