Notrufkoordination

Die neue „Vorbildleitstelle“ in Essenbach ist in Betrieb

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:44 Uhr

Der Schichtführer sitzt erhoben in der Mitte der Einsatzzentrale , um den Überblick über die Disponenten nicht zu verlieren. An den Wänden hängen mehrere Bildschirme, die Einsatzinformationen aus dem ganzen Verbandsgebiet zeigen. Foto: lw

Um die 600 Notrufe am Tag, etwa 220.000 Telefonate im Jahr, woraus 95.200 Rettungsdiensteinsätze und 5.400 Feuerwehreinsätze resultierten – und weil die Anrufe wegen der wachsenden, aber auch alternden Bevölkerung, mit Sicherheit zunehmen werden, hat der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Landshut in Essenbach eine neue Integrierte Leitstelle (ILS) gebaut. Für 12,5 Millionen Euro.



„Gut angelegtes Geld“, wie Kelheims Landrat und Verbandsrat Martin Neumeyer betonte. Er hatte bei einer ZRF-Verbandsversammlung den Neubau angeregt, den er und seine Kollegen, Alexander Putz, Landshuts Oberbürgermeister, Peter Dreier, Landrat Landkreis Landshut und ZRF-Verbandsvorsitzender, sowie Werner Bumeder, Landrat Dingolfing-Landau, Anfang vergangener Woche besichtigten. Für Stadt sowie Landkreis Landshut und die Landkreise Kelheim und Dingolfing-Landau ist der Zweckverband zuständig. Werner Bumeder hatte nur lobende Worte für die Arbeit der Disponenten übrig: „Sie müssen innerhalb kürzester Zeit die nötige Entscheidung treffen, vielen Dank dafür.“ Auch auf den Neubau der Leitstelle – die er als „Vorbildleitstelle“ betitelte – sei er als Verbandsvertreter „durchaus stolz“, wie er betonte

Umzug nicht leicht: „Kein Notruf darf verloren gehen“

Landshuts Landrat und ZRF-Verbandsvorsitzender Peter Dreier nannte die Inbetriebnahme der neuen Integrierten Leitstelle einen „Meilenstein“, obwohl diese gar nicht so leicht zu meistern war, wie er erklärte. Schließlich könne man nicht einfach das Licht im alten Gebäude aus und im neuen wieder einschalten. „Kein Notruf darf verloren gehen“, betonte er. Deshalb waren vor der Inbetriebnahme einige Tests notwendig, um die ständige Versorgung gewährleisten zu können. „Das wurde auf Herz und Nieren getestet“, bis der Umzug schließlich am 25. Oktober stattfand.

Nicht nur die neueste Technik sei ein Vorteil, sondern auch die Größe des Gebäudes. So soll bald die ZRF-Geschäftsstelle im Neubau in Essenbach einziehen – „einer der modernsten Leitstellen Bayerns“, wie er findet. „Dann sitzen alle maßgeblichen Akteure nah beieinander.“

Mit den Kosten habe man mit den eingeplanten 12,5 Millionen fast eine Punktlandung geschafft, wie Peter Dreier berichtete. Und das obwohl die Verhandlungen zwischendurch sehr schwierig gewesen seien. Denn: Der Großteil der Räume wurde mit Holz vertafelt und das war zu der Zeit Mangelware.

Sicherheit ist so hoch wie im Gefängnis

„Der Baukörper ist für 20 Jahre ausgelegt“, erklärte ILS-Geschäftsführer Armin Haindl. Das Gebäude bietet Platz genug, um mehr Einsatzleitplätze für die Disponenten zu schaffen. Denn: „Die Bevölkerung wird älter, was auch mehr Einsätze nach sich zieht“, ist er sich sicher. Für Großschadensereignisse finden noch 20 Mitarbeiter mehr Platz, um die Anrufe zu koordinieren. Insgesamt hat die neue Leitstelle eine Fläche von 2.000 Quadratmetern, das Gebäude ist 41 Meter lang und 26 Meter breit. Im Erdgeschoss findet die Verwaltung Platz, im ersten Stock befindet sich die Einsatzzentrale, in die man nur mit entsprechenden Sicherheitsfreigaben kommt. „Wir haben hier die höchste Sicherheit, ähnlich wie in einer Justizvollzugsanstalt.“

Im Falle eines Black-Outs könne die Leitstelle durch eine Notstromversorgung mit Diesel 24 Stunden selbst überbrücken. Dann gebe es Anschlüsse für ein externes Notstromaggregat. „Wir haben alles dafür getan, dass uns die Bürger in so einem Fall anrufen können“, versichert er. Was natürlich nicht viel helfe, wenn die Handynetze nicht standhalten.

Zehnter Einsatzleitplatz soll auch bald folgen

In der Einsatzzentrale finden sich derzeit neun Einsatzleitplätze, der zehnte soll bald kommen. Von da aus koordiniert der Disponent die Anrufe. Auf den fünf Bildschirmen kann er die Informationen des Anrufers auflisten, sieht den Standort und die verfügbaren Einsatzkräfte, die er dann alarmiert. Dazu werden die fünf W-Fragen erfragt. „Er bleibt in der Leitung, bis jemand am Einsatzort eintrifft“, versichert Haindl. Auch Reanimationen begleiten die Disponenten, geben den Ersthelfern Hilfestellungen.

Insgesamt hat der Raum eine Größe von 360 Quadratmetern und eine Deckenhöhe von 4,20 Metern. „Den Platz brauchen wir, um die ganze Medientechnik darstellen zu können“, erklärt Armin Haindl. An den Wänden hängen mehrere Bildschirme, die Einsatzinformationen aus dem ganzen Verbandsgebiet zeigen. Der Schichtführer sitzt erhoben in der Mitte, um so den Überblick über die anderen Disponenten nicht zu verlieren, schließlich ist man im Einsatzgebiet für 463.000 Einwohner verantwortlich.

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