Konzert in der Salzburgarena

28 Chöre bringen Musical "Martin Luther King" auf die Bühne

27.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:51 Uhr
Brigitte Janoschka

Die PNP-Mitarbeiterin Brigitte Janoschka war eine von Hunderten Sängern aus Österreich und Bayern, die in dem Chormusical "Martin Luther King" mitwirkten. Aus der Sicht eines Chormitglieds berichtet sie über das Megaprojekt, das mit der Aufführung in der Salzburgarena ihren Höhepunkt fand. −Fotos: Janoschka

In "We Shall Overcome"aus dem Chormusical "Martin Luther King" (von Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken mit Texten von Andreas Malessa) geht es darum, Ungerechtigkeit, Hass und Rassismus zu überwinden. Die umfangreiche Planung fand nun ihren krönenden Abschluss in der gut gefüllten Salzburgarena, wo Hunderte Sängerinnen und Sänger aus insgesamt 28 Chören aus Österreich und Bayern in einer Aufführung zu einem Ganzen verschmolzen. In einem dieser Chöre, dem Projektchor Traunstein Süd, probte und sang Brigitte Janoschka, Mitarbeiterin der Passauer Neuen Presse. Aus der Sicht eines Chormitglieds berichtet sie über das Megaprojekt.

"Haltet den pitch, denkt an sustain und werdet nicht flat", gab Komponist Hajo Gäbler Anweisungen vor der Generalprobe und meinte damit die Tonhöhe, die langen Noten und die Spannung beim Singen. Die Chorleiter Kristina Pernat Ščančar und Matthias Binder standen jeweils an einer Ecke der riesigen Bühne und dirigierten die Chöre, in der Mitte der rückwärtigen Bühne leitet Gisela Plasser die drei Kinderchöre an, die zum ersten Mal dabei waren.

Das Musical hat nicht nur die eine Botschaft von Martin Luther King (Andreas Wolfram) und seinem Traum. Die Aufführung beginnt mit seinem Tod. Der Rückblick auf sein Leben – auch als Familienvater und Ehemann von Coretta (Peti van der Velde) – beinhaltet den Blick auf die Gegenwart und die Zukunft. Die Freundinnen Coretta und Rosa Parks (Bonita Niessen) sind sich einig, was von Kings Vision geblieben ist – "sein Traum". Und dass dieser auch "unser Traum" ist, sang der riesige Chor ebenso wie alle anderen Songs mit authentischer Überzeugung und der Begeisterung, an diesem großen Ganzen teilhaben zu dürfen.

Freilich, der Zeitaufwand für die Vorbereitung war enorm. Die Stiftung der "Creativen Kirche", die den Cast der Solistengruppe auf Tour schickte – in diesem Fall nach Salzburg –, hatte den Sängern über die Chorleiter Links zum Üben für zu Hause und für die Choreographie zukommen lassen. Nur so war es möglich, dass ein Chor, der das gesamte Rund hinter der Bühne einnahm, etwa mit Armbewegungen nach oben und unten oder mit einer "La-Ola-Welle" mit den Gesangsbüchern Inhalt und Rhythmus synchron darstellen konnte. Die Chorleiter und Regisseur Andreas Gergen pflanzten bestimmte Bilder in die Köpfe der Mitwirkenden – dass beim Singen eigene emotionale "Subtexte" mitschwingen, um die Botschaft zu vermitteln, oder dass die Augen wie "Laser-Strahlen" leuchten.

Selbst in den komischen Szenen, die es in dem Chormusical trotz aller Tragik um den Tod des Visionärs auch gab, waren Botschaften enthalten. Beim Besuch von Martin Luther King in der ehemaligen DDR kommt es zu einer Unterhaltung mit herrlich persifliertem Dialekt: "Genosse, machen Sie mal etwas ganz Neues – denken Sie nach!" Oder es geht um die Bedeutung von Kreativität, als King ohne Pass in die DDR einreisen will und dem Grenzposten seine American-Express-Karte zeigt, die angeblich zum schnellen Grenzübertritt berechtigt. Diese Kreativität beweisen in dem Musical auch Rosa Parks und die Bürgerrechtsbewegung, indem sie Busse boykottieren und stattdessen neue Schuhe kaufen.

Diese positive Lösung eines tragischen Konflikts wirkt gleichzeitig auf die Gegenwart. Corettas Frage, welches Kleid sie bei der Verleihung des Friedensnobelpreises tragen würde, mündet in den Song "I Got A Robe Up In That Kingdom" und führt heraus aus dem Alltag in die Botschaft Kings. Dieser wird immer wieder inspiriert von der "Heiligen Geistin" – eine weitere Vision, die Männern und Frauen gleiche Rechte auf allen Ebenen einräumt. Und so ging auch die Vision der Initiatorin Elfi Schweiger auf.

Brigitte Janoschka

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