Aholming

Sechs Stimmen gegen Kiesabbau im Wasserschutzgebiet

30.06.2021 | Stand 21.09.2023, 0:20 Uhr


Dienstagabend, 19.30 Uhr: England hat bei der Fußball-EM soeben das erste Tor gegen Deutschland erzielt, ein Gewittersturm zieht über die Region hinweg, die Feuerwehrsirene heult auf und KBM Konrad Seis steht in voller Montur am Eingang zur Grundschule, um per Funk die aktuellen Schadensmeldungen von Überflutungen und umgestürzten Bäumen abzuhören.Drinnen in der Turnhalle geht es in der Gemeinderatssitzung um nüchterne Zahlen und Fakten: Einstimmig wurden über- und außerplanmäßige Ausgaben im Haushalt 2020 genehmigt und die Jahresrechnung abgesegnet. Bei der Rechnungsprüfung hatte FW-Fraktionsvorsitzende Theresia Friedberger nichts zu beanstanden. Von einer so "gigantischen" Zuführung zum Vermögenshaushalt in Höhe von 931.246.52 Euro werde die Gemeinde in Zukunft aber nur mehr träumen können.

Keine Gegenstimme gab es zum Antrag von Karl-Heinz Groß, der eine 21.038 Quadratmeter große Grünlandfläche rechts der B8 etwa einen Kilometer nach dem Kreisverkehr bei Plattling in Richtung Osterhofen mit 4207 Kubikmetern Oberboden etwa 20 Zentimeter hoch auffüllen will.

Die Firma Donau-Kies hat einen erneuten Antrag auf Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis für den Kiesabbau in Thannet-West gestellt. Die Gemeinde hatte das Vorhaben im Januar 2018 abgelehnt, weil das Vorhaben im Wasserschutzgebiet liegt, die Hausbrunnen angrenzender Anwesen dadurch gefährdet, die Wasserqualität beeinträchtigt und den Anliegern bei einem Anschlusszwang zur Wasserversorgung unabsehbare Kosten entstehen würden. Zwischenzeitlich konnten diese Gründe ausgeräumt werden: Die Wasserversorgung ist gesichert, beide Nachbarn haben mit einer Drittschuldnererklärung dem Anschluss zugestimmt, alle geforderten Unterlagen liegen vor.

Bürgermeister Martin Betzinger wies zudem darauf hin, dass der Bereich im Landesentwicklungsplan für den Kiesabbau ausgewiesen sei und man rechtlich nicht dagegen vorgehen könne. Ein Wasserleitungsbau zu den Anwesen durch die Gemeinde sei durch nichts zu rechtfertigen und würde den Wasserpreis für alle Bürger nach oben treiben. Die Anlieger müssten ihre Brunnen daher selber ertüchtigen und eine Wasseraufbereitungsanlage einbauen. Wie Geschäftsleiter Simon Hauber dazu ausführte, warte das Landratsamt noch auf das Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes, beide Behörden hätten aber keine Bedenken, da die Entfernung zwischen Kiesabbau und Wohnanwesen bzw. Wasserschutzgebiet zu groß sei, um die Wasserversorgung zu beeinträchtigen. Dennoch gab es sechs Gegenstimmen, acht Gemeinderäte befürworteten den Antrag.

Die Errichtung einer Stützmauer, die verhindern soll, dass bei Starkregen Erdreich vom Nachbargrundstück eingeschwemmt wird, hat Gürkan Arslan für sein Grundstück im Baugebiet "Aholming-West IV" in Tabertshausen beantragt. Der Gemeinderat stimmte der dafür nötigen Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes zu.

Ingrid und Gerhard Müller wollen am Ölgartenweg in Aholming ein Einfamilienhaus mit Garage und Carport bauen. Der Gemeinderat stimmte dem ebenso zu wie dem Antrag von Thomas Zellner, der an der Unteren Römerstraße ein Einfamilienhaus mit Garage und einer landwirtschaftlichen Maschinenhalle errichten will. Der Vorbescheidsantrag wurde vom Landratsamt genehmigt.

Die Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Moos nahm das Gremium zur Kenntnis, auf eine weitere Beteiligung im Verfahren wird verzichtet.

Unter Sonstiges wurde bekanntgegeben, dass der Antrag von Sonja Habereder auf Errichtung eines Einfamilienhauses mit Garage als Ersatzbau in Neutiefenweg vom Landratsamt genehmigt worden ist. Auch die von Heinrich Funck beantragte Nutzungsänderung der ehemaligen Hühnerfarm in Tabertshausen in eine landwirtschaftliche Hofstelle durch Einbau von Maschinen-, Geräte-, Sortier- und Lagerräumen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und eines Hofladens wurde genehmigt. Der Laden wird, wie Funck der OZ mitteilte, aber noch nicht betrieben, es werde lediglich die Hofstelle genutzt.

