Asenham

Die Schäffler tanzen wieder

24.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:09 Uhr
Viktor Gröll

Auf dem Asenhamer Dorfplatz stellten sich die Schäffler für ihre Tänze auf. −Fotos: Gröll

Es hat alles gepasst beim Schäfflertanz: Herrliches Wetter ließ die sanften Hügel rund um Asenham in warmen Herbstfarben erstrahlen und so für die auswärtigen Gäste bereits die Hinfahrt in das schöne Seitental der Rott zum Erlebnis werden.



Der Tradition folgend, gab es zunächst einen Gottesdienst, den Pfarrer Hans Heindl zelebrierte. Er fragte sich, wieso ausgerechnet sieben Jahre zwischen den Schäfflertänzen liegen und lieferte gleiche mögliche Antworten mit. Zum Beispiel: "Die Sieben steht für Vollkommenheit und Fülle", sagte er. Teile man sie auf, stehe die Drei für Vollständigkeit und die Vier für Ordnung in den heiligen Zahlen. Schließlich sei die Welt in sieben Tagen erschaffen worden, so Heindl. Auch das Buch mit den sieben Siegeln fehlte in der Aufzählung nicht, wobei das siebte Siegel für das Ende der bisherigen Welt steht.

Wenn Vollständigkeit und Ordnung perfekt seien, dann sei Vollkommenheit gegeben, sagte Heindl mit Blick auf die akribische Vorbereitung der Schäfflergruppe und beendete damit das himmlische Zahlenspiel. Mit dem Gottesdienst, den die Schäffler mitgestalteten, wurde den Verstorbenen, besonders auch aus der Schäfflergruppe, gedacht. Anschließend zog man gemeinsam zum Dorfplatz, wo Hunderte Besucher warteten.

Krieg, Corona und viele Unsicherheiten erwähnte Tanzmeister Josef Auer in seiner Begrüßung. "Was uns im Alltag beschäftigt, ist Wahnsinn", sagte er. Dennoch: Die 128-Jahre-alte Tradition der Asenhamer Schäffler wollte man nicht brechen. "Der Schäfflertanz ist unser ganzer Stolz", sagte Auer. Was sonst ein halbes Jahr Vorlauf hat, musste heuer in sehr kurzer Zeit einstudiert werden. Die Frage "Pack ma's oder pack ma's ned" stellte sich demnach nur pro forma, denn man war sich einig. "Einmalig, auf diese Mannschaft bin ich unendlich stolz", freute sich Auer.

Schäfflerspruch stimmt heuer sehr nachdenklich

Schirmherrin war Bürgermeisterin Dagmar Feicht. Sie erinnerte an das fröhliche Schirmherrnbitten und beleuchtete die Geschichte des Schäfflertanzes, speziell in Asenham. Diese sei sehr alt. Kramer Reßlhuber und Landwirt Franz Hartl, beide aus Asenham, sowie Alois Stöger aus Sturzholz waren es laut Feicht, die den Schäfflertanz in das schöne, verschlungene Seitental der Rott gebracht haben.

"Wir wissen aus der Überlieferung, dass Franz Hartl seinerzeit in München gearbeitet hat. Er war es, der die Tanzfiguren genau studiert und auch aufgezeichnet hat", so Feicht. Gemeinsam mit Reßlhuber und Stöger habe er Aufführungen des Münchner Schäfflertanzes besucht. "1894 war es schließlich soweit: Die Schäffler traten das erste Mal auf – und sie tun es gottlob heute noch", freute sich die Bürgermeisterin.

Sie lobte die Gruppe, die im Hochsommer im Wirtsstadl schweißtreibende Proben absolviert hatte und kam auch auf den Umstand zu sprechen, dass Fotos aus dem Jahr 1949 aufgetaucht sind. Dieses Schäfflerjahr tauchte bisher in der Chronik nicht auf. Es sei aber gar nicht so wichtig, ob es nun die 16. oder 17. Ausgabe des Schäfflertanzes sei. Wichtig sei, dass die Leute einen schönen Grund hätten, aus dem Haus zu gehen und sich zu treffen, sagte die Rathauschefin.

Den ersten Tanz widmete Josef Auer dem verstorbenen, langjährigen Vortänzer Fritz Aigner sen. Dann war Schäfflermeister Xaver Maier an der Reihe. Während Auer an diesem Tag Geburtstag feierte, beging Maier ein kleines persönliches Jubiläum. Seit 50 Jahren ist er bei den Schäfflern. Damals hat er freilich noch nicht getanzt, war aber als "Boijazl" dabei.

Der Schäfflerspruch, in dem es um Pest und schwere Zeiten geht, habe ihn noch nie so nachdenklich gemacht wie heuer, gestand Xaver Maier. Dann schwang er den Reifen, und die Aufführungen konnten mit dem Laubentanz beginnen. Es folgten das "große Gartenhaus", das "kleine Gartenhaus", der Schlangentanz, die Königskrone, der Kaiserkranz und der erweiterte Kaiserkranz. Alttanzmeister Josef Maier sen. zeigte sich nach dem geglückten Auftakt "stolz auf die Truppe". Nach kurzen Pausen wurden noch zweimal getanzt, wobei sich im dritten Anlauf auch einige Ersatz-Akteure auf die Bühne begaben. Musikalisch wurden der Gottesdienst und der Tanz von der Blaskapelle Gerleigner umrahmt. Unterstützung bekamen die Schäffler aus der Wirtschaft. Ein besonderer Dank galt Maria Weiss, die dafür sorgte, dass das Schäfflergewand wie angegossen passte.

Das waren die Rollen: Schäfflermeister Xaver Maier, Tanzmeister Josef Auer, Münchner Kindl Selina Achatz-Riedewald, Wirt Josef Birndorfer, Kellnerin Sophia Birndorfer, Binder Josef Obermeier sen. und Muck Sigl, Bräunl Bernhard Hochwimmer, Boijazl Simon Hoos und Martin Huber, Kreuzlbub Max Maier, Jungschäffler Georg Levin, Stefan Maier, Simon Kaisersberger und Tobias Spöckmer.

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