Bayerbach

Förderverein Langwinkel löst sich auf

27.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:28 Uhr

Die Würfel sind gefallen, der Förderverein wird aufgelöst. Beim Auszählen der Stimmen (von links) Kirchenpfleger Josef Sailer, Martin Kieswimmer vom Verwaltungszentrum, 2. Vorsitzender Heinz Bauhuber, Pfarrer Hans Heindl und Vorsitzender Franz Hager. −Foto: Gröll

Siebeneinhalb Jahre nach seiner Gründung ist der Förderverein für die Wallfahrtskirche Langwinkl Geschichte. Im Bürger- und Kulturhaus Bayerbach – also an gleicher Stelle, wo er im Juli 2016 gegründet wurde – ist mit der überwältigenden Mehrheit von 19:1 Stimmen seine Auflösung rückwirkend zum 31. Dezember beschlossen worden.

Eigentlich wollte Franz Hager nach seinem Rückzug aus dem Rathaus keine Ämter mehr übernehmen. Einige Anfragen von Vereinen bezüglich der Übernahme von Ehrenämtern lehnte er ab. „Außer für Langwinkl, da sage ich Ja“, meinte der ehemalige Bürgermeister damals. Zu Langwinkl haben in der Folge viele Menschen „Ja“ gesagt und gemeinsam eine kolossale Aufgabe gestemmt. „Ich bin dankbar, dass der Verein gegründet worden ist“, betonte Pfarrer Hans Heindl. Enorm viel Geld wurde generiert, sagte er und belegte dies mit Zahlen.

Zukunft des Weinfestes noch ungeklärt

80000 Euro der notwendigen Eigenleistungen wurden vom Förderverein bereits an die Finanzkammer in Passau überwiesen, weitere 90000 Euro kamen von der Kirchenstiftung, wo ebenfalls ein Langwinkl-Konto existiert. Der Förderverein hat noch ein Guthaben von rund 39500 Euro. Dem stehen noch knapp 29000 Euro an Eigenleistungen aktuell gegenüber – damit ist die 100000-Euro-Marke bei weitem geknackt. Dazu stehen noch Maßnahmen für rund 14000 Euro aus. Verrechnet mit dem, was die Pfarrkirchenstiftung noch zur Verfügung hat, bleiben mehr als 9000 Euro übrig, um künftig auf kleinere notwendige Anschaffungen oder Maßnahmen reagieren zu können. „Der Förderverein wäre dann auf Null abgewickelt“, sagte Pfarrer Hans Heindl – und so kam es denn auch.

Das, was dazwischen lag, mag man durchaus als Wechselbad der Gefühle bezeichnen. Einerseits kamen immer wieder Erinnerungen beispielsweise an die legendären Weinfeste auf. Das „neue“ Bayerbacher Weinfest (es war ja ursprünglich eine Veranstaltung der Sportschützen) hat sich tief ins Bayerbacher Gesellschaftsleben eingebrannt – und das will man natürlich auch nicht verlieren. Verschiedenste Szenarien wurden an-, aber nicht zu Ende diskutiert. Ein eigener eingetragener Verein stand im Raum, fand aber nicht besonders viele Freunde. Auch der Pfarrgemeinderat könnte sich darum kümmern, denn eines ist klar: Der Helferkreis ist nach wie vor groß. Warum man nicht einfach den kirchlichen Förderverein weiter existieren lassen kann, wurde – wie schon bei der vorangehenden Vorstandssitzung (wir berichteten) – auch deutlich. Hier geht es um steuerliche Belange, die große Probleme bereiten würden.

Dass man auch für Langwinkl selbst in Zukunft Geld brauchen werde, machte Bürgermeister Günter Baumgartner deutlich. Mit dem Förderverein sei sehr viel Positives „in der Pfarrei über sämtliche Gremien hinweg“ auf den Weg gebracht worden, sagte er und hegte Wünsche, zum Beispiel den, Langwinkl nachts so energieeffizient wie möglich zu beleuchten. „Langwinkl ist ein Schmuckstück, ein großes Aushängeschild für Bayerbach in exponierter Lage“, meinte er und war sich sicher, damit viele Langwinklfreunde zu begeistern.