Zum Bauantrag von Monika Woytke gab es keinen Sachvortrag, der Vorbescheid stand bereits in einer früheren Sitzung auf der Tagesordnung. Das Vorhaben befindet sich in Tabertshauserschwaig von der Staatsstraße kommend am Ortsanfang auf der linken Seite. Es soll auf dem Grundstück ein zweites Wohnhaus errichtet werden, hierzu soll der Abstand zum Entwässerungsgraben verkürzt werden. Der Gemeinderat ist damit aber nicht einverstanden, da dort Überschwemmungsgefahr besteht.

Wie der Bürgermeister berichtete, sucht die Hochschule Deggendorf für das Forschungsprojekt "Dein Haus 4.0 – länger leben zuhause" aktuell noch Testhaushalte. Ideal für die Studie seien über 65-jährige Bürger in Niederbayern, die alleine oder mit einer unterstützenden Person zusammen wohnen. Es soll erforscht werden, ob sensor-basierte Lösungen ein längeres Leben zuhause ermöglichen können.

Die Gemeinde Aholming hat sich für das Projekt "Fit Kids" beworben. Zum Gesundheitsbeauftragten wurde Gemeinderat Stefan Zitzelsberger ernannt. Im Juli wird entschieden, in welchen Kommunen das Projekt umgesetzt wird. Bezüglich einer Anfrage von Gemeinderätin Irmi Kirschner zur Schaffung einer "Trauerwiese" auf dem Friedhof gab der Bürgermeister bekannt, dass die Umsetzung von Urnengräbern auf dem Friedhof möglich sei, dafür aber noch die Planungs- und Genehmigungsunterlagen angepasst werden müssten.

Wie Betzinger weiter berichtete, sind die Vermessungsarbeiten für das Baugebiet "Am Schlossweg" in Tabertshausen abgeschlossen. Das Vermessungsamt erstelle derzeit die digitalen Pläne, im Anschluss werden die Kaufurkunden vom Notariat erstellt und den potenziellen Käufern zur Durchsicht zugeschickt. Nach zwei Wochen könnten die Urkunden unterschrieben werden. In der Aussprache kritisierte mehrere Gemeinderäte das unterschiedliche Höhenniveau der einzelnen Parzellen. Der Bürgermeister meinte dazu, dass die Grundeigner dieses über Geländeauffüllungen selbst angleichen müssten.

Irmi Kirschner beklagte die wilden Müllablagerungen durch Badegäste am Hackerweiher beim Kieswerk. Dazu wusste Jürgen Tauer, dass der Jugendliche Felix Renner im Vorjahr dort in Eigeninitiative einen Mülleimer aufgestellt hat, der aber offensichtlich ignoriert werde. Bürgermeister Betzinger verwies auf die Zuständigkeit des Eigentümers, der bereits den baldigen Abbau der Altanlagen angekündigt habe. Weitere Anfragen gab es zu Biberschäden, zur Sicherheit am Kinderspielplatz beim Regenrückhalte- becken in der Ortsmitte sowie zum Thema Luftfilter für die Grundschule. Theresia Friedberger fragte nach den Kosten, wenn die Gemeinde selbst Filter ankaufen würde. Dazu meinte der Bürgermeister, dass es dafür keine staatliche Förderung gebe und das Gebäude über die Fenster ausreichend belüftet werden könne.

Jürgen Tauer war bei einer Sitzung für Gewässer III. Ordnung dabei und wies darauf hin, dass auf fünf Meter breiten Gewässerrandstreifen das Mähgut durch die Gemeinde abtransportiert werden müsse. Der Bürgermeister stellte dazu fest, dass die Entsorgung in den Gemeinden Probleme aufwerfen werde.

Im nicht-öffentlichen Teil wurde der Auftrag für einen neuen Salzstreuer für den Bauhof an eine Firma aus Hengersberg vergeben. Das alte Gerät ist defekt. Der Auftragswert beläuft sich auf ca. 25000 Euro. Der Auftrag für die jährliche Wartung der hydraulischen Pumpstationen wurde zur Angebotssumme von ca. 4500 Euro an eine Firma aus Hunderdorf vergeben. Das neue Spielgerät für den Spielplatz in Kühmoos liefert eine Firma aus Altenmarkt a. d. Alz. Die Kosten belaufen sich auf ca. 11000 Euro.

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URL: https://www.pnp.de/archiv/1/sechs-stimmen-gegen-kiesabbau-im-wasserschutzgebiet-7095440
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