Obernzell/Untergriesbach

Ein Hautpilz bedroht jetzt den Feuersalamander

Naturschutzteam untersucht den Bestand der geschützten Amphibienart im Donautal

27.03.2022 | Stand 21.09.2023, 1:18 Uhr

Sie untersuchten das Feuersalamander-Vorkommen am Alten Graben bei Obernzell: der Projektmanager des Bundes Naturschutz Horst Schwemmer (v.l.), Landschaftsökologin Yvonne Sommer sowie die Regionalkoordinatorin für Niederbayern Susanna Hanke. −Fotos: Pree

Ein Naturschutzteam hat sich vor kurzem am Alten Graben bei Obernzell getroffen. Die Landschaftsökologin Yvonne Sommer untersucht diesen Quellbach seit letztem Jahr und hält Ausschau nach Larven des Feuersalamanders. Dreimal im Jahr wird ein 200 Meter langer Gewässerabschnitt näher inspiziert. Die sich in Wassergumpen entwickelnden Larven werden erfasst.

Dies macht Yvonne Sommer auch am Dantlbach im Naturschutzgebet bei Jochenstein, der die Grenze nach Österreich bildet. Die Untersuchungen gehen weiter. Sie sollen Veränderungen im Bestand der Feuersalamander dokumentieren und Aussagen über die Vorkommen möglich machen.

Mit Maßnahmen die Biotope verbessern

Mit dabei beim Ortstermin war Susanna Hanke. Sie arbeitet als Regionalkoordinatorin für Niederbayern im Rahmen des "Artenhilfsprogramms Feuersalamander" beim Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau. Dieses Programm fördert auch das Bayerische Umweltministerium. Sie kartiert auch selbst Gewässer mit Larven in den Isarhangleiten.

Zum Projekt gehören Maßnahmen, um die betreffenden Biotope zu verbessern. Da geht es zum Beispiel um den Waldumbau, das Schaffen neuer Gewässerlebensräume oder auch das Renaturieren von Quellen. Die Donauleiten mit ihren Quellen und Quellbächen zählen zu den Verbreitungsschwerpunkten des Feuersalamanders in Bayern. Die Quellbäche der Donauleiten bilden im Gneis mächtige Blöcke aus, wie sie andernorts in Bayern kaum zu finden sind. Diese Lebensräume sind sehr wertvoll. Quellbereiche sind sehr artenreich. Hunderte von Tierarten leben im Idealfall dort in den nährstoffarmen, sauerstoffreichen und gleichbleibend kühlen Gewässern. Gerade diese Besonderheiten machen sie auch so verletzlich. Keinesfalls dürfe man Müll oder Gartenabfälle dort ablagern, hieß es beim Ortstermin in Obernzell. Auch sollten Quellen nicht betreten werden. Der Feuersalamander ist wegen des Verlustes seiner Lebensräume ohnehin stark gefährdet. Jetzt kommt eine neue Bedrohung hinzu: ein eingeschleppter Hautpilz mit dem Namen "Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal)". Dieser könne sogar zum Aussterben der Art führen, berichtet Regionalkoordinatorin Susanna Hanke. Deswegen werden die erwachsenen Tiere beprobt. Wenn man die Tiere abstreicht, kann man mit einem PCR-Test feststellen, ob sie befallen sind. Bislang wurden in Niederbayern keine Infektionen nachgewiesen.

Bsal ist seit 2020 auch in Bayern angekommen. Im fränkischen Steigerwald hat man diesen erstmals an Feuersalamandern nachgewiesen. "Sowohl unsere heimischen Molcharten als auch der Feuer- und Alpensalamander können von Bsal befallen und getötet werden", warnt Yvonne Sommer. "Unsere anderen Amphibien können als Träger des Pilzes fungieren. Sie sind jedoch glücklicherweise resistent." Daraus folgt: Holzmacher und Waldarbeiter sollten die Quellbereiche bei Fahrten und Waldarbeiten unbedingt schonen. In Schuhsohlen und Schlepperreifen könne der Krankheitserreger in den Waldboden verfrachtet werden. Schlepper sollten keinesfalls zwischen verschiedenen Waldquellen wechseln. Reifen sollte man zumindest mit dem Dampfstrahler daheim auf der Hofstelle waschen.

Noch besser ist eine Desinfektion der Schuhe. Dazu kann eine 70-prozentige Alkohollösung oder verdünnter Brennspiritus verwendet werden, im Verhältnis von circa drei Teilen Leitungswasser auf sieben Teile Spiritus, mit einer Einwirkzeit von zwei Minuten. Die Desinfektionsmaßnahme sollte man auf festen Wegen und Plätzen durchführen, entfernt von Fließ- und Stillgewässern.

Vorkommen den Naturschützern melden

Horst Schwemmer als bayerischer Projektmanager des Bundes Naturschutz erläutert, dass seit März 2021 die drei bayerischen Naturschutzverbände Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern (LARS) in einem Artenhilfsprogramm "Feuersalamander" zusammenarbeiten.
Wenn jemand Feuersalamander entdeckt beziehungsweise Vorkommen kennt, dann soll er sich melden bei der Regionalkoordinatorin für Niederbayern Susanna Hanke oder bei Yvonne Sommer (sanna.hanke@t-online.de; sommerlandschaft@t-online.de).

URL: https://www.pnp.de/archiv/1/ein-hautpilz-bedroht-jetzt-den-feuersalamander-7071737
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