Launige Suche nach einem Mörder

„A Bavarian Tale“: Urbayerischer Gaming-Krimi aus Minga

07.03.2023 | Stand 25.10.2023, 10:46 Uhr

Im Auftrag der Krone begibt sich der Spieler im Jahr 1866 auf die Suche nach einem Mörder in Wolpertshofen. −F.: Active Fungus Studios

Bayern ist nicht für seine boomende Videospielbranche bekannt. Das könnte sich aber ändern: Mit seinem Erstlingswerk „A Bavarian Tale: Totgeschwiegen“, einem Krimi-Rollenspiel für den PC, zeigt der Münchner Indie-Entwickler Active Fungus Studios, dass Bayern coole Games entwickeln kann – und obendrein Stoff für spannende Geschichten bietet. Jetzt ist das Spiel auf der Onlineplattform Steam erhältlich.



In „A Bavarian Tale“ schlüpft der Spieler in die Rolle von Valentin Schmidt, der im Auftrag der bayerischen Krone im Jahr 1866 in das beschauliche und fiktive Dorf Wolpertshofen in Oberbayern geschickt wird. Schon bei der Ankunft gibt es Geflüster über eine gefährliche Räuberbande, die im Wald herumlungert. Und kaum hat Schmidt einen Fuß im Dorf, wird er auch noch mit einer Leiche konfrontiert. Als Vertreter der Krone obliegt es kurzerhand ihm, das Mysterium um den Toten aufzuklären.

„A Bavarian Tale“ ist ein launiges PC-Spiel mit einer perfekt ausbalancierten Mischung aus Humor und Ernst. Die Suche nach dem Mörder – wie könnte es in einem Dorf anders sein − besteht in erster Linie aus klassischem Netzwerken. Hier ein Ratsch mit der Wirtin, da ein ernstes Wort mit dem Bürgermeister und auch das alte Mütterchen, das den ganzen Tag am Fenster steht, entpuppt sich als wertvolle Informationsquelle.

Dabei taucht man ein ins urbayerische Leben, dessen Facetten auf charmante Art aufs Korn genommen werden. Die Dialoge sind teils etwas langatmig, aber deshalb nicht minder realitätsnah. Da wird gemosert und geschimpft, gegrantelt und getratscht – und auch das volle Repertoire an bairischen (Kraft-) Ausdrücken darf in dem komplett in Mundart synchronisierten Spiel nicht fehlen.

Für Frust und Freude sorgt das Würfelsystem, mit dem entschieden wird, ob eine Aktion im Spiel Erfolg hat, also etwa das Schloss der Truhe geknackt oder eine Information aus dem Gegenüber herausgekitzelt werden kann. Dabei wird eine Zahl vorgegeben, die der Spieler mit seinen Würfen übertreffen muss. Mit Gegenständen kann man die jeweils benötigten Fähigkeiten kurzzeitig verstärken und damit seine Chancen erhöhen. Bier und Breze wirken hier Wunder – doch obacht, wer sich einen Krug vom guten Dorfbier gönnt, merkt schnell, dass der Herr Schmidt nicht wirklich was verträgt. Und auch von der Weißwurst sollte man nach Mittag die Finger lassen...

So launig ist das Spiel, dass man auch über den einen oder anderen Grafikfehler hinwegschaut. Besonders gelungen ist die wunderschöne Umgebungsgestaltung, bei der man gerne auf Erkundungstour geht. Bereits im Ladebildschirm wartet heiter-zünftige Blasmusik, die auch im Spielverlauf immer wieder für die passende Stimmung sorgt.

„A Bavarian Tale“ schafft das, was jede gute Detektivgeschichte ausmacht: Es macht neugierig auf mehr, weckt den Drang auf immer neue Hinweise, bis das Rätsel endlich gelöst ist – und dabei vielleicht noch das eine oder andere Geheimnis im vermeintlich idyllischen Wolpertshofen ans Licht kommt.

Corinna Mühlehner


Zum Download auf der Plattform Steam, ca. 15 Euro

URL: https://www.pnp.de/nachrichten/kultur/a-bavarian-tale-urbayerischer-gaming-krimi-aus-minga-10680557
© 2024 PNP.de