Deggendorf

Sibler zum Klinikum: Können das Ruder noch selbst herumreißen

Spitze des Donau-Isar-Klinikums nimmt Stellung zu den hohen Defiziten – 2023 entscheidendes Jahr

08.02.2023 | Stand 25.10.2023, 11:17 Uhr

Informierten über die Situation am Klinikum: Werner Bumeder (v.l.), Bernd Sibler und Dr. Inge Wolff. Wegen eines Anschlusstermins fand das Gespräch in der Waldwasserzentrale in Moos statt. −Foto: Trs

Von Wendelin Trs

Corona, Lieferkettenengpässe, Energiekrise und nicht zuletzt die bundespolitischen Vorgaben haben das Donau-Isar-Klinikum (DIK) in eine finanzielle Schieflage getrieben. Die Situation ist im deutschen Krankenhausgeschäft kein Einzelfall – bei weitem nicht. Aber alleine muss sich das DIK aus der Krise manövrieren und für die Zukunft strukturell neu aufstellen – und das in einer Zeit, in der die künftigen Maßstäbe der Krankenhauserlöse sehr ungewiss sind. Das ist das Fazit eines Pressegesprächs mit Verwaltungsratsvorsitzendem Landrat Bernd Sibler, dessen Stellvertreter, Dingolfings Landrat Werner Bumeder, Klinik-Vorstand Dr. Inge Wolff und Bereichsleiter Finanzen, Andreas Zinn.

Für das DIK steht laut Sibler ein entscheidendes Jahr an. „Wir sind noch in der Situation, in der wir das Ruder selbst noch herumreißen können. Wir werden 2023 intensiv dazu nutzen müssen, dieses Klinikum so aufzustellen, dass es in allen drei Standorten zukunftsfähig ist“, so der Landrat. Das sei man den rund 2500 Mitarbeitern und den Menschen in den beiden Landkreisen und darüber hinaus schuldig. Die große Sorge: Die Entwicklungen auf Bundesebene seien nicht von den ländlichen Räumen her gedacht, sondern großstädtisch geprägt, so Bumeder und Sibler.

Neue Zahlen legten die Verantwortlichen nicht auf den Tisch. Wie in der Kreistagssitzung am Vortag in Dingolfing (DZ berichtete) vorgetragen, rechnet das DIK im Wirtschaftsplan für 2023 mit einem Minus von 19,9 Millionen Euro. Das tatsächliche Rechnungsergebnis für 2022 stehe noch nicht fest, werde sich zwischen dem Abschluss von 2021 mit minus 8,1 Mio. Euro und dem erwarteten Verlust heuer einpendeln, schätzte Wolff. Sibler betonte, dass man die Jahre zuvor, gute Ergebnisse einfuhr und viel in die Modernisierung des DIK aus dem laufenden Betrieb investieren konnte.

Die Defizite des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) müssen laut Vertrag die beiden Landkreise tragen. Ob heuer schon Nachschüsse notwendig werden, lässt sich erst sagen, wenn die konkreten Zahlen vorliegen. Kommendes Jahr werden sie aber nicht darum herumkommen.

Woher kommen die Verluste in dieser Höhe
Seit der Jahresmitte 2022 hat das DIK laut Wolff erhebliche Einbußen bei den Erlösen. Das liegt zum einen an den Corona-Hilfen, die von einem Tag auf den anderen weggefallen seien. Gleichzeitig lief das Schwerpunkthaus Deggendorf voll mit Notfallpatienten durch die Einführung der Datenbank IVENA. Dadurch fehlen dem Haus Kapazitäten für elektive Eingriffe, die rentabler wären. Durch die Einführung der Personaluntergrenzen können andererseits Stationen und Betten nicht voll belegt werden. Die angestrebte Ambulantisierung führe dazu, dass stationäre Kapazitäten abgebaut werden müssen, so Wolff. Auf der Ausgabenseite trifft die Kliniken eine erhebliche Sachkostensteigerung – vor allem bei der Energie, für die das DIK jedoch keine Unterstützung bekommt. Damit arbeite man „zwangsläufig defizitär“, so Wolff.

Welche Möglichkeiten hat das Donau-Isar-Klinikum, um zu reagieren
Klar ist, dem DIK stehen weitere strukturelle Veränderungen bevor. Konkretes ließen sich die Verantwortlichen noch offen. Es gehe darum, das Leistungsspektrum zwischen den drei Standorten so zu verteilen, um eine optimale Erlösmöglichkeit zu erreichen, so Dr. Wolff. „Das heißt aber auch, dass ich nicht an jedem Standort alles machen kann.“ Als Beispiel nannte sie ambulante operative Kleineingriffe, die die Abläufe in einem großen OP stören, und bisher an allen Standorten möglich sind. Schlagkräftiger sei es laut Wolff, diese Eingriffe an einem Zentrum – ungestört von den Notfällen – zu bündeln. Die Veränderung müsse gemeinsam mit den Mitarbeitern so gestaltet werden, dass es für alle drei Standorte eine Existenzberechtigung gebe. Daneben liegen auf der Verwaltungsseite Themen wie Sachkosten und Verträge.

Positiv stimmen Sibler die vielen bereits geführten Gespräche mit den Mitarbeitern sowie die sehr gute Aufstellung mit technischen Geräten. Auch die Entwicklung mit der Uni-Medizin in Niederbayern lasse ihn optimistisch nach vorne blicken. Außerdem gebe es viele Menschen, die sich mit den drei Häusern leidenschaftlich identifizieren.

„Ich glaube auch für meine Mitarbeiter, dass wir die Kraft und die Stärke haben, gemeinsam eine Veränderung in der Hinsicht zu erreichen, die Leistungserbringung auf die neuen Anforderungen ausrichten zu können. Ob wir das in wirtschaftlicher Form können, weiß ich nicht. Es ist auch ein Zeichen dieser Bundesregierung und dieses Gesundheitsministers, dass er Sachen festlegt, von denen wir noch gar nicht wissen, wie sie ausgestaltet werden“, betonte Dr. Wolff, die die Regelungen des Gesundheitsministers als unkalkulierbare Größe bezeichnete.

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