"Barthl" Kalb: Ein Unbequemer der alten Schule hört auf

05.07.2017 | Stand 20.09.2023, 0:55 Uhr

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Barthl Kalb und Deggendorfs Landrat Christian Bernreiter 2011 bei der Bundesdelegiertenversammlung der Mittelstands- und Wirtschaftsunion in Deggendorf. − Fotos: Binder

Nach 30 Jahren im Bundestag wird Bartholomäus "Barthl" Kalb nicht mehr zur Wahl antreten. Der 67-Jährige ist als Kämpfer für Niederbayern bekannt. 2005 brachte ihm eine vermeintliche Erbschaft Hohn und Spott ein. Rückblick auf eine Karriere mit Höhen und Tiefen.

Dass man effizient Politik betreiben kann, ohne dabei andauernd als PR-Manager in eigener Sache durch die Gegend laufen zu müssen, das hat Bartholomäus Kalb, Rufname "Barthl", in 45 Jahren Gemeinderat in seiner Heimat Künzing (Landkreis Deggendorf), acht Jahren im Münchner Landtag und 30 Jahren in Bonn und Berlin im Bundestag mehr als bewiesen. Doch im Herbst wird ein neuer Bundestag gewählt – und dann ist für den 67-jährigen Christsozialen der alten Schule Schluss: Vergangenes Jahr gab er bekannt, dass er nicht mehr antreten werde.

Über Arbeit Geburt seiner Tochter verpasstFragt man seine Wegbegleiter, dann bekommt man zu hören, Kalb sei über all die Jahre immer "verlässlich", "fleißig", "erfolgreich" und nie ein "Lautsprecher" gewesen. Vor allem, wenn es darum ging, die Heimat voranzubringen, sei Kalb zur Höchstleistung aufgelaufen. Als etwa, noch zu Bonner Zeiten, der Erhalt des Bundespolizeistandortes in Deggendorf im Feuer stand, war er hartnäckig bei den Verhandlungen in der damaligen Hauptstadt geblieben – und hat darüber die Geburt seines zweiten Kindes nach Sohn Thomas, der Tochter Susanne, verpasst. Erst am nächsten Morgen flog er zurück – und überbrachte noch dem BGS in Deggendorf die gute Nachricht, dass der Standort erhalten bleibe, ehe er sich mit einem Strauß Blumen auf den Weg ins Krankenhaus machte. "Ich habe schon gedacht, du kommst gar nicht", habe seine Frau Annemarie gesagt. Die Bundespolizei hat sich übrigens mit einem olivgrünen Strampelanzug mit Verbandsabzeichen für die Tochter bedankt. Abends war Kalb dann schon wieder zurück in Bonn, Haushaltssitzung.

Freilich, im Leben eines Politikers gibt es auch dunkle Stunden, die voll Hohn, Spott und Häme sind. 2005 fiel er auf einen Scherzbold (womöglich mit gezielter politischer Agenda) herein, der ihm und ein paar anderen Bundestagsabgeordneten einen Brief schickte – unter dem falschen Namen "Hermine Fuchs", einer vermeintlich alten Dame mit Krebs im Endstadium, die einen Erben suche. In dem Brief wurde ein Millionenerbe angekündigt – und Kalb tappte in die Falle, schickte seine Kontodaten und versicherte, wie von der alten Dame gewünscht, dass er das Geld nicht mit Helmut Kohl teilen werde. "Auf den Gedanken, Helmut Kohl Geld zu geben, da kann ich Sie beruhigen, wäre ich nie gekommen", wurde damals aus Kalbs Antwort zitiert. Wann immer Finanz- und Haushaltsexperte Kalb später im Bundestag zum Thema Erbschaftsteuer sprach, wurde er – nicht nur von der Opposition – süffisant an den Vorgang erinnert. Kalb sieht es heute gelassen: "Wenn man mir als langjährigem Politiker sonst nichts vorwerfen kann, dann halte ich das gut aus."
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in Ihrer Heimatzeitung vom 5. Juli 2017 (Online-Kiosk) oder als registrierter Abonnent hier.

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/barthl-kalb-ein-unbequemer-der-alten-schule-hoert-auf-7352630
© 2024 PNP.de