Bitte um weitere Unterstützung

Immer wieder wurde der Pfarrgemeinderat für die künftige Organisation des Weinfestes in Verbindung gebracht. Dort gebe es einen Festausschuss, antwortete Pfarrer Hans Heindl und merkte an: „Ich glaube nicht, dass wir hier eigens etwas Großes ins Leben rufen müssen.“ So könnte man auch den Umweg über einen Verein sparen, sprang ihm Martin Kieswimmer vom Verwaltungszentrum zur Seite.

Letzterer erläuterte auch noch einmal das Problem der jetzigen Konstruktion. „Stiftung und Verein gehören auseinander, das beißt sich rechtlich“, erklärte er und schickte gleich hinterher, dass das Geleistete „ein großer Segen für die ganze Pfarrei“ sei. Zwischenzeitlich sei aber klar geworden, dass man von der rechtlichen Seite so nicht weitermachen könne.

Deutlich wurde noch einmal das große Engagement von vielen Menschen aus Bayerbach, der Region und weit, weit darüber hinaus. Da sind die 121 Mitglieder, die nun noch schriftlich informiert und natürlich auch um weitere Unterstützung gebeten werden sollen. Da sind Einzelpersonen – Pfarrer Hans Heindl machte es am Beispiel von Emma Schwarzbauer und ihren Helfern deutlich –, und da sind zahllose Spender, die mit kleinen wie großen Beiträgen dafür gesorgt haben, dass die Wallfahrtskirche wieder als besagtes Aushängeschild hoch oben auf dem Hügel stehen kann.

Sorge um Kapelle in Huckenham

Schon zuvor lobte Vorsitzender Franz Hager das große Engagement mit viel persönlichem Einsatz. „Es war eine schöne Zeit und eine sehr gute Zusammenarbeit mit euch“, sagte er zu Vorstandschaft und Mitgliedern und sprach von einer „Super-Super-Super-Zeit“. Hager deutete an, sich selbst auch weiterhin zu engagieren, wenn eine Lösung in Sicht sei – es kam aber wie schon erwähnt anders.

Nicht ganz zufrieden dürfte Julia Hofbauer nach Hause gegangen sein. Die junge Bayerbacherin sorgt sich um ein weiteres Kirchlein mit ebenso großer Geschichte, die sie selbst bei der Kommunionvorbereitung mit dem unvergessenen Pater Thomas Schluck kennengelernt habe: die Kapelle St. Margarethe in Huckenham habe sie tief beeindruckt.

Die Förderrichtlinien hätten sich geändert, erläuterte Martin Kieswimmer, Nebenkirchen würden aktuell von der Diözese gar nicht mehr bezuschusst. Außerdem war zu vernehmen, dass die Sanierung äußerst teuer sei. Kirchenpfleger Josef Sailer – er hat selbst in dieser Kirche geheiratet – sprach von einer Kostenschätzung in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Auch vom Denkmalschutz sei keine große Hilfe zu erwarten, wie deutlich wurde.

Verfallen lassen will man die Kirche aber nicht. Derzeit sei ein Stützgerüst eingebaut, die Kirche aber aus Sicherheitsgründen nicht begehbar, erklärte Sailer. Würde beispielsweise das Dach bei einem Sturm beschädigt, wäre das eine Notmaßnahme, die man natürlich erledigen würde, sagte Martin Kieswimmer – mehr aber auch nicht. Zum Aushängeschild wie Langwinkl wird es das Huckenhamer Kirchlein, eines der ältesten in der ganzen Diözese, wie Bürgermeister Günter Baumgartner anmerkte, auf absehbare Zeit also wohl nicht bringen.

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