Zum 75. Todestag am 9. Februar 2032

Welche Bedeutung hat Karl Valentin für Kabarettisten heute?

09.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:32 Uhr

Franziska Wanninger aus Marktl über Karl Valentin: Für mich ist er ein Vorbild, weil man bei ihm erkennt, dass es immer noch eine Ecke gibt, um die man denken kann. −Foto: Hartmann

Vor 75 Jahren ist der große bayerische Komiker Karl Valentin gestorben. Wir haben bayerische Berufs-Humoristen gefragt, welche Bedeutung Valentin und sein Humor heute noch für sie haben.

Günter Grünwald,
Kabarettist aus Ingolstadt:

Der Mann war ein Gigant, ein unerreichbares Genie. Und wer bei aller Lobhudelei verkennt, was für einen riesigen Anteil Liesl Karlstadt dabei hatte, ist ein Idiot. Ich wünschte, er wäre glücklicher gewesen. Dann wäre er aber vielleicht kein so großes Genie gewesen. Dass er am Ende seines Lebens in seinem geliebten München erfolglos Klinken putzen musste, gehört zu den großen Ungerechtigkeiten dieser Welt.

− Foto: Dorn

Franziska Wanninger,
Kabarettistin aus Marktl:


Karl Valentin war ja ungemein vielseitig! Er hat sich in seinen Sketchen oft als Naivling oder ungebildeten Menschen inszeniert, aber letzten Endes durch absurde Antworten oder freche Taten doch immer das Gegenüber in die Tasche gesteckt. Er hat es geschafft, Situationen aufs Wesentliche herunterzubrechen. Für mich ist er ein Vorbild, weil man bei ihm erkennt, dass es immer noch eine Ecke gibt, um die man denken kann.

− Foto: Hartmann

Helmut Schleich,
Kabarettist aus München:


Karl Valentin gilt heute als der genialste Komiker, der je in Bayern gelebt hat. Dabei übersieht man, dass zu seinen Lebzeiten vor allem die ordinären und opportunistischen Schreihälse das große Geld verdienten. Den Zweifler Valentin hat München nach dem Krieg geradezu verhungern lassen. Dass heute sein Erbe glänzt, während die meisten Knallchargen vergessen sind, das kann man geradezu als Verpflichtung lesen.

− Foto: Knoll

Eva Karl Faltermeier,
Kabarettistin, Regensburg:

An Karl Valentin mag und schätze ich das Dadaistische in seiner Arbeit. Daneben bewundere ich seine langsame Erzählweise. Er entwickelt seinen Witz dermaßen langsam, dass kann man heute leider gar nicht mehr so machen. Wegen Karl Valentin habe ich an meiner Firmung gespieben – ich sage nur Hashtag Zigarre. Und seine „Semmelnködeln“ sind natürlich auch einer seiner großen Klassiker.

− Foto: Pertramer

Helmfried von Lüttichau,
Kabarettist aus Schliersee, bekannt aus „Hubert und Staller“:


Valentin hab ich als Kind das erste Mal gesehen – und nicht verstanden. Er war mir ein bisschen unheimlich. Trotzdem musste ich lachen. Dann tat er mir auch wieder leid. Wie gern hätte ich ihm geholfen. Stattdessen fing ich an, ihn zu imitieren. Weil ich fasziniert war. Vielleicht hab ich auch bei ihm geklaut. Bewusst oder unbewusst. Johannes Staller wäre ohne Valentin bestimmt ein anderer Polizist.

− Foto: Knoll

Martina Schwarzmann,
Kabarettistin aus Altomünster:


Erst neulich haben wir von Karl Valentin gesprochen weil wir einen alten Stuhl haben, bei dem ein Stuhlbein etwas kürzer ist. Und wir haben überlegt ob wir die anderen drei auf die gleiche Höhe abschneiden oder auf das eine was dranstückeln.

Dann haben wir über den Sketch von Karl Valentin gelacht und der Stuhl wackelt noch immer. Vielleicht finden wir im Garten eine schräge Stelle, an der er grad steht.

− Foto: Karmann/dpa

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