Obing

Frabertshamer Dorfladen steht vor dem Aus

Zwei Jahre mit Verlust zu verkraften – Höhere Einkaufskosten und teurere Energie – Viel ehrenamtlicher Einsatz

26.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:05 Uhr

Am 31. Mai soll der Frabertshamer Dorfladen geschlossen werden. Nur ein drastischer Umsatzzuwachs kann den Kramerladen noch retten. −Foto: Auer

Obing. Der Dorfladen in Frabertsham steht vor dem Aus. Ende Mai soll der Laden geschlossen werden. Nur ein drastischer Umsatzzuwachs kann den Kramerladen noch retten. „Der Laden wird uns fehlen“ oder „Kann man denn da gar nichts mehr machen?“ ist in diesen Tagen in und um Frabertsham häufig zu hören, wenn es um die bevorstehende Schließung des Dorfladens geht.

Viele Kunden auch aus der Umgebung bedauern das Aus des kleinen Kramerladls. „Der Dorfladen ist nicht mehr wegzudenken“, ist oft zu hören. Das tägliche Brotzeitholen für die Arbeit oder die Schule oder der mit einem kleinen Ratsch verbundene Einkauf sei für viele große und kleine Dorfladenkunden zur lieben Gewohnheit geworden.

„Der kurze Weg zum Einkaufen ist nicht nur für junge Familien super“, findet Christa Mitterreiter. Es sei praktisch, ein Geschäft im Ort zu haben und auch unter ökologischen Gesichtspunkten ein Vorteil. Oft sei die Rede vom Energiesparen. Dank des Dorfladens könnte auf viele Einkaufsfahrten verzichtet werden.

Die Vorteile der örtlichen Nahversorgung liegen für viele auf der Hand, das Konsumverhalten spricht nun allerdings eine andere Sprache. Die inflations- und energiepreisbedingte Kostensteigerung bei den Einkaufspreisen und das damit verbundene veränderte Einkaufsverhalten machten dem Dorfladen laut Geschäftsführer Hans Schloder extrem zu schaffen. Hinzukämen Energiekosten, die sich im vergangenen Jahr verdoppelt hätten, und deutlich gestiegene Personalkosten seit Einführung des Mindestlohns. Das Projekt „Dorfladen“ scheint gescheitert.

Auf Nachfrage der Heimatzeitung bedauert Bürgermeister Sepp Huber (FW) die aktuelle Entwicklung. „Der Dorfladen ist eine wichtige Einrichtung für Frabertsham und Umgebung, die mit viel ehrenamtlichem Engagement zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Außenbereich beigetragen hat.“ Die Seniorenbeauftragte und Zweite Bürgermeisterin Franziska Mayer (CSU) sieht die Nahversorgung vor Ort als wichtigen Baustein in der Seniorenbetreuung. Der Hauptort Obing sei gut versorgt, aber im Außenbereich gebe es auch im Hinblick auf den ÖPNV durchaus Defizite, stellt Mayer fest. Die stellvertretende Familienbeauftragte Ingrid Wimmer (PAO) hebt die Bedeutung der kleinen Fachgeschäfte vor Ort für die regionale Wertschöpfung und das dörfliche Miteinander hervor. Am morgigen Dienstag ist der Dorfladen auch Thema im Gemeinderat. Die Frage wird sein, ob sich die Mitglieder des Gemeinderats vorstellen können, den Dorfladen in seiner aktuellen Schieflage finanziell unter die Arme zu greifen und damit die auf viel ehrenamtlichem Engagement gestützte Nahversorgung im zweitgrößten Ort im Gemeindebereich zu stärken, auch mit dem Nebeneffekt, die Energiewende vor Ort voranzutreiben und auch das soziale Miteinander zu fördern.

Beispiele von wirtschaftlichen Staats- und Kommunalhilfen in Krisenzeiten gibt es andernorts durchaus, die Thematik ist dennoch schwierig, denn am Ende geht es wohl auch um die Gleichbehandlung aller Gewerbetreibenden. Wobei es sich beim Frabertshamer Dorfladen nicht um ein gewinnorientiertes Unternehmen im herkömmlichen Sinn handelt. „Die Schwarze Null“ war das große Bestreben der Macher. Nach der Aufgabe des letzten Lebensmittelgeschäfts Anfang 2002 wollten sie eine echte Versorgungslücke im Ort schließen und mit einem Laden von den Bewohnern für die Bewohner die Grundversorgung sichern und einen örtlichen Treffpunkt schaffen. Zehn Jahre lang hat der Plan funktioniert. Bei etwa 35 Quadratmetern Verkaufsfläche brauchte es dafür zwar eine gehörige Portion Kreativität, doch Ladenleiterin Natalia Schloder und ihr Verkaufsteam brachten dafür täglich vollen Einsatz. Sie haben ebenso wie der Geschäftsführer Hans Schloder und eine Hand voll ehrenamtlicher Akteure, darunter die Gesellschafter Christian Westner und Klaudia Plank, viel Herzblut in ihr Projekt der örtlichen Nahversorgung gesteckt und damit den Dorfladen am Leben gehalten. Im ersten Corona-Jahr konnte der Umsatz sogar noch einmal kräftig gesteigert werden.

Nun folgt die deprimierende Kehrtwende. Die Jahresbilanz 2021 weist einen Verlust von gut 4000 Euro aus, für 2022 wird ebenfalls ein deutliches Minus erwartet. „Es tut uns in der Seele weh, aber objektiv bewertet bleibt uns ohne Finanzspritze nichts anderes übrig, als den Dorfladen zu schließen“, bedauert Hans Schloder. Die Entscheidung habe man sich in der Geschäftsführung nicht leicht gemacht und zig Lösungsmöglichkeiten durchdacht, um den Dorfladen doch noch dauerhaft aus den roten Zahlen zu bringen. Viele Lösungsansätze seien letztlich aber am begrenzten Raumangebot gescheitert.

„Klar ist, wir wollen nicht, aber wir müssen aufhören“, betont Schloder. Personal, stille Gesellschafter und Lieferanten seien bereits informiert. Ein Hoffnungsfunke keimt jedoch noch. Sollten die Kunden in den nächsten drei Monaten ihr Einkaufsverhalten drastisch ändern und außerhalb nur kaufen, was es im Dorfladen nicht gibt, könnte man das Ruder noch einmal herumreißen. „Wir wären bereit dazu.“

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