Schrumpfende Gewinne
Schlechte Nachrichten bei Audi, BMW, ZF & Co: Deutsche Autoindustrie in der Krise

01.08.2024 | Stand 02.10.2024, 12:29 Uhr |

Egal ob BMW, Mercedes, Audi, Porsche, VW oder Zulieferer wie ZF: Jüngst häuften sich die schlechten Nachrichten von deutschen Autoherstellern und ihren Zulieferern. − Symbolbild: dpa

Die schlechten Nachrichten von deutschen Autoherstellern und Zulieferern häufen sich. Volkswagen, BMW, Daimler und ZF setzen die Serie fort. Dabei geht es auch um Arbeitsplätze.

 



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Sinkende Verkaufszahlen, schrumpfende Gewinne und Stellenabbau: Die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Volkswagen inklusive der Tochter Audi, BMW, Daimler Truck und der Zulieferer ZF haben die Serie schlechter Nachrichten aus der Branche fortgesetzt und damit auch den Leitindex der deutschen Börse nach unten gezogen.

Der Gewinn des Volkswagen-Konzerns fiel im zweiten Quartal um 4 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro. Vor allem in China, wo der VW-Konzern gut ein Drittel aller Autos verkauft, schwächelt das Geschäft. Die Erwartungen für das laufende Jahr hatte Europas größter Autobauer bereits im Juli zurückgeschraubt. Neben den Rückgängen im Tagesgeschäft bei den wichtigen Gewinnbringern Porsche und Audi kommen den Konzern die Kosten für den Stellenabbau bei der Kernmarke VW teuer zu stehen.

Dafür hat das Unternehmen 900 Millionen Euro zurückgestellt. Sonderaufwendungen von rund 1,3 Milliarden Euro für das mögliche Aus des Audi-Werks in Brüssel folgen voraussichtlich im laufenden dritten Quartal.

 

Volkswagen-Konzernchef: „Jetzt geht es um Kosten, Kosten und Kosten“



Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume sagte in Wolfsburg: „Jetzt geht es um Kosten, Kosten und Kosten. Vor allem für die Marke Volkswagen, aber auch bei allen anderen Marken.“

Wegen der schwachen Nachfrage vor allem nach E-Autos drosselt der Konzern die Fertigung. In Wolfsburg, Emden, Zwickau sowie bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm wurde die Kapazität um ein Viertel gesenkt, teure Nachtschichten wurden gestrichen.

Für China ist VW pessimistisch, BMW dagegen vorsichtig optimistisch. Blume sagte, es dürfte dort auch im zweiten Halbjahr schwer bleiben: „In China haben wir dieses Jahr zu kämpfen.“ Im vergangenen Jahr hatte VW dort bereits die Marktführerschaft an BYD abgeben müssen. BMW-Finanzvorstand Walter Mertl sagte in München, die Senkung der Leitzinsen in China und andere Maßnahmen der Regierung in Peking könnten schon im laufenden Quartal zu einer Stabilisierung führen.

Volkswagen rechnet dank neuer Modellen bald mit spürbar besseren Geschäften, „vor allem im vierten Quartal“. Das Umfeld bleibe „herausfordernd“, die vor drei Wochen gesenkten Jahresziele sollten aber erreicht werden, sagte Blume: Vom Umsatz sollen mindestens 6,5 Prozent als Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) übrig bleiben.

 

Hohe Ausgaben belasten BMW



BMW meldete nach Mercedes-Benz und Audi ebenfalls sinkende Absatz-, Umsatz- und Gewinnzahlen, bekräftigte aber im Gegensatz zur Konkurrenz seine Prognose für das Gesamtjahr. Der Gewinn nach Steuern brach im zweiten Quartal um fast 9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein. Hauptgrund sind höhere Ausgaben: BMW investiert gerade deutlich mehr Geld für den Neu- und Umbau von Autowerken, neue Batteriefabriken und Modellanläufe. Zugleich steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sehr stark. Ab Ende nächsten Jahres sollen im ungarischen Debrecen und in München die ersten E-Autos der „Neuen Klasse“ vom Band laufen, mit ganz neuen Batterien und neuer Software.

BMW verkauft auch mehr als doppelt so viele vollelektrische Autos wie Mercedes-Benz und Audi zusammen - die teuren Batterieautos sind aber noch nicht so profitabel wie die Benziner und Dieselautos. Bei 17 Prozent am BMW-Gesamtabsatz macht sich das bemerkbar. Außerdem hakelt es im Kredit- und Leasinggeschäft: Die Preise für Gebrauchtwagen sinken weiter, Leasingsrückläufer lassen sich weniger gut vermarkten. Zudem ist die Zahl der Kreditausfälle gestiegen.

 

BMW-Chef Zipse fordert Förderung von eFuels



Vorstandschef Oliver Zipse kritisierte die EU-Kommission wegen ihrer Klimapolitik. Um den CO2-Ausstoß heute und nicht erst in Zukunft stark zu senken, müssten für die große Bestandsflotte der Verbrennerfahrzeuge eFuels so schnell wie möglich und in großer Breite gefördert werden. Dazu müsste Brüssel aber auch den Hochlauf CO2-armer Kraftstoffe beschleunigen und den Einsatz praktikabel machen, forderte er.

VW denkt wegen der schwachen Nachfrage nach E-Autos an eine Verlängerung für die Verbrennermodelle, wie Blume sagte. Weil die Erwartungen an den Hochlauf zu hoch gewesen seien, müsse man die Flexibilität erhöhen. Möglicherweise werde man sogar noch einmal ein neues Verbrennermodell an den Start schicken.

 

Daimler Truck und ZF senken Prognosen



Der Stuttgarter Lkw-Konzern Daimler kappte nach einem schwachen zweiten Quartal den Ausblick für das laufende Jahr: Der Umsatz werde zwei Milliarden niedriger sein als bisher angepeilt und der Betriebsgewinn (Ebit) nicht steigen, sondern um mindestens 15 Prozent sinken. Vorstandschef Martin Daum kündigte Kurzarbeit in deutschen Werken ab September an. Wie viele Beschäftigte betroffen sind, sei noch offen.

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Der große Autozulieferer ZF senkte nach einem Umsatz- und Ergebnisrückgang im ersten Halbjahr seine Umsatzprognose von mindestens 45 Milliarden auf höchstens 43,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen geht von einer Eintrübung im zweiten Halbjahr aus. ZF hatte vergangene Woche angekündigt, bis Ende 2028 in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen. Welche der 30 Standorte wie betroffen sind, werde gerade diskutiert, sagte ZF-Chef Holger Klein in Friedrichshafen am Bodensee.

Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Horváth unter 50 Automobilzulieferern nehmen die Autobauer den Zulieferern bis zu 50 Prozent weniger E-Fahrzeugkomponenten ab als zuvor in Aussicht gestellt. „Die Umstellung auf die Module und Bauteile für E-Fahrzeuge erfordert erhebliche Investitionen und viele Zulieferer haben aufgrund der reduzierten Nachfrage hohe Einbußen bei Umsatz und Ertrag“, sagte Branchenexperte Frank Göller. Wegen der angespannten Lage sei mit weiteren Zusammenschlüssen und Übernahmen zu rechnen.

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