Skiregion Serfaus-Fiss-Ladis: Mit der U-Bahn auf die Piste

14.01.2023 | Stand 25.10.2023, 11:01 Uhr

Blickfang auf 2600 Metern Höhe: Der Crystal Cube. Der Würfel glänzt futuristisch und reflektiert nicht nur die Bergwelt. Der perfekte Ort für ein Selfie. Im Inneren finden acht Personen Platz, die sich mit Champagner und Kaviar verwöhnen lassen können. Der Würfel dient nicht nur als ein luxuriöses Bergrestaurant, sondern auch als Standesamt. −Fotos: Markus Schön

Von Markus Schön

Die Familien-Skiregion Serfaus-Fiss-Ladis kann nicht nur mit der höchstgelegenen Luftkissenbahn der Welt aufwarten. Was viele nicht wissen: In dem Tiroler Wintersportort wurde auch der Zauberteppich entwickelt.

Heute begleitet Valentin aus Waiblingen die Skifahrer und Snowboarder auf den Weg zur Piste. „Nächster Halt: Seilbahn“, tönt seine Kinderstimme aus den Lautsprechern. Geräuschlos schwebt die U-Bahn auf 1400 Metern Höhe durch den Untergrund des Bergdorfs Serfaus. Vier Stationen verbindet die höchstgelegene Luftkissenbahn der Welt. 1280 Meter lang ist der Tunnel unter der Dorfstraße der 1145 Seelen-Gemeinde. Mit diesem umweltfreundlichen Transportmittel – neben Wien und Linz übrigens die dritte U-Bahn in Österreich – wurden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen in dem Tiroler Wintersportort, der sich vor allem auf Familien spezialisiert hat.

Denn bequemer und komfortabler kann man mit seinen Kleinen kaum eine Liftstation erreichen. Wer schon einmal mit mehreren Kindern beim Skifahren war, weiß, dass der Weg zur Gondel oft sehr schweißtreibend sein kann. Wie Sherpas fühlen sich Mama und Papa, wenn sie in voller Montur mehrere Ski-Paare Huckepack tragen müssen. In Serfaus dagegen ist der Weg zur Piste dank der U-Bahn ein Kinderspiel.

Urlauberkinder sagen die Haltestationen an

Während unter der Erde bis zu 3000 Fahrgäste pro Stunde kostenlos befördert werden, geht es oberirdisch sehr entspannt zu. Denn das idyllische Bergdorf hat den Verkehr weitgehend aus dem Ort verbannt. Lediglich die Anfahrt zum Hotel ist gestattet, für den Rest des Urlaubs bleibt das Auto stehen. Bereits Anfang der 80er Jahre lag das kleine Dorf, umgeben von der Schweizer Samnaungruppe und den Ötztaler Alpen, bei den Wintersportlern so hoch im Kurs, dass der Ort die Blechlawinen nicht mehr bewältigen konnte. Also ging 1987 die Bahn in Betrieb. 2017 bis 2019 wurde sie komplett erneuert. Alle Stationen verfügen über Kinderwagen- und rollstuhltaugliche Zu- und Abgänge. Übrigens sind es Urlauberkinder, die die Ansagen aus der U-Bahn aufs Band gesprochen haben und als „Wagenbegleiter des Tages“ nicht nur zu hören, sondern auf den Monitoren in den Waggons auch zu sehen sind.

