Neuötting/Teising

Ihr Hochzeitstanz: „Chob Bazi“

Homa und Ehsan aus Neuötting heiraten nach afghanischem Ritus

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:50 Uhr

Der Höhepunkt der „Henna-Zeremonie“: Bräutigam Ehsan muss die Faust von Braut Homa öffnen. −Fotos: privat

Es war eine wunderschöne, für bayerische Verhältnisse außergewöhnliche Hochzeitsfeier, die die Liebe von Homa Yarzadeh, geb. Azimi, und Ehsan Yarzadeh besiegelte. Im von der Braut und einigen Helferinnen aufwendig dekorierten Teisinger Reiterhof feierten etwa 130 Verwandte und Freunde des Paares das junge Glück. Auch Teile des Speiseplans und vor allem Kuchen, Gebäck und Süßigkeiten stammten von der Braut und den Hochzeitsgästen.

Beide Eheleute sind in Afghanistan zur Welt gekommen: Homa kam 1989 in der Hauptstadt Kabul zur Welt, Ehsans Wiege stand 1990 in der Stadt Herat. Die beiden kennen sich seit 2010, als Ehsan Bauingenieurswesen an der Uni von Herat studierte und Homa dort ihr Journalismus-Studium abschloss. Schon am 2. August 2021 hatten sie sich in Kabul standesamtlich das Ja-Wort gegeben.

Nach dem Tod von Homas Vaters 2010 wurde die Lage für sie und ihre Mutter immer schwieriger und Homa sollte möglichst schnell verheiratet werden – in Afghanistan gibt es bisweilen starken gesellschaftlichen Druck auf Frauen, sich zu verehelichen. Sie konnte sich eine Ausreise nach Deutschland leisten. In Neuötting lebte bereits ein Bruder mit Familie. Hier angekommen, lernte sie eine bayerische Familie kennen, wurde liebevoll aufgenommen und lernte sehr schnell Deutsch. Sie konnte in eine eben frei gewordenen Einliegerwohnung einziehen. Ihre Integration vollzog sich schnell. Hilfreich war eine Berufsausbildung im kaufmännischen Management von Wacker. Bald konnte sie sich in Neuötting eine eigene Wohnung leisten. Homa liebt die Stadt als ihre neue Heimat und hat inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Doch die Hochzeitsfeier sollte eine typisch afghanische sein – zum Bedauern der Braut ohne deren Mutter, die nicht anreisen konnte.

Zum Hochzeitfest gehört eine aufwendige Deko, gutes und reichhaltiges Essen mit vielen Verwandten und Freunden. Alkohol ist dagegen tabu. Zuerst erscheint die Braut in einem zauberhaften goldenen Kleid und die „Henna-Zeremonie“ wird vollzogen. Dabei tanzen Freundinnen der Braut in aufwendig gestalteten Kleidern und verreiben Henna in deren Händen. Der Bräutigam muss dann die geballten Fäuste der Braut aufdrücken, gegen ihren Widerstand, um zu beweisen, dass er der Starke in der Ehe ist. Anschließend folgt mit „Chob Bazi“ ein traditioneller Tanz aus Herat, bei dem sich die Tänzer mit goldenen Stöcken in den Händen in großer Geschwindigkeit um sich selber und im Kreise drehen. Erst dann zieht die Braut das traditionell in weiß gehaltene Hochzeitskleid an.

Ehsan ist seit Juli in Deutschland und hofft darauf, bald eine Anstellung zu finden, möglichst in seinem Beruf.

− pk

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