Tettenhausen

BOS-Funkmast beschäftigt Bürger

15.11.2022 | Stand 15.11.2022, 5:00 Uhr

Groß war das Interesse an der Infoveranstaltung zum Thema BOS-Digitalfunk. −Foto: Hobmaier

An einer Infoveranstaltung für die Anwohner in Tettenhausen beteiligten sich rund 80 Bürger und diskutierten mit den verantwortlichen Behördenvertretern. Thema war der beabsichtigte Bau eines Funkmastens für den Digitalfunk, den Polizei, Feuerwehr und Co. zur Kommunikation benötigen. Diskutiert wurden fachliche, aber auch emotionale Fragen.
Zu Beginn informierte Stefan Klein von der "Autorisierten Stelle Bayern" über die Notwendigkeit sowie den bisherigen Verlauf der Planungen, die technischen Details und die weiteren Schritte zur Errichtung des Mastens. Die Autorisierte Stelle ist dem Landeskriminalamt zugeordnet und verantwortlich für das "BOS"-Digitalfunknetz, also das Funknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, zu denen unter anderem die Polizei, aber auch die Feuerwehren, Rettungs- und Hilfsorganisationen zählen. Der Digitalfunk für die Behörden läuft seit rund zehn Jahren flächendeckend. Auf Grund einer Störungsmeldung durch die Feuerwehr Tengling seien für den Bereich am Tachinger See Messungen vorgenommen worden, die den Bedarf eines weiteren Masten bestätigt hätten. Umfangreiche Planungen ergaben als optimalen Standort den Bereich bei Gessenhausen im Gemeindebereich Taching.
Mit am Expertentisch saß Markus Huber, ebenfalls von der Autorisierten Stelle Bayern. Für die technischen Belange war Bauleiter Thomas Nunner vor Ort. Für die Polizei Laufen sprach Enrico Weinreich und Traunsteins Kreisbrandrat Christof Grundner stand für die Fragen der Feuerwehren Rede und Antwort.
Den Diskussionsteil eröffnete Lisa Obermayer mit der Frage, ob neben dem Behördenfunk auch andere Funkanlagen gekoppelt werden. Darauf antwortete Stefan Klein, "dass es keine Schutzgründe gegen den Mobilfunk gibt." Weiter führte er aus, dass die Mobilfunkfirma Telefónica Deutschland Interesse an der Mitnutzung bekundet habe. Martin Goedicke wollte hingegen wissen, was der Bau eines Mastens in etwa kostet, wie viele Masten bayernweit stehen und wie viel Strom ein einzelner Mast verbraucht. "Rund 500000 Euro kostet die Errichtung des geplanten Mastens", so Klein und führte weiter an, dass rund 900 Masten bayernweit aufgestellt wurden. Ein konkreter Stromverbrauch konnte vor Ort nicht genannt werden.
"Kann man zur Stromversorgung auch Photovoltaikzellen am Masten anbringen?", fragte Lisa Obermayer und erhielt als Antwort, dass sich der geplante Mast ja überwiegend im Wald befindet und somit wenig Sonneneinstrahlung hat. Darüber hinaus sei dieser für die erhöhte Traglast, insbesondere bei Wind, nicht ausgelegt und darüber hinaus müsse der Mast für den Behördenfunk eine hohe Ausfallsicherheit vorweisen und benötige daher eine zuführende Stromleitung. Herbert Vordermayer wollte wissen, "wer zahlt, wenn ein Baum Schaden an der Stromleitung verursacht." "Mit dieser Frage muss man an den zuständigen Stromversorger herantreten", so Klein. Er gehe aber davon aus, "dass zum Masten keine Oberleitungen verlegt werden, sondern das Kabel unter die Erde kommt."
Herbert Stief interessierte sich für die maximale Anzahl der Nutzer des Mastens und fragte, "wie viele Betreiber sind auf so einem Masten möglich?" Eine pauschale Antwort könne man hier nicht geben, hieß es. "Es hängt davon ab, welche Antennenart angebracht werden soll, der Mast bietet rund 25 Quadratmeter Fläche zur Belegung." Auf die Frage von Elisabeth Straube, warum die Feuerwehr zwar digital funkt, aber die Alarmierung immer noch analog verläuft, antwortete Kreisbrandrat Christof Grundner. "Zur Alarmierung braucht es eine sichere Netzabdeckung. Es ist niemanden geholfen, wenn die Alarmpager der Feuerwehr Tengling mangels Funknetzes nicht auslösen. Erst wenn dies sichergestellt ist, wird auch die Alarmierung digital."

Derzeit mobiler Mast am Strandbad Tengling

"Ist das der Grund, warum am Strandbad in Tengling vorübergehend ein mobiler Mast aufgestellt wird?", wollte Stefan Kühnhauser wissen und erhielt die Antwort "ja, die digitale Alarmierung wird im Frühjahr des kommenden Jahres eingeführt und deshalb braucht es diese vorübergehende Lösung." Eine weitere Frage zielte darauf ab, ob man den Standort des Mastens nicht noch etwas weiter von der Wohnbebauung entfernt errichten könnte. Darauf sagte Klein, dass dazu mehrere Gutachten erstellt wurden und dabei der geringstmögliche Eingriff in die Natur beziehungsweise des Baumbestandes berücksichtigt wurden und dies beim jetzigen Planungsstand hohe Kosten nach sich ziehen würde.
Angela Bork kritisierte indes die ihrer Meinung nach schlechte Öffentlichkeitsbeteiligung an dem Vorhaben. Diesem Vorwurf entgegnete Stefan Klein, dass ab der ersten Gemeinderatssitzung 2021 alles öffentlich gelaufen sei und sowohl über die Veröffentlichungen der Gemeinde Taching als auch in den lokalen Zeitungen ausführlich dargestellt wurde. Weiter wollte Angelika Bork wissen, ob man Mobilfunkbetreiber am Masten ausschließen kann. "Dieses Recht würde zwar grundsätzlich bestehen. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass man dann nur Nachteile hat, denn wenn ein Mobilfunkbetreiber eine Antenne bauen will, dann wird die gebaut. Es gibt Fälle, an denen dann statt einem Masten zwei Masten aufgestellt werden", so die Antwort seitens Stefan Klein.
Auf die Frage von Herbert Stief, welche Sendeleistung die Mobilfunkantennen der Telefongesellschaften haben, wurde angeregt, sich zu einer Informationsrunde mit dem Mobilfunkbetreiber zusammenzusetzen. Stefan Kühnhauser wollte noch wissen, wie es derzeit mit der Studienlage bezüglich der Strahlenbelastung aussieht. Markus Huber vom LKA antwortete, "dies sei eines der bestuntersuchten Themen überhaupt. Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit dem Thema Mobilfunk und kommen immer wieder zum gleichen Ergebnis. Darüber hinaus gibt sogar die WHO alle zwei Jahre eine Empfehlung bezüglich des Mobilfunks ab."

− hob

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