Gemäß dem Motto „We are family“ setzt die Wintersportregion Serfaus-Fiss-Ladis mit den drei gleichnamigen Dörfern voll auf Eltern mit Kindern. Dabei gilt die Region als Pionier in Sachen Familienurlaub – sei es im Sommer wie auch im Winter. „Diese Positionierung hat sich unter anderem dadurch ergeben, dass es bei uns in den 80er-Jahren viele Ferienwohnungen gab, in denen vor allem Familien gerne Urlaub machten“, erzählt Eva Stark. Die 53-Jährige gilt als Kinderski-Pionierin. Die Sportwissenschaftlerin ist beim Österreichischen Skiverband zuständig für die Ausbildung der kleinen Kurvenflitzer. Noch als Studentin hatte sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit damals Österreichs ersten Kinderski-Lehrplan verfasst. Damit legte sie den Grundstein für eine einheitliche Ausbildung in ganz Tirol. Seit 1997 ist Eva Stark in der Skischule Fiss-Ladis für die Schulung des Nachwuchs verantwortlich. Bereits ab drei Jahren lernen Kinder auf spielerische Art und Weise das Skifahren in der Bambini-Gruppe. „Man muss die Kleinen unbewusst an die Sache heranführen“, hat sie die Erfahrung gemacht. In Fiss-Ladis erwartet die Kurvenflitzer in Bertas Kinderland ein wahres Schneeparadies, wo das Lernen richtig Spaß macht. „Ein großer Vorteil dieses großen Areals ist es, dass wir über Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden verfügen“, erzählt die sympathische Tirolerin. Je nach Farbe – es geht los bei grün und endet bei gelb – wird es immer steiler.



Wie der Zauberteppich von Australien nach Tirol kam


Außerdem finden sich dort elf Förderbänder beziehungsweise Zauberteppiche. Was viele nicht wissen. Diese Aufstiegshilfe wurde im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis entwickelt. „Der jetzige Bergbahn-Chef Benni Pregenzer war häufig in Australien und ist mit diesen Förderbändern gefahren. Dabei kam ihm die Idee, dass dies doch super wäre für die kleinen Skifahrer, um ihnen den Aufstieg zu erleichtern“, erzählt Eva Stark. Und so wurde das erste Förderband für Outdoor hier erprobt und weiterentwickelt.

Insbesondere für die ganz Kleinen, die schnell müde werden, ist diese Erfindung ein Segen: „Bei der Fahrt hinauf können sie wieder Kräfte sammeln.“ Doch wie bringt man den Kindern das Skifahren am besten bei? „Wenn sie bremsen können, beginnt der Pistenspaß“, weiß Stark aus ihrer langjährigen Erfahrung. Dabei kommt es auf die kindgerechte Sprache an, damit die kleinen Schüler verstehen, was sie mit ihrem Körper machen sollen. „Weil die Mädchen und Buben mit dem Begriff Pflug nur wenig anfangen können, sagen wir viel lieber Schneebremse“, erklärt die Skilehrerin. Und diese besteht aus drei Bewegungsabläufen.

„Ganz wichtig sind in der Grundposition die breiten Elefantenbeine“, erklärt sie und macht es gleich einmal vor. Im nächsten Schritt müssen die Kinder ihre Füße nach innen drehen. Auch hier bedient sie sich der leicht verständlichen Kindersprache: „Die Zehen küssen sich und die Fersen mögen sich nicht“, sagt sie lachend. Und zu guter Letzt muss noch aufgekantet werden. „Wie beim Flugzeug müssen die Flügel aufgeklappt werden.“ Auf diese Art und Weise lernen die Kinder übrigens auch das parallele Kurvenfahren: „Du machst mit den Skiern die Türe auf – und nach der Kurve die Türe wieder zu.“

Die Skischule Fiss-Ladis ist benannt nach dem Maskottchen Berta. Die sympathische Kuh begegnet den Kurvenflitzern auf Schritt und Tritt mit einem Lächeln. Die ganz Kleinen dürfen es sich auf dem Weg zu ihrer Piste im Anhänger von Bertas Snowmobil gemütlich machen. Und da Skifahren bekanntlich sehr hungrig macht, können es sich die Mädchen und Buben in Bertas Kinderplanet zwischen Mars und Saturn schmecken lassen. Dabei handelt es sich um ein eigenes Restaurant für Skikurs-Kinder. Nicht zu vergessen Bertas Kindervilla, wo sich die Kleinen aufwärmen und spielen können. Dort findet sich auch eine große Bühne, auf der zur Freude der Kinder das Maskottchen Berta mit seinen Freunden eine coole Show abliefert.

