Simbach

Schaulaufen der Politprominenz

Wolfgang Krebs gastiert mit seinem Programm „Vergelt‘s Gott“ im Lokschuppen

12.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:16 Uhr

Die Paraderolle von Wolfgang Krebs ist Edmund Stoiber. −Fotos: Kessler

Von Doris Kessler

Es sieht schlecht aus für Bayern. Das hat man nun auch im Himmel gemerkt, und König Ludwig los geschickt, zu klären, warum so wenige Politiker, insbesondere jene mit dem christlichen „C“ im Namen, in den Himmel kommen. Und so bittet der „Kini“ in Person von Wolfgang Krebs diverse Persönlichkeiten zur Audienz – zum Vergnügen des Publikums, dass sich am Freitagabend im Lokschuppen bei „Vergelt‘s Gott“ königlich amüsierte.

Wolfgang Krebs ist wunderbar wandelbar, und das beweist er am Freitagabend im Simbacher Lokschuppen auf vielfältige Art und Weise. Mühelos schlüpft er in die verschiedensten Rollen, tönt als Angela Merkel, Günther Beckstein oder Horst Seehofer von hinter der Bühne hervor oder tritt als Markus Söder, König Ludwig, Hubert Aiwanger oder Edmund Stoiber ins Rampenlicht. Dabei überspitzt er jede einzelne seiner Rollen so gekonnt, dass man vor lauter Wahrheit fast die Satire nicht mehr zu erkennen vermag. „Wir sind wie die anderen – nur ohne christlich und sozial“, sagt Hubert Aiwanger, und Markus Söder berichtet stolz: „Eigentlich braucht die Welt nur eines, und das bin ich.“

Abseits der Politprominenz hatte Wolfgang Krebs noch zwei weitere wunderbare Charaktere mit nach Simbach gebracht. Zum Beispiel Schorsch Scheberl, Bürgermeister und Vorsitzender von zig Vereinen im malerischen Örtchen „Untergamskobelzeißgruamgermhaferlverdimmering.“ Schorsch Scheberl verhaspelt sich auf dem Weg zur „Hackselschnakselheizung, äh, Schnitzelhackelheizung, äh, Schnitzelschnackselhacksenheizung“ und schildert das dörfliche Leben anschaulich, zum Beispiel mit der Anekdote, wie dereinst eine Faschingsveranstaltung mit großem Strohrumanteil so dermaßen eskalierte, dass am Ende der Wirtshaussaal von der verhassten Nachbarfeuerwehr kontrolliert abgebrannt werden musste. Der zweite unbekannte Star des Abends war „Mäcki Montana“, der freilich dem Publikum gar nicht so unbekannt vorkam, denn tatsächlich erfüllt Mäcki Montana alle Klischees, die man so mit Schlagersängern aus dem alpenländischen Raum verbindet – inklusive geschmacklosem Samt-Jackett und blondem, halblangen Haar. Der ganze Saal singt mit, als Mäcki Montana seinen Evergreen „Ich würde mich so gerne von dir trennen“ anstimmt. Den Schlusspunkt freilich setzt jener Charakter, der Wolfgang Krebs einst berühmt gemacht hat und den er beherrscht wie keinen anderen: Edmund Stoiber, Alt-Ministerpräsident Bayerns, oder, wie er selbst zu sagen pflegt: „Der Dings, äh, ja, Sie wissen schon...“

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