Bad Griesbach

Wahre Schätze für das Stadtarchiv

Bad Griesbacher Ahnenforscher bewahren heimische Geschichte vor dem Vergessen

03.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:17 Uhr
Birgit Auer

Stadtarchivarin Kathrin Maier (v. l.) und Bürgermeister Jürgen Fundke freuen sich über die „wahren Schätze“, die Ahnenforscher Josef Klugseder und Martina Egger der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. −Foto: Auer

Daten und Bilder sammeln, Puzzlestücke aus verschiedensten Quellen zusammensetzen und Geschichte lebendig erhalten: In Bad Griesbach gibt es mehrere Ahnenforscher, die der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern mit ihrer Arbeit einen großen Dienst erweisen. Bürgermeister Jürgen Fundke hat sich jüngst bei Martina Egger und Josef Klugseder für ihren Einsatz bedankt.

„Sie bringen uns einen wahren Schatz, der so für die Nachwelt erhalten bleibt“, freute sich Kathrin Maier, Archivarin der Stadt Bad Griesbach, über zwei neue Objekte im städtischen Archiv. Zum einen hat sich Josef Klugseder darum gekümmert, dass die „Chronik von Sankt Salvator“, die bisher in Privatbesitz war, digitalisiert wurde und nun auch der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Zum anderen hat Martina Egger im Sommer ihr zweites Buch heraus gegeben und dieses „Gedenkbuch für die Gefallenen der Pfarrgemeinde Weng im Ersten Weltkrieg“ nun ebenfalls offiziell an die Stadt übergeben.

„Dankbar, dass jemand diese Aufgabe übernimmt“

Zwei Jahre hat sie an diesem Werk gearbeitet, hat sogenannte Kriegsstammrollen entziffert, Pfarrbriefe, Sterbebilder und Trauerreden gelesen, private Sammlungen durchforstet und so aus den verschiedensten Quellen Informationen zusammengetragen. „Das ist ja unglaublich, wie viel Arbeit da dran hängt“, stellte Bürgermeister Jürgen Fundke beim ersten Durchblättern fest. Und genau diese Arbeit sei aber unheimlich wichtig: „Gerade hier im ländlichen Raum gehört die Vergangenheit zu einem gut funktionierenden Gemeindeleben mit dazu. Ich bin sehr dankbar, dass jemand diese Aufgabe übernimmt und etwas gegen das Vergessen tut.“

Nach ihrem ersten Buch, das Martina Egger über die Gefallenen aus Weng im Zweiten Weltkrieg geschrieben hatte, würdigt sie nun in dem fast 350 Seiten umfassenden Buch die Vermissten und Toten des Ersten Weltkrieges. Sie will ihnen und ihren Angehörigen Würde geben und gegen das Vergessen kämpfen: „Krieg ist niemals nur ein militärisches, geschichtliches und politisches Ereignis, sondern auch immer grausames Schicksal für ganz normale Menschen auf beiden Seiten. Die Männer von Weng sind für das Grauen gestorben und sollen uns alle mahnen, Krieg zu ächten.“

Ahnenforschung liegt im Trend

Das Gefühl, die Menschen persönlich zu kennen, nachdem man sich so sehr mit ihrer Geschichte beschäftigt hat, diese Leidenschaft und die Neugierde auf neue Zusammenhänge und Hintergründe hat auch Josef Klugseder aus Geisberg gepackt. Er wusste, dass einst der ehemalige Gemeindeschreiber Ernst Sowa eine „Chronik von Sankt Salvator“ zusammengetragen hatte und dass diese derzeit in Privatbesitz ist.

Auf seine Anregung hin und gemeinsam mit dem Bayerischen Landesverein für Familienkunde e.V. wurde das dicke Buch mit dem roten Einband nun digitalisiert. „Es ist schon was Besonderes, wenn wir auf mehreren Umwegen eine ganze Chronik bekommen“, freut sich Robert Lang, der Vorsitzende der Bezirksgruppe Niederbayern. Es sei das Bestreben des Vereins, dass solche Schätze auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Und genau das wurde gemacht: Seite um Seite wurde eingescannt, ein großer Teil davon musste nachbearbeitet werden und das komplette Werk von Ernst Sowa ist nun digital auf einem Speicherstick abrufbar.

„Unser Verein lebt von der Zuarbeit unserer Mitglieder“, berichtet Robert Lang weiter und lobt die Arbeit von Martina Egger und Josef Klugseder. Die Ahnenforschung liege derzeit auch voll im Trend: „Die Arbeit wird immer interessanter, weil immer mehr Medien elektronisch verfügbar sind. So beschäftigen sich zunehmend auch jüngere Menschen mit diesem Thema“, weiß Lang.

Die Ahnenforscher sind gut untereinander vernetzt. Der Bayerische Landesverein für Familienkunde e.V. hält in sieben der acht niederbayerischen Landkreise regelmäßige Treffen ab, zum Beispiel jeden ersten Montag im Monat im Gasthaus Hölzlwimmer in Kleeberg. „Jeder kann vorbei kommen und bei uns mitmachen“, lädt der Bezirksvorsitzende ein und bittet zugleich um Unterstützung aus der Bevölkerung: „Der Verein hat in Bayern bereits mehr als eine Million Sterbebilder gesammelt und möchte das noch weiter ausbauen. Wer daheim noch Sterbebilder hat, kann das Projekt gerne unterstützen.“ Die Bilder werden dann eingescannt und gehen wieder an die Eigentümer zurück. Über die Sterbebilder-Aktion und auch über den Verein selbst informiert Robert Lang gerne auch telefonisch unter ✆0151/4252 9022.

− bb

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