Landgericht Bayreuth

Ein Jahr nach Mord an Ärzte-Ehepaar: Prozess vor Abschluss

13.01.2023 | Stand 13.01.2023, 5:43 Uhr

Landgericht Bayreuth - Außenansicht des Landgerichts Bayreuth. - Foto: Daniel Karmann/dpa

Vor fast genau einem Jahr wird ein Ärzte-Ehepaar aus Oberfranken im Schlaf erstochen. Vier Kinder werden zu Waisen, die älteste Tochter steht inzwischen vor Gericht. Hat sie gemeinsam mit ihrem Freund die Tat geplant? Das Urteil steht nun bevor.

Der Mord-Prozess ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod eines Ärzte-Ehepaares in Mistelbach ist auf der Zielgeraden. Am 23. Januar soll das Urteil gegen die angeklagte Tochter des Paares und ihren Freund gesprochen werden. Wie ein Sprecher des Landgerichts Bayreuth mitteilte, wurden am Mittwoch die Plädoyers gehalten. Wegen des Alters der beiden Angeklagten - das Mädchen ist 17 Jahre alt, ihr Freund 19 - wurde nach dem Prozessauftakt im vergangenen Oktober die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Die Staatsanwaltschaft forderte die Kammer demnach auf, die Angeklagten wegen «mittäterschaftlich begangenen Mordes in zwei tatmehrheitlichen Fällen» schuldig zu sprechen.

Der 19-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft wegen der besonderen Schwere der Schuld zu einer Jugendstrafe von 13 Jahren und 6 Monaten verurteilt werden. Für die 17 Jahre alte Angeklagte forderte die Staatsanwaltschaft 9 Jahre und 6 Monate. Ihr Verteidiger dagegen verlangte einen Freispruch, da ihre Mittäterschaft nicht erwiesen sei. Der Verteidiger des 19-Jährigen sprach sich für eine Haftstrafe von 9 Jahren und 6 Monate aus. Er verneinte eine besondere Schwere der Schuld seines Mandanten.

Der 51 Jahre alte Kinderarzt und seine 47 Jahre alte Frau, die ebenfalls Ärztin war, starben in der Nacht zum 9. Januar 2022 durch eine Vielzahl von Stichen in Brust-, Hals- und Gesichtsbereich, wie die Staatsanwaltschaft zum Prozessauftakt erläutert hatte. Demnach soll der heute 19-Jährige die Tat ausgeführt haben, seine Freundin soll derweil ihre jüngeren Geschwister davon abgehalten haben, Hilfe zu holen oder einzuschreiten. Der Plan soll es gewesen sein, die Tat wie einen Einbruch aussehen zu lassen. Das Ehepaar war im Schlaf überrascht worden. Es hatte in dem Haus zusammen mit seinen vier Kindern gelebt.

Die Tat hatte in der ganzen Region für großes Entsetzen gesorgt. Der Kinderarzt hatte geplant, mit seinem Praxis-Partner ein großes Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin zu eröffnen.

Im Verlauf des Verfahrens waren nach Gerichtsangaben 33 Zeuginnen und Zeugen vernommen worden. Vier Sachverständige gaben Auskünfte, darunter zwei Rechtsmediziner. Zur Urteilsverkündung und auch zur Begründung am 23. Januar sind wieder Zuschauerinnen, Zuschauer und Medienschaffende zugelassen.

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