Im gesamten Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis sind 125000 Quadratmeter Schneefläche für die kleinen Pistenflöhe reserviert. Denn neben Bertas Kinderwelt bei der Sonnenbahn Ladis-Fiss findet sich in Serfaus die Kinderschneealm und der Murmlipark. Knapp 700 Skilehrer sind zu Spitzenzeiten im Einsatz, um den kleinen aber auch großen Wintersportlern das Skifahren beizubringen. Einer davon ist Daniel Marktl. Der 27-Jährige studiert eigentlich Lehramt für Sport und Geografie. In den Semesterferien schnallt er sich aber die Ski an und zeigt den Touristen seine Heimat.

Schneesichere und sonnenverwöhnte Region

Und zu entdecken gibt es so einiges. Das Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis umfasst 214 Pistenkilometer. „Und obwohl wir ein Familienskigebiet sind, kommen auch sportliche Fahrer bei uns voll auf ihre Kosten“, erzählt der Serfauser. Denn neben 47 Kilometer blauen und einfachen Pisten finden sich dort 112 Kilometer Pisten, die rot gekennzeichnet sind. Wer es steil und rasant liebt, auf den warten 27 Kilometer schwarze Pisten.

Los geht die sportliche Skisafari mit dem sympathischen Skiguide in Serfaus. Dort geht es hinauf bis auf den höchsten Punkt des Skigebiets – den Masnerkopf auf 2828 Metern. Doch bevor man sich gleich an die schwarze Masnerkopfabfahrt wagt, heißt es Skier abschnallen und hinauf zur Aussichtsplattform,von wo aus man einen fantastischen Blick auf zahlreiche 3000er hat. Dort thront auch eine mächtige Bronze-Skulptur auf einem Felsen: ein Bartgeier mit einer Flügelspannweite von etwa drei Metern.

Selbst Anfang April herrschen aufgrund der Höhenlage noch beste Pistenbedingungen. Die Region ist nicht nur schneesicher, sondern auch sonnenverwöhnt. Die südliche Lage der drei Bergdörfer beschert den Urlaubern jedes Jahr 2000 Sonnenstunden. Die Skiregion besticht auch mit breiten Pisten, auf denen das Carven richtig Spaß macht. Man braucht schon einen Tag, um sich durch das gesamte Skigebiet zu hangeln. Der Höhepunkt ist dann die Fahrt auf der Frommes-Abfahrt. Auf rund zehn Kilometern geht es hinunter bis nach Fiss.


Redakteur Markus Schön recherchierte Ende letzten Winters auf Einladung des Tourismusverbands Serfaus-Fiss-Ladis.


Die Wintersportregion Serfaus-Fiss-Ladis liegt auf einem Hochplateau in 1200 bis 1400 Metern Höhe über dem oberen Tiroler Inntal.

ANREISEN
Zu erreichen sind die Orte Serfaus, Fiss und Ladis mit dem Auto über die Inntalautobahn A12 bis zum Knoten Oberinntal. Dann geht es über die Reschenstraße 180 bis zur Ausfahrt Ried. Der weitere Weg führt über Serpentinen hinauf zu den drei Dörfern.

ÜBERNACHTEN
Vier-Sterne-Hotel Castel in Serfaus (www.castel.at).

ABSEITS DER PISTE
In Serfaus findet jeden Mittwoch die Adventure Night „Fairy Tale“ statt. Die Besucher erwartet ein Spektakel mit Lasershow, Artisten und Akrobaten, die unter anderem für den Cirque du Soleil arbeiten. Beim Nightflow „Rock the Snow“ in Fiss rocken jeden Dienstag coole Tänzer, Akrobaten und waghalsige Stuntmen die fulminante Schanze. Winterzauber beschert jeden Donnerstag „Magic Ladis“. Dort herrscht vor der Kulisse unterhalb der mächtigen Burg Laudeck eine Mischung aus Live-Entertainment und Gaumenfreuden.

www.serfaus-fiss-ladis.at

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