„Schwanengesang“ am 11. Februar

Schubert und die Einsamkeit auf Tinder: Trostberger Bariton gibt Liederabend

03.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:58 Uhr

Bonko Karadjov singt Franz Schuberts „Schwanengesang“ als modernes Musiktheater für einen Darsteller. −Foto: Sebastian Hoffmann

Vielleicht ist „Liederabend“ das falsche Wort für das, was Bariton Bonko Karadjov aus Trostberg im Kreis Traunstein vorhat nächsten Samstag, 11. Februar, um 18 Uhr im Atrium des Heimatmuseums seiner Heimatstadt. Der Sänger, der sich auch als Regisseur und Videokünstler einen Namen gemacht hat, und der zusammen mit seiner Ehefrau, der Sopranistin Eva Maria Amann, seit 2020 am Theater an der Rott in Eggenfelden engagiert ist, führt erstmals Franz Schuberts Liedersammlung „Schwanengesang auf“ – in ganz anderer Weise als gewohnt.

Da steht nicht nur ein Sänger vorm Klavier (begleitet wird Karadjov von Ingmar Beck, Kapellmeister am Landestheater Linz), der Sänger singt die 14 Lieder, die 1828 kurz vor Schuberts Tod entstanden sind, eingebettet in eine szenische Darstellung, eine Art Musiktheater für sehr kleine Besetzung also: Das Publikum erlebt die Geschichte eines Mannes aus der heutigen Zeit. Seine Frau ist an einer Krankheit gestorben, er will neuen Anschluss finden, Freunde. Die sucht er fatalerweise im Internet, auf Facebook, auf Instagram, auf Tinder – also dort, wo nicht menschliche Wärme, sondern die soziale Kälte zu Hause ist. „Meine Frage ist: Was passiert mit einen Menschen, der blind mit viel Liebe und Freude in diese Welt mit ihren Missverständnissen gerät?“, sagt der Sänger. Die Antwort könnte tödlich sein. Zumindest aber Todessehnsucht auslösen.

Zum Gesang mit Klavierbegleitung und zum Schauspiel kommt noch eine dritte Ebene der Darstellung: Bonko Karadjov erstellt für Theaterstücke, aber auch für Gebäudeinszenierungen, Projektionen – im „Schwanengesang“ werden zunächst illustrierende Bilder wie von Browserfenstern und Chats auf den Wänden des Veranstaltungsraums erscheinen, später auch künstlerische Videos des Protagonisten, wie er in einem Meer aus Nachrichten versinkt.

Der Künstler wagt es, zusätzlich zum Gesang und Spiel auch die selbst produzierte und programmierte Technik am Abend live zu steuern.

− rmr


11.2. um 18 Uhr, Heimatmuseum Trostberg. Info und Karten per Mail an schwanengesang.concert@gmail.com und telefonisch unter 0176/82127919

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