Logistik

Bilanz des Bayernhafens: Weniger Getreide, mehr Kohle

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:00 Uhr

Der Osthafen: In Regensburg wurden im vergangenen Jahr rund 2,6 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Fotos: H. Stolz, Loeffler

Die Zahlen sind nicht so gut, wie vor einem Jahr. Fast genau neun Millionen Tonnen Güter per Schiff und Bahn wurden im Jahr 2022 durch die Bayernhafen-Standorte umgeschlagen.



Doch der Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann ist beim Jahrespressegespräch in Regensburg trotz des kleinen Rückgangs um 1,8 Prozent im Vergleich zu 2021 optimistisch: „Trotz aller Herausforderungen erleben wir bei den Unternehmen in Bayern großes Interesse und die grundlegende Bereitschaft beim Transport noch mehr auf Schiff und Bahn umzusteigen.“

Häfen stehen im Wettbewerb

Die Bayernhafen-Gruppe betreibt an Main, Rhein-Main-Donau-Kanal und Donau sechs Häfen. Neben Regensburg noch Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth und Passau. Neben den sechs Bayernhafen-Standorten gibt es – wie in Kelheim und Straubing – in Bayern noch 18 kommunale Häfen, die zusammengefasst ungefähr das gleich Tonnagevolumen erreichen wie die Bayernhafen. Doch die Konkurrenz sitzt anderswo:„Wir stehen im Wettbewerb zu Logistikzentren auf der Grünen Wiese, die nur einen Autobahnanschluss haben“, sagt Zimmermann. Die „multimodalen Hafenstandorte“ – an denen die Verkehrsträger Straße, Schiene und Schiff zusammenlaufen – müssten so gestärkt werden, dass sie als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorgehen.

Deswegen wird investiert: In diesem Jahr sollen Investitionen in Höhe von 28 Millionen Euro an den Bayernhafen-Standorten angestoßen werden. Im vergangenen Jahr wurde am Regensburger Westhafen schon das mit einer um 50 Prozent erweiterten Kapazität ausgebaute Container-Terminal für den kombinierten Verkehr von Bahn und Lkw – und Schiff – in Betrieb genommen.

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Am Standort Regensburg wurden 2022 per Schiff 1,1 Millionen Tonnen und per Bahn fast 1,5 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen und damit rund 92 Prozent des Vorjahresvolumens. Die Bahn ist dabei über alle Bayernhafen-Standorte hinweg gesehen – was die Tonnage angeht – bedeutender als das Schiff. Mit der Bahn wurden 2022 rund 6,6 Millionen Güter – und damit 2,5 Prozent mehr als 2021 umgeschlagen.

Währenddessen ging der Schiffsgüterumschlag um zwölf Prozent zurück: auf rund 2,4 Millionen Tonnen. Hierfür gibt es laut Bayernhafen-Chef Zimmermann drei Ursachen: Etwa 120000 Tonnen Schiffsraum fehle aktuell. Diese Schiffe transportieren derzeit in Osteuropa vor allem Getreide aus der Ukraine. Weitere Kapazitäten fehlten an Main und Donau von Aschaffenburg bis Passau durch die zurückgekehrten Transporte von Kohle zu den Kraftwerken am Rhein. Und schließlich war 2022 ein Jahr mit starken und langdauernden Niedrigwasserperioden durch den heißen Sommer. Dadurch konnten Schiffe nicht immer fahren oder konnten weniger transportieren.

Getreide und Kohle

Was die umgeschlagenen Güter angeht, so dominieren in Regensburg beim Schiffstransport Agrarprodukte. „Der Bayernhafen Regensburg ist Bayern Getreidedrehkreuz“, sagt Niederlassungsleiter Carsten Conrad. Das Getreide geht per Binnenschiff zu den Seehäfen an der Nordsee. Angeliefert werden in Regensburg vor allem Rohstoffe für die Zementherstellung wie Hüttensand und Rohgips oder Stahl, der zum Teil schon im Hafen von dort ansässigen Betrieben weiterverarbeitet wird.

„Der Bayernhafen Regensburg ist einer der Motoren für die Region“, sagt Conrad. Eine wichtige Rolle mit knapp 15 bis 20 Prozent spielen auch Brennstoffe wie Kohle, die ihr Comeback erlebt hat, und ein klassisches Massengut für den Schiffstransport ist. Doch nicht nur Güter werden am Bayernhafen umgeschlagen. Auch die Passagierzahlen nehmen wieder zu. Bei den Flusskreuzfahrten ist laut Zimmermann das Vor-Corona-Niveau fast erreicht. Im vergangenen Jahr legten 2054 Schiffe an den Liegeplätzen der Bayernhafen-Standorte an. 2021 war die Fahrgastkabinenschifffahrt auf nur 869 Schiffe abgesunken. Das entsprach ungefähr noch einem Drittel der über 2400 Schiffe, die 2019 gezählt wurden. „Die Branche hat sich fast wieder erholt“ sagt Zimmermann.

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