Bezirkstagspräsident Heinrich in Viechtach

Grundsteuerfinanzamt wächst – doch was wird aus Sparkassen-Gebäude?

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:15 Uhr

Angetan vom Fortschritt der Behördenverlagerung zeigte sich Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich (l.) beim Besuch des Grundsteuerfinanzamtes mit Viechtachs Bürgermeister Franz Wittmann. −F.: Lang/Bezirk Niederbayern

Bei einem Besuch von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich in Viechtach ist die Besichtigung des Grundsteuerfinanzamtes eigentlich nur von außen vorgesehen gewesen. Um herauszufinden, ob sich die neuen Mitarbeiter hier denn auch wohlfühlen, klingelte Bürgermeister Franz Wittmann spontan bei der Behörde in der Ringstraße, wo Sachgebietsleiterin Monika Hirsch gerne Auskunft gab. Im Gespräch ging es dann auch um die künftige Nutzung des Sparkassen-Gebäudes gegenüber.

Die 48-Jährige stammt aus dem Landkreis Cham, die meisten anderen Kollegen – insgesamt sind es 73 Arbeitsplätze, die hier seit Mai 2022 entstanden sind – sind hingegen sehr jung und wurden nach ihrer Ausbildung aus ganz Bayern hierher versetzt. „Wir fühlen uns sehr wohl“, sagte Monika Hirsch. Das Gebäude, in dem früher die Diskothek „Limit“ betrieben wurde, ist komplett umgebaut und an die Bedürfnisse eines modernen Bürogebäudes angepasst worde. „Nur das Treppengeländer erinnert noch an die Diskothekenzeit, ein paar von uns waren damals noch hier“, sagt Hirsch.

Derzeit sind viele der Mitarbeiter im Homeoffice – viele leere Büros sind die Folge. Die Sachgebietsleiterin geht aber davon aus, dass sich die Homeoffice-Quote bei rund 40 Prozent einpendeln wird. „Im Moment machen wir noch viel Zuarbeit, sobald wir aber eigenständig für alle Grundsteuerveranlagungen in ganz Bayern, außer München, zuständig sind, wird auch der Post- und Schriftverkehr mehr, sodass die Präsenz im Büro wichtiger wird.“ Insgesamt sind für diese Aufgabe 300 Finanzamtsmitarbeiter vorgesehen, davon 150 in Zwiesel und 150 in Viechtach.

Homeoffice-Quote wird entscheidend



Die restlichen Viechtacher Arbeitsplätze sollen – nach jetztigem Stand der Planungen – im Gebäude gegenüber entstehen, in dem jetzt noch die Sparkasse ihren Sitz hat. Eine Entscheidung über die Anmietung des Gebäudes, das der Karl-Gruppe gehört, werde aber erst 2024 fallen, wie Finanzminister Albert Füracker bei einem Besuch vor rund drei Wochen in Zwiesel betonte. Entscheidend sei dabei die Entwicklung der Homeoffice-Quote. Der Viechtacher Bayerwald-Bote hat nach dieser Aussage bei der Karl-Gruppe nachgefragt, wie sie derzeit mit dem Sparkassen-Gebäude plane. Die Antwort: Am Planungsstand hat sich nichts geändert. Zu möglichen Alternativnutzungen gebe es „keine Neuigkeiten“, so eine Sprecherin.

Die Sorge von Franz Wittmann, dass angesichts der hohen Homeoffice-Quote langfristig womöglich gar nicht so viele Arbeitsplätze benötigt werden, konnte ihm Hirsch nehmen. „Jetzt arbeiten alle in Vollzeit, auch weil es ganz junge Kollegen sind, die frisch aus der Ausbildung kommen. Im Laufe der Jahre werden jedoch im Zuge von Familienplanungen mehr Teilzeitplätze entstehen.“

Laufbahn im Mittleren Dienst wird in der Region attraktiv



Für viele der jungen Kollegen sei es das erste Amt, weshalb die meisten auch nicht ewig bleiben würden, so Hirsch. Versetzungen von ganz Bayern nach Viechtach seien aber allein schon wegen der hohen Zahl an Arbeitsplätzen nötig. „Woher soll denn Viechtach plötzlich 150 Mittlere-Dienstler nehmen? Es dauert sicher 20 Jahre, bis man dies mit eigenen Leuten füllen kann“, so die Einschätzung der Sachgebietsleiterin. „Doch ich sage zu vielen jungen Menschen in der Region, die sich für diese Laufbahn interessieren: Die Chancen, heimatnah eingesetzt zu werden, waren noch nie so hoch wie jetzt.“

„Letztlich ist es wie bei der Zentralen Bußgeldstelle“, verglich Wittmann. „Es hat einige Jahre gedauert, bis klar war, wer hier bleibt. Und jetzt haben die meisten Familien gegründet und Häuser in der Region gebaut.“ Manche der Neuen haben sich auch schon eine Wohnung gemietet. „Sobald sich die Homeoffice-Quote einpendelt, wird es auch mehr Miteinander unter den jungen Kollegen geben, die gemeinsam nach Feierabend auch mal weggehen.“ Nur eine Disko gibt es vor Ort nicht (mehr) – dafür aber ein modernes Bürogebäude mitten in der Stadt.

− vbb/aug

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