Uraufführung Salzburger Landestheater

Fest der Freundschaft: „Das fliegendes Klassenzimmer“ als Musical

20.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:03 Uhr
Kirsten Benekam

Rockig-poppig, jazzig, gerappt oder balladenhaft: „Das fliegende Klassenzimmer“ als Musical mit Christoph Bleyer und Daniel Fussek (Mitte). −Foto: Tobias Witzgall

Traurig, aber wahr: Die Kindheit ist nicht nur Ponyhof. Bei vielen gleicht sie eher einer Berg- und Talfahrt. Davon wusste auch Erich Kästner ein Lied zu singen. Als er 1933 „Das fliegende Klassenzimmer“ schrieb, packte er in seinen Jugendroman Lebenswahr- und Weisheiten, die bis heute wie Rettungsbojen im Ozean des sozialen Miteinanders leuchten.

Ein zeitloser Literaturstoff, den das Salzburger Landestheater jetzt als Musical-Fassung von Katrin Schweiger (Musik) mit Texten von Marco Dott zur Uraufführung brachte. Die jugendlichen Musicaldarsteller, die in Kooperation mit Profis im Rampenlicht standen, wurden vom jungen Publikum gefeiert. Die Spiel-, Sing- und Tanzbegeisterung der wilden Schar, zu der auch Kinder der Salzburger Festspiele und des Theater-Kinderchors gehören, wurde von einer fantastischen Landestheater-Band im Graben befeuert (Leitung: Manuel Lauerer).

Marco Dotts Inszenierung ist mit aktuellen Zeitbezügen aufgefrischt. Besonders die energievollen Tanzszenen (Josef Vesely und Kate Watson) in Skaterparkkulisse und auf variabler Tribüne (Manuela Weilguni) lassen mitfiebern. Aus der Ode an Freundschaft, Loyalität und Zusammenhalt entstand ein Musical mit flotten Songs – rockig-poppig, jazzig, gerappt oder balladenhaft. In emotionaler Anlehnung an den szenischen Stoff komponierte Schweiger passende Melodien, die von den Nachwuchstalenten bravourös dargeboten wurden.

Die prähistorischen Querelen zwischen Realschülern und Gymnasiasten bieten Steilvorlage für Zickenkrieg, gezofft wird aber in Salzburg nicht nur (wie in der Literaturvorlage) zwischen Jungs – zwei der fünf Freunde sind Mädchen, auch das Jungeninternat ist Geschichte. Stibitze Diktathefte, Kidnapping, auf gescheiterte Verhandlungsversuche folgen Schneeballschlachten, Armdrücken, und schließlich gehen die Streithähne in Rapgesängen zum Hip-Hop-Battle über. In ergreifendem Spiel sind Einzelschicksale und Dramen der fünf so unterschiedlichen Freunde emotionsreich herausgearbeitet: Ein Hoch auf die jugendlichen Hauptrollen Martina (Emilia Grabner), Jonathan (Filip Köpke), Sophie (Alma Tomasi), Uli (Leonhard Radauer) und Matthias (Nikolas Kendi), aber auch auf das Ensemble, das in der Gesamtleistung zeigt, wie glanzvoll sich junge und alte Theaterhasen im Zusammenwirken ergänzen.

Kirsten Benekam


Bis 29. Mai, Info und Karten auf salzburger-landestheater.